"Keine billige Tasse Tee" Castor-Blockierer sollen zahlen
17.12.2010, 18:18 Uhr
Die beiden Aktivisten am Gleisbett. Folge: Der Transport wurde aufgehalten.
(Foto: dapd)
Die Blockadeaktion gegen den Atommülltransport nach Lubmin könnte für die Umweltorganisation Robin Wood eine teure Angelegenheit werden. Die beiden Aktivisten, die den Castor-Zug kurz vor dem Zwischenlager Nord über Stunden aufgehalten hatten, sollen den Polizeieinsatz bezahlen. "Das wird keine billige Tasse Tee", sagte Bundespolizeiführer Joachim Franklin. Die Rechnung werde ersten Schätzungen zufolge rund 10.000 Euro pro Person betragen. Die beiden Atomkraftgegner hatten sich an die Gleise zwischen Greifswald und Lubmin gekettet und ihre Unterarme einbetoniert.
Innenminister Lorenz Caffier (CDU) stellte Strafanzeige gegen die 28-jährige Dresdnerin und einen 29-jährigen Kölner. Im NDR kündigte er weitere Konsequenzen für Robin Wood an: "Ich werde dem Bundesfinanzminister schreiben, um zu prüfen, inwiefern ein Verein noch als gemeinnützig anerkannt werden kann, der nichts anderes vorhat, als die Bevölkerung zu tyrannisieren."
Der Einsatzleiter der Landespolizei, Siegfried Bruß, erklärte, auf die im Vorfeld angekündigte Wegtragegebühr bei Sitzblockaden wolle er verzichten. Bisher hat die Polizei 23 Strafverfahren gegen Protestler eingeleitet. Gegen die beiden Robin-Wood-Anhänger werde wegen Störung des Bahnbetriebes sowie Nötigung ermittelt.
Insgesamt waren bundesweit rund 4700 Bundes- und 2900 Landespolizisten dafür abgestellt. Die Polizei nahm 290 Demonstranten in Gewahrsam. Es gab keine Festnahmen. Atomkraftgegner kritisierten die Polizei wegen ihres Einsatzes bei der Auflösung einer Sitzblockade in Vierow. Die Polizei habe willkürlich und unverhältnismäßig gehandelt und friedliche Demonstranten kriminalisiert, sagte Ulrike Berger von den Grünen.
Grüne schickten Castoren los
Die Grünen im Bundestag verteidigten unterdessen den Castor-Transport nach Lubmin. "Wo hätte man denn hingehen sollen? Es ist das einzige bundeseigene Zwischenlager", sagte die Karlsruher Abgeordnete und atompolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sylvia Kotting-Uhl. Der Atommüll-Transport war 2004 von der rot-grünen Bundesregierung in die Wege geleitet worden.
Der Rostocker Linken-Abgeordnete Steffen Bockhahn kritisierte in der von seiner Fraktion beantragten Aktuellen Stunde, zum ersten Mal sei westdeutscher Atommüll in das ostdeutsche Zwischenlager gebracht worden. Die Umweltstaatssekretärin Ursula Heinen-Esser (CDU) sagte dagegen, es sei unseriös, sich der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung einer Lagerung des Atommülls zu entziehen. Voraussichtlich im Frühjahr 2011 wird in Lubmin ein weiterer Castor- Transport mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe erwartet.
Quelle: ntv.de, dpa