Bundeswehr zieht sich zurück Afghanen übernehmen Feisabad
24.01.2012, 14:13 Uhr
Deutsche und afghanische Soldaten auf gemeinsamer Erkundungstour in der Umgebung von Feisabad (Archivbild von 2008).
(Foto: dpa)
Seit einem Jahrzehnt ist die Bundeswehr in Afghanistan. Am Standort Feisabad übernehmen nun die Afghanen die Verantwortung. Der deutsche Botschafter versichert den Afghanen, sie auch nach dem Abzug der internationalen Truppen nicht alleine zu lassen.
Zehn Jahre nach Beginn des Einsatzes in Afghanistan ist die Verantwortung am Bundeswehr-Standort Feisabad an die einheimischen Sicherheitskräfte übergeben worden. Die Zeremonie in der Hauptstadt der relativ ruhigen nordöstlichen Provinz Badachschan fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Als erste Region im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr war im Juli 2011 die Stadt Masar-i-Scharif an die afghanischen Sicherheitskräfte übergegangen. Ende vergangenen Jahres hatte die Bundeswehr im Rahmen ihres geplanten Abzugs die Leitung des zivil-militärischen Wiederaufbauteams (PRT) in Feisabad an das Auswärtige Amt übergeben.
Der Leiter des PRT, der Diplomat Helmut Landes, nannte die Sicherheitslage in der Provinz "weitgehend stabil". In Feisabad sind nach Angaben der Bundeswehr rund 250 deutsche und 160 mongolische Soldaten stationiert. Die Nato will die Verantwortung bis Ende 2014 im ganzen Land schrittweise an die Afghanen übergeben und ihren Kampfeinsatz am Hindukusch dann beenden. Die Bundeswehr zieht in diesen Tagen die ersten ihrer gut 5000 Soldaten ab.
Afghanen äußern Sorge über Abzug
Afghanische Polizei und Armee übernahmen in Feisabad und in 7 der 28 Distrikte Badachschans die Verantwortung. Provinzgouverneur Schah Waliullah Adib äußerte seine Sorge über den geplanten Abzug der ausländischen Truppen. Der deutsche Botschafter Rüdiger König sagte nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA): "Die Beendigung des internationalen Militäreinsatzes bedeutet nicht, dass wir Afghanistan alleine lassen."
PRT-Leiter Landes sprach von einem "bedeutenden Schritt für die gesamte Region Badachschan". Die Übergabe der Verantwortung zeige die positive Entwicklung in der Provinz. "In Badachschan sehen wir, wie sich Afghanistan wandelt: Mehr und mehr geht die Verantwortung auf unsere afghanischen Partner über", sagte Landes nach Angaben der deutschen Botschaft in Kabul. "Auch das internationale Engagement wandelt sich: Es bekommt zunehmend ein ziviles Gesicht."
Als Voraussetzung für das geplante Ende des Nato-Kampfeinsatzes Ende 2014 gilt die Ausbildung der afghanischen Armee und Polizei. Durch tödliche Angriffe einheimischer Sicherheitskräfte auf ausländische Soldaten erleidet die Zusammenarbeit allerdings immer wieder schwere Rückschläge. Zuletzt hatte ein afghanischer Soldat am vergangenen Freitag vier französische Kameraden erschossen. Paris drohte daraufhin mit einem vorzeitigen Truppenabzug.
An diesem Donnerstag entscheidet der Bundestag über das neue Mandat für den deutschen Einsatz. Darin wird die Obergrenze von 5350 auf zunächst 4900 Soldaten gesenkt. Für 2013 wird eine weitere Senkung um weitere 500 Soldaten angepeilt
Quelle: ntv.de, dpa