Politik

Familiengipfel in Berlin Arbeitszeit soll flexibler werden

Kristina Schröder und Angela Merkel.

Kristina Schröder und Angela Merkel.

(Foto: dapd)

Das Arbeitsleben soll familienfreundlicher werden – dafür werben Bundeskanzlerin Merkel und Familienministerin Schröder beim "Familiengipfel" mit Arbeitgebern und Gewerkschaftern. Sollten sich ihre Forderungen erfüllen, käme das einer Revolution im Arbeitsleben gleich.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Dauerthema für die Bundesregierung. Eine Studie legte erst kürzlich offen, dass viele Sozialleistungen, um genau das zu ermöglich, ohne größere Effekte verpuffen. Höchst umstritten war auch die Einführung des Betreuungsgeldes. Nun setzt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel für familienfreundlichere Arbeitsbedingungen ein. Die Arbeitszeiten sollen flexibler werden, es soll mehr Teilzeiitstellen geben und die Kinderbetreuung besser werden. Dafür hat sie beim Familiengipfel mit Arbeitgebern und Gewerkschaftern geworben.

Die meisten Arbeitnehmer gehen morgens zur Arbeit und kommen abends nach Hause. Um ihre Kinder können sie sich in dieser Zeit nicht kümmern – das soll sich nach dem Wunsch von Familienministerin Kristina Schröder ändern. Dass der Angestellte von zuhause zu seinem Arbeitsplatz kommt, tat sie beim "Familiengipfel" mit Arbeitgebern und Gewerkschaften als "Präsenzritual" ab. Und von diesen Ritualen solle sich die Wirtschaft verabschieden. Schröder bezeichnete die vor zwei Jahren von Regierung und Wirtschaft unterzeichnete "Charta für familienbewusste Arbeitszeiten" als Erfolg: "Diese Entwicklung wollen wir fortsetzen und verstetigen."

Ähnlich äußerte sich SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im rbb-Inforadio: "Es gibt immer noch eine große Präsenzkultur, das heißt, diejenigen zählen viel, die lange im Büro bleiben und Überstunden schieben. Diejenigen, die vielleicht 30 Stunden sehr produktiv arbeiten, werden dagegen karrieretechnisch zurückgestellt."

Müttern soll Rückkehr in den Job erleichtert werden

Ebenfalls ein großes Problem: Müttern gelingt oft die Rückkehr in den Beruf nicht. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) plädierte erneut für einen Rechtsanspruch auf Rückkehr zur einer Vollzeitstelle, wenn wegen einer Familienphase zuvor in Teilzeit gearbeitet wurde. Der Koalitionspartner FDP ist jedoch strikt gegen einen Rechtsanspruch.

Merkel sagte, Eltern müsse jederzeit die Rückkehr in den Beruf ermöglicht werden. Ob es darauf wie von Schröder gefordert, einen Rechtsanspruch geben soll, sagte sie nicht. Die Kanzlerin plädierte zudem dafür, Familien die steuerliche Abrechnung von Kinderbetreuung und Pflege kranker oder älterer Angehöriger zu erleichtern. "Der Dienstleistungsstandort Deutschland kann noch ausgebaut werden", sagte Merkel.

Die Grünen lobten den Industrie-Konzern Bosch, der erklärt hatte, flexible Arbeitszeitmodelle in seine Unternehmensleitlinien schreiben zu wollen. "Es ist ein gutes Signal, wenn einzelne Firmen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten vorangehen", sagte die Grünen-Familienexpertin Katja Dörner. Dennoch seien Gesetze notwendig. Ministerin Schröder habe "nicht den Mumm, das Rückkehrrecht gegen die FDP durchzusetzen."

"Viel Symbolismus und Aktionismus"

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) beklagte, dass die Rückkehr von Müttern in die Erwerbstätigkeit "nur selten reibungslos" funktioniere. Die Möglichkeiten zur Anpassung der Arbeitszeit seien begrenzt, bedauerte die Vizevorsitzende Ingrid Sehrbrock in der "Passauer Neuen Presse". Erforderlich seien aber an die Bedürfnisse der Familien angepasste Arbeitsarrangements, "die die Existenz sichern und die im Alter nicht zur Armut führen". Auch ein gesetzlicher Anspruch auf Rückkehr zur Vollzeit sei "überfällig".

Die IG Metall stellte das als "Familiengipfel" bezeichnete Treffen mit der Wirtschaft infrage: "Diese Schaufensterpolitik im Wahljahr bringt keiner Frau auch nur einen Zentimeter mehr Wahlfreiheit, und das ist es, was wir brauchen", monierte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der IG Metall in Frankfurt, Christiane Benner.
Der Deutsche Familienverband bescheinigte der Regierung, sie habe das Thema in Angriff genommen. "Aber die Umsetzung hakt und vieles ist in Symbolismus und Aktionismus stecken geblieben."

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen