Politik

Bundeswehr in Afghanistan Friedrich sichert Ortskräften Hilfe zu

Viele Ortskräfte haben der Bundeswehr in Afghanistan geholfen. Wenn die deutschen Soldaten abziehen, könnten sie in Gefahr geraten. Bundesinnenminister Friedrich beruhigt nun: Wer Deutschland geholfen habe und bedroht sei, werde auch aufgenommen.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat den einheimischen Ortskräften der deutschen Mission in Afghanistan Hilfe zugesagt. "Die Menschen, die uns geholfen haben, die jetzt deswegen gefährdet sind, kommen selbstverständlich nach Deutschland", sagte der CSU-Politiker in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Dabei werde - anders als in den USA - auf eine Einzelfallprüfung gesetzt.

Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Kundus.

Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Kundus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Insgesamt beschäftigen das Verteidigungs- und das Innenministerium sowie das Auswärtige Amt rund 1500 afghanische Ortskräfte, etwa als Übersetzer, Handwerker oder Reinigungskräfte. Viele von ihnen haben Angst, nach dem weitgehenden Abzug der Bundeswehr bis Ende 2014 von den Taliban als Kollaborateure bestraft zu werden.

Der Minister ließ allerdings offen, wann über die Anträge der Betroffenen entschieden wird. Noch seien nur wenige Anträge gestellt worden. "Es gibt im Bereich der Bundespolizei drei, vier Anträge, es gibt im Bereich der Ortskräfte des Verteidigungsministeriums 29, 30 Fälle, wo gesagt wird: Also wir sind gefährdet", sagte er. "Die werden sorgfältig geprüft." Die Hürden würden nicht unnötig hoch gelegt.

Opposition: Clanstrukturen müssen beachtet werden

Manchen der Beschäftigten genüge es, "wenn sie innerhalb Afghanistans von einem Ort zum anderen umziehen, um dort sozusagen aus der Gefahrenzone zu sein", sagte der Minister weiter. "Auch das unterstützen wir." Eine Jobbörse solle zudem bei der Vermittlung einheimischer Kräfte an internationale Organisationen helfen.

Der verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rainer Arnold, hatte zuvor bereits kritisiert, dass die Behörden prüfen müssten, ob nicht auch ein Umzug innerhalb Afghanistans eine Lösung sein könne: "Man kann angesichts der Clanstrukturen nicht einfach jemanden in ein fremdes Dorf verpflanzen." Hoff forderte eine offene Diskussion des Kriterienkatalogs im Bundestag.

Andere Politiker von Regierungskoalition und Opposition hatten ebenfalls an das Bundesinnenministerium appelliert, bei der Aufnahme bedrohter afghanischer Ortskräfte in Deutschland großzügig zu sein. "Ich kann und will nicht mit der Vorstellung leben, dass in Afghanistan Menschen erpresst oder getötet werden, nur weil sie für uns gearbeitet haben", sagte die sicherheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Elke Hoff, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Nach Ansicht des verteidigungspolitischen Sprechers der Unionsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, "darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, wir ließen unsere Leute im Stich".

Quelle: ntv.de, hah/AFP/dpa

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