Deutschlands erster Offshore-Windpark Endlich, aber: Vorsicht!
27.04.2010, 20:54 UhrVor der Nordseeinsel Borkum geht Deutschlands erster Offshore-Windpark ans Netz. Höchste Zeit, findet die Presse. Zum Lob gesellen sich jedoch auch Warnungen, vor allem vor der Federführung der Energiegiganten.
"Höchste Zeit, dass auch die deutschen Windmüller zügig in See stechen". Die Lübecker Nachrichten ziehen den internationalen Vergleich: "Fernab der Küsten weht der Wind heftiger und beständiger. Briten, Dänen und Niederländer sind längst da, fast 700 Windkraftanlagen drehen sich vor deren Küsten. Vor deutschen Gestaden sind es nicht mal 30." Das Blatt warnt: "Beim Bau der Offshore-Windparks sollten aber nicht wie bei Alpha Ventus die großen Oberstromer unter sich bleiben. Sonst halten sie auch diesen Markt unter Preiskontrolle."
Die Leipziger Volkszeitung versucht, Bedenken gegen die Windparks zu zerstreuen: "Natürlich löst der Offshore-Boom in der deutschen Windenergie-Branche nicht nur Begeisterung aus. Naturschützer fürchten um Flora und Fauna auf hoher See. Bisherige Studien zeigen jedoch, dass sich auch Vögel und Fische auf die Situation einstellen können. Gewollt ist auf jeden Fall sauberer Strom aus Windkraft. Und diese ist auf See nunmal am stärksten. Die Energieerträge von Anlagen im Meer liegen 40 Prozent über denen von Parks auf dem Land. Deshalb sind Windräder in der Ostsee besser platziert als in der Leipziger Tieflandsbucht."
"Alpha Ventus ist das Testfeld für rund drei Dutzend deutsche Windpark-Projekte in Nord- und Ostsee - allesamt fernab der Küsten und in großen Wassertiefen. Es bringt den Beleg, dass die Mega-Rotoren auch unter so extrem schwierigen Bedingungen installiert werden können und funktionieren - eine technische Meisterleistung sondergleichen", lobt die Frankfurter Rundschau. "Doch ein Selbstläufer ist das keineswegs. Solch gigantische Strommengen im Norden zu produzieren, macht nur Sinn, wenn sie auch in den Verbrauchszentren im Westen und Süden genutzt werden können."
"Während Solarstrom aus der Wüste noch Zukunftsmusik bleibt, hat die Ära des Watts aus dem Wattenmeer in Deutschland begonnen. Endlich", freut sich auch die Landeszeitung. "Andere Nordseeanrainer wie Niederländer, Briten und vor allem Dänen sind beim Anzapfen des rauen Windes längst weiter." Das Blatt aus Lüneburg warnt jedoch ebenfalls vor der Federführung großer Energiekonzerne bei dem Offshore-Projekt. Das berge Risiken: "So sind die Betreiber der Testanlage 'Alpha Ventus' vor Borkum hauptberuflich Betreiber von Kohle- und Atomkraftwerken. Wie viel Ehrgeiz werden diese Konzerne wohl in eine zügige Energiewende legen, die ihren bisherigen Dukateneseln Konkurrenz macht? Mehr Staat, vor allem mehr Europa wäre angesichts der Dimension der notwendigen Energiewende sinnvoll. Denn die Zuverlässigkeit des Windes als Energiequelle wüchse, würden die europäischen Windparks an den Küsten der Nordsee vernetzt."
Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig