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Teurer, aber leicht zu handhaben Was macht das Moderna-Vakzin besonders?

Wie Biontech/Pfizer setzt auch Moderna auf die mRNA-Technologie.

Wie Biontech/Pfizer setzt auch Moderna auf die mRNA-Technologie.

(Foto: imago images/Sven Simon)

Mit dem Impfstoff von Moderna dürfte Deutschland bald über zwei Vakzine gegen Covid-19 verfügen. Wie der von Biontech/Pfizer, basiert mRNA-1273 auf der noch jungen mRNA-Technologie. Dennoch gibt es wichtige Unterschiede. Hier eine Übersicht über Fakten und Fragen.

Der zweite Impfstoff gegen Covid-19 erhält in der Europäischen Union (EU) eine bedingte Zulassung. Die Europäische Kommission erteilte dem Vakzin des US-Biotechkonzerns Moderna die finale Genehmigung. Zuvor hatte bereits die Europäische Arzneimittelbehörde Ema grünes Licht gegeben. Das Mittel von Biontech/Pfizer hatte kurz vor Weihnachten eine bedingte Zulassung erhalten. Doch was weiß man eigentlich über den Moderna-Impfstoff?

Hier ein kurzer Steckbrief:

Name des Impfstoffs: mRNA-1273

Hersteller: Moderna. Das Unternehmen hat seinen Sitz in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts. Moderna produziert seinen Impfstoff in Amerika und Europa.
Art des Impfstoffs: Wie Biontech/Pfizer setzt auch Moderna bei seinem Impfstoff auf das vergleichsweise neue Prinzip der mRNA. Dabei werden lediglich kleine Genschnipsel injiziert, die sogenannte mRNA oder Boten-RNA. Sie regt die Zellen im menschlichen Körper dazu an, das Antigen des Coronavirus - in diesem Fall sein Spike-Protein - zu produzieren. Dadurch wird eine Immunantwort hervorgerufen, die eine Schutzwirkung gegen Covid-19 erzeugt.

Und hier eine Übersicht über die wichtigsten Fragen:

Wie muss der Impfstoff gelagert werden?
Der Impfstoff mRNA-1273 ist bei Kühlschranktemperaturen 30 Tage haltbar und sechs Monate bei Temperaturen von minus 20 Grad Celsius - letztere sind vor allem für Lagerung und Transport von Bedeutung.

Wie viele Impfdosen sind nötig?
Zwei Dosen in einem Abstand von vier Wochen. Die Injektion erfolgt ins Muskelgewebe. Die Impfstoffmenge liegt bei 100 Mikrogramm - deutlich mehr als die 30 Mikrogramm des Biontech/Pfizer-Impfstoffs.

Kann der Moderna-Impfstoff ebenfalls effizienter genutzt werden, um mehr Dosen zu erhalten?
Aus den USA kommt der Vorschlag, beim Moderna-Impfstoff nur die halbe Dosis zu spritzen, vor allem bei Menschen im Alter zwischen 18 und 55 Jahren. "Wir wissen, dass das die gleiche Immunantwort hervorruft", sagt Moncef Slaoui, Chef des US-Bundesimpfprogramms, dem Sender CBS. Einige Wissenschaftler stimmen dem zu, verweisen aber darauf, dass die Studien dazu nicht öffentlich vorliegen.

Was kostet der Impfstoff?
Der Preis, für den die EU den Moderna-Impfstoff erwirbt, wurde bisher geheim gehalten. Im Dezember hatte die belgische Staatssekretärin Eva De Bleeker jedoch auf Twitter zeitweise die Preise für die bestellten Impfstoffe veröffentlicht. Demnach soll eine Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechnet rund 15 Euro kosten. Das wären bei zwei vollen Dosen pro Person also etwa 30 Euro. Eine Dosis von Biontech/Pfizer soll demnach 12 Euro, eine von Astrazeneca 1,78 Euro pro Dosis kosten. Der Tweet wurde später gelöscht.

Wie hoch ist die Wirksamkeit des Moderna-Impfstoffs?
Die Wirksamkeit von mRNA-1273 nach zwei Impfdosen wurde von Moderna zuletzt mit 94,1 Prozent angegeben. Nach Veröffentlichung der ersten Daten war noch von 94,5 Prozent die Rede gewesen. Ab einem Alter von 65 Jahren soll die Schutzwirkung 86,4 Prozent betragen. Aber schon 14 Tage nach der ersten Dosis wurde bei rund 50 Prozent der Geimpften eine Schutzwirkung gegen Covid-19 beobachtet.

Laut Daten aus der Phase-1-Studie war die ausgelöste Immunantwort mehrere Monate deutlich im Blut nachweisbar. Das könnte darauf hindeuten, dass der Moderna-Impfstoff über einen längeren Zeitraum Schutz gegen Covid-19 bietet. Allerdings ist es noch kein Beweis dafür.

Welche Nebenwirkungen gibt es?
Ernst zu nehmende Nebenwirkungen traten bei der klinischen Studie zum Moderna-Impfstoff nicht auf. Als häufigste mit mRNA-1273 verbundene Nebenwirkungen wurden Schmerzen an der Injektionsstelle genannt. Danach folgen Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Schüttelfrost. Solche Reaktionen sind in vielen Fällen ein Hinweis darauf, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert. Es gibt laut der US-Arzneimittelbehörde FDA allerdings auch ein geringes Risiko einer schweren allergischen Reaktion. Diese trete normalerweise innerhalb weniger Minuten bis zu einer Stunde nach einer Dosis auf.

Wie viel Impfstoff kann Moderna produzieren?
Moderna erwartet für die ersten drei Monate 2021 eine Produktion von 100 bis 125 Millionen Impfdosen. Davon sollen 15 bis 25 Millionen außerhalb der USA zur Verfügung stehen. Insgesamt rechnet der Konzern damit, dass er 2021 weltweit mindestens 500 Millionen und maximal 1 Milliarde Impfdosen herstellen kann.

Wie viele Dosen erhält Deutschland?
Im Rahmen der EU-Bestellung erhält Deutschland 50,5 Millionen Dosen des Moderna-Impfstoffs.

Reicht der bestellte Impfstoff nun aus?
Zusammen mit den Bestellungen des ebenfalls bereits zugelassenen Impfstoffs von Biontech/Pfizer hat Deutschland laut Bundesgesundheitsministerium nun 136,3 Millionen Dosen sicher, die nahezu alle 2021 geliefert werden könnten. Mit je zwei nötigen Dosen ließen sich so rechnerisch 68,2 Millionen Bürger impfen - bei 83 Millionen Einwohnern in Deutschland. Dies wären deutlich mehr, als für die sogenannte Herdenimmunität der Bevölkerung nötig ist.

Welche anderen Länder setzen noch auf Moderna?
Die Europäischen Kommission hat mit Moderna die Lieferung von bis zu 160 Millionen Impfdosen vereinbart, von denen 50,5 Millionen an Deutschland gehen. Die Schweiz hat sich 7,5 Millionen Dosen gesichert, Großbritannien 7 Millionen. 200 Millionen Impfdosen haben die USA bei Moderna bestellt - bis zum 4. Januar wurden bereits 18 Millionen davon geliefert. Kanada bekommt 40 Millionen mRNA-1273-Impfdosen. Auch andere Länder wie Japan, Mexiko, Katar und Südkorea haben Lieferverträge mit Moderna.

Wie steht das Moderna-Vakzin im Vergleich zum Biontech/Pfizer-Impfstoff da?
Bei der Wirksamkeit gibt es zwischen mRNA-1273 von Moderna und BNT162b2 von Biontech/Pfizer kaum Unterschiede. Allerdings hat der Moderna-Impfstoff einen klaren Vorteil bei der Handhabung: Er muss für Transport und Lagerung nicht wie BNT162b2 auf etwa minus 70 Grad Celsius gekühlt werden. Nach dem Auftauen muss das Konzentrat des Biontech/Pfizer-Impfstoffs zudem noch verdünnt werden. Der Moderna-Impfstoff wird bereits in der endgültigen Konzentration bei minus 20 Grad gelagert - nach dem Auftauen können die Einzeldosen direkt aus den Ampullen entnommen werden. Dies erleichtert die Logistik.

Wie war der zeitliche Ablauf der Impfstoff-Entwicklung?
Moderna war weltweit das erste Unternehmen, welches klinische Versuche am Menschen gestartet hatte - im März. Nach ersten vielversprechenden Ergebnissen begann dann am 27. Juli die entscheidende Phase-3-Studie mit 30.420 Freiwilligen ab einem Alter von 18 Jahren. Am 16. November legte Moderna die ersten vorläufigen Daten aus dieser Studie vor. Zwei Wochen später, am 30. November, folgten die vollständigen Daten. Am 2. Dezember meldete Moderna eine Studie an, in der der Impfstoff an Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren getestet werden soll.

Wie war das Ergebnis der klinischen Studien?
Unter den 30.000 Freiwilligen traten 196 Fälle von Covid-19 auf. Darunter waren 185 Probanden, die lediglich das Placebo erhalten hatten. Nur 11 der geimpften Freiwilligen erkrankten an Covid-19 - allerdings keiner von ihnen schwer.

Quelle: ntv.de

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