Politik

Von einem Schacht in den anderen Asse: Alles muss raus

Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt seine Pläne zur Schließung des einsturzgefährdeten Atommülllagers Asse bekannt. Offenbar präferiert die Behörde das Herausholen der 126.000 Fässer und die Einlagerung im Schacht Konrad.

Ein Bergmann untersucht in der Schachtanlage Asse mit einem Kontaminationsmessgerät in den Boden.

Ein Bergmann untersucht in der Schachtanlage Asse mit einem Kontaminationsmessgerät in den Boden.

(Foto: AP)

Der Atommüll aus dem einsturzgefährdeten Endlager Asse in Remlingen bei Wolfenbüttel soll nach einem Zeitungsbericht so schnell wie möglich herausgeholt werden. Das empfehle das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als bevorzugte Variante in seinem Gutachten, berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger". Der Asse-Betreiber will sein Gutachten am Freitag in Hannover vorstellen.

Die von 1976 bis 1978 dort eingelagerten 126.000 Fässer mit leicht- und mittelradioaktivem Atommüll könnten demnach in den 20 Kilometer entfernten Schacht Konrad, einem stillgelegten Eisenerz-Bergwerk in Salzgitter, gebracht werden. Die Behörde rät der Politik demnach zu größter Eile, da die Grube instabil ist und Wasser eindringt.

Vermutlich Milliarden-Kosten

Zu den Kosten der Aktion mache das Bundesamt für Strahlenschutz keine Angaben, schreibt die Zeitung. In einem Gutachten des Essener Ingenieur- und Consultingunternehmens DMT und des TÜV Nord werden die Kosten mit mehr als zweieinhalb Milliarden Euro beziffert.

Drei Varianten zur Auswahl

Experten hatten insgesamt drei verschiedene Wege zur Stilllegung des ehemaligen Salzbergwerks Asse geprüft. Zur Auswahl standen die Rückholung der Abfälle, die sogenannte Vollverfüllung der alten einsturzgefährdeten Schachtanlage und die Umlagerung der Fässer in tiefere Schichten des Bergwerks. Die Entscheidung ist wiederum die Basis für das anschließende Genehmigungsverfahren zur Schließung des ehemaligen Salzbergwerks. Weil die Standsicherheit des Grubengebäudes derzeit nur bis zum Jahr 2014 als gesichert gilt, besteht Zeitdruck.

Schavan will Industrie zur Kasse bitten

Schavan sagt vor dem Untersuchungsausschuss zum maroden Endlager Asse aus.

Schavan sagt vor dem Untersuchungsausschuss zum maroden Endlager Asse aus.

(Foto: dpa)

Laut Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) will die Bundesregierung mit den Energiekonzernen über eine finanzielle Beteiligung an der Schließung verhandeln. "Wir sind der Meinung, dass es eine Beteiligung der Industrie an der Finanzierung der Asse geben sollte, weil auch sie von den Möglichkeiten der Asse profitiert hat", sagte Schavan in Hannover. Dies sei im Koalitionsvertrag von Union und FDP vereinbart. Schavan wurde im Untersuchungsausschuss des Landtages als Zeugin zu Missständen in der einsturzgefährdeten Schachtanlage befragt.

Schavan räumte ein, nach dem jetzigen Stand der Technik wäre ein leeres Salzbergwerk wie die Asse nicht zur Atommüll-Entsorgung genutzt worden. Gleichzeitig wies sie Vorwürfe zurück, sie habe sich zu wenig um das Atommülllager Asse gekümmert. Nie zuvor habe sich so viel geändert wie in den vier Jahren seit ihrem Amtsantritt, sagte sie.

Am 21. Januar will das Bundeskanzleramt mit den Energiekonzernen über die Zukunft der Atomkraft und vor allem über längere Laufzeiten für Atomkraftwerke verhandeln. Im Herbst soll ein Energiekonzept vorgelegt werden.

Bevölkerung offenbar belogen

Schavan zufolge sind in der Asse zudem mehr Atom-Abfälle eingelagert worden als für die Forschung gebraucht wurden. Der Bevölkerung in der Region um das niedersächsische Endlager war in den sechziger Jahren versichert worden, bei der Deponierung in der Asse gehe es allein darum, die Tauglichkeit der Endlagerung in einem Salzstock zu erforschen. Dazu sagte Schavan, der Genehmigungsspielraum "sei extensiv ausgenutzt worden, und die Forschung kann die Einlagerung allein nicht erklären".

Betreiber der Asse war bis Ende 2008 das zum Bundesforschungsministerium gehörende Helmholtz-Zentrum München. Den dann erfolgten Betreiberwechsel zum jetzt zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter begründete Schavan damit, dass Forschungseinrichtungen "für die komplexen Probleme nicht optimal aufgestellt sind, die Rückbau und Endlagerung mit sich bringen". Deswegen habe sie persönlich den Betreiberwechsel und die danach erfolgende Anwendung des strengen Atomrechts angeregt.

Atomgegner fordern Konsequenzen

Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel überreicht Schavan in Bild mit der Bitte, dass Niedersachsen nicht das Atomklo Deutschlands werden dürfe.

Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel überreicht Schavan in Bild mit der Bitte, dass Niedersachsen nicht das Atomklo Deutschlands werden dürfe.

(Foto: dpa)

Atomgegner werteten Schavans Äußerung zur Endlagerung in früheren Salzbergwerken als Eingeständnis von Fehlern in der Asse und forderten Konsequenzen. Nicht nur die Asse, auch das Lager Morsleben in Sachsen-Anhalt und das jüngst genehmigte Endlager Schacht Konrad in Niedersachsen seien ausgediente Bergwerke, erklärte die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Wer Fehler der Vergangenheit einräume wie Schavan und künftig ähnliche vermeiden wolle, "setzt sich für den Atomausstieg ein und startet die Endlagersuche neu", forderten die Atomgegner mit Blick auf das Endlager-Projekt Gorleben.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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