Politik

Fußnote zum Dioxin-Skandal Fett-Panscher war Stasi-Spitzel

"Der IM hat keinerlei Vorbehalte bei der Belastung von Personen aus seinem Umgangskreis", heißt es in der knapp 200-seitigen Stasi-Akte von IM "Pluto", der offenbar niemand anders ist als der Chef des Dioxin-Fett-Mischers aus Uetersen. Dort wurden offenbar in viel größerem Ausmaß dioxinbelastete Fettsäuren ausgeliefert als bislang bekannt.

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(Foto: picture alliance / dpa)

Der Chef des Fettherstellers Harles und Jentzsch, Siegfried Sievert, hat einem Zeitungsbericht zufolge jahrelang für den Staatssicherheitsdienst der DDR gearbeitet. Das gehe aus Akten der Birthler-Behörde hervor, berichtet die "Süddeutsche Zeitung".

Sievert arbeitete demnach früher beim VEB Märkische Ölwerke Wittenberge und sei 18 Jahre lang bis zur Wende als IM "Pluto" geführt worden. Laut Zeitung wollte er sich auf Anfrage nicht äußern.

Sievert ist Geschäftsführer des mittlerweile insolventen Fettherstellers Harles und Jentzsch in Uetersen bei Hamburg. Die Firma hatte dioxinbelastete Fettsäuren mit unbelasteten Fetten gemischt. Die Fette wurden zu Futtermitteln verarbeitet und führten bundesweit zur Dioxinbelastung von Hühnern und Schweinen.

"Keinerlei Vorbehalte"

Die Stasi-Akte von IM "Pluto" ist fast 200 Seiten stark, so die SZ. "Der IM hat keinerlei Vorbehalte bei der Belastung von Personen aus seinem Umgangskreis", heiße es darin. Er arbeite nicht aus Überzeugung für das DDR-Ministerium für Staatssicherheit, sondern weil er "persönliche Vorteile / Nachteile in Erwägung" ziehe.

Die "Berliner Zeitung" berichtet derweil, Harles und Jentzsch habe regelmäßig und in viel größerem Ausmaß dioxinbelastete Fettsäuren gemischt und ausgeliefert als bislang bekannt. Das zeigten Messergebnisse des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, so das Blatt.

Es sieht nach Vorsatz aus

Guten Appetit...

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(Foto: dapd)

Demnach seien bislang 153 Proben unterschiedlicher Fettlieferungen des Betriebes an niedersächsische Futtermittelunternehmer ausgewertet. Jede Probe stehe für eine bestimmte Mischung des Herstellers, die tonnenweise das Werk verlassen haben könne. In 92 der Proben sei eine Überschreitung des zulässigen Dioxingrenzwertes festgestellt worden. Die Bandbreite der Messungen reiche von leichten Grenzwertüberschreitungen bis zur fast 100-fachen Menge des Erlaubten. Es gebe fast keine Lieferung, die denselben Dioxinwert aufweist.

Die Messergebnisse legten laut Experten nahe, dass jeder Käufer eine anders gepanschte Dioxinfettbrühe erhielt, so die Zeitung. Die große Bandbreite der Mischungen deute auf vorsätzliche Vermengungen unterschiedlich belasteter Fette hin.

Alle Proben stammen aus der Zeit vom 11. November bis zum 13. Dezember. Die Behörden schätzen, dass die Firma in diesem Zeitraum 2482 Tonnen Futtermischfette hergestellte. Diese Mischungen wurden an 20 niedersächsische Futtermittelunternehmer geliefert, die daraus verschiedene Arten von Tierfutter herstellten. Für Niedersachsen ergäbe das schätzungsweise eine Futtermittelmenge von 25.000 bis 125.000 Tonnen, die auf diese Weise in den Trögen und damit in der Nahrungskette gelandet sein könnten.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa

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