Politik

Fast 50 Menschen im Irak entführt Islamisten stürmen türkisches Konsulat

Die irakischen Soldaten haben praktisch keine Chance, Mossul wieder zurückzuerobern.

Die irakischen Soldaten haben praktisch keine Chance, Mossul wieder zurückzuerobern.

(Foto: AP)

Dschihadisten stürmen in der irakischen Stadt Mossul das Konsulat der Türkei und nehmen 48 Menschen als Geiseln. Unter ihnen befindet auch der türkische Konsul. Zudem sollen sie auch die Stadt Tikrit eingenommen haben. Bestätigt ist das nicht.

In der nordirakischen Stadt Mossul sind Islamisten in das türkische Konsulat eingedrungen und haben Geiseln genommen. Hinter dem Angriff stecke vermutlich die Terrorgruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis), berichteten türkische Medien. Ein türkischer Regierungsvertreter nannte diese Zahl, nachdem die irakische Polizei zuvor von etwa zwei Dutzend Geiseln gesprochen hatte. Unter den Geiseln befindet sich nach übereinstimmenden Angaben der türkische Konsul. Nach Angaben der irakischen Armee sollen die Kämpfer zudem die Stadt Tikrit eingenommen haben. Bestätigt ist das noch nicht.

Auch die Zahl der entführten türkischen LKW-Fahrer in Mossul erhöhte sich derweil auf über 30. Die Fahrer waren am Dienstag von Dschihadisten verschleppt worden.

Die Kontrolle über Mossul und Teile der nordirakischen Provinzen bringt die Isis ihrem Ziel der Gründung eines grenzübergreifenden islamischen Staates in der Region näher. Die Regierung in Bagdad dagegen bringt der Verlust der zweitgrößten Stadt des Landes in höchste Bedrängnis. Etwas mehr als zehn Jahre nach dem Sturz von Saddam Hussein und den darauf folgenden Jahren des Aufstands und Terrors droht dem Irak nun ein Bürgerkrieg wie im benachbarten Syrien.

Die Islamisten hatten Mossul am Dienstag regelrecht überrannt. Die irakischen Sicherheitskräfte hatten den Isis-Kämpfern nichts entgegenzusetzen. Experten schätzen, dass es für die Regierungstruppen äußerst schwer werden dürfte, den kampferprobten Isis-Kämpfern das Territorium wieder abzuringen.

Der strategische Nutzen von Mossul für die Dschihadisten ist enorm. Mit der Provinz Ninive verfügen diese nun über einen Korridor entlang der syrischen Grenze, der vom Norden des Irak bis in die westliche Provinz Anbar reicht. Dies bietet einen idealen Raum zum Schmuggel von Waffen, zum Transfer von Geld für die Finanzierung der Rebellion und den Austausch von Kämpfern für die Aufstände beiderseits der Grenze: in Syrien gegen Präsident Baschar al-Assad und im Irak gegen die bei den Sunniten verhasste schiitische Regierung unter Nuri al-Maliki.

Inzwischen rechnen Experten damit, dass die Isis gefährlicher werden könne als das Terrornetzwerk Al-Kaida. Zur Verwirklichung ihres grenzüberschreitenden islamischen Emirats rekrutiert Isis Kämpfer auch im Ausland. Nach eigenen Angaben kämpfen in ihren Reihen auch Deutsche, Briten, Franzosen und Dschihadisten aus anderen europäischen Ländern.

Quelle: ntv.de, ppo/AFP/dpa

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