Politik

Geheime Militärforschung für die NSA? Karlsruher Forscher wehrt sich

Ein Karlsruher Forscher sieht sich zu Unrecht verdächtigt, für den US-Geheimdienst NSA gearbeitet zu haben. Als deutscher Professor dürfe er gar keine Geheimforschung betreiben, sagt der Spezialist für Spracherkennung. Jetzt fürchtet er um seinen Ruf.

Waibel ist in Karlsruhe Professor für wissensbasierte Systeme.

Waibel ist in Karlsruhe Professor für wissensbasierte Systeme.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Karlsruher Professor für wissensbasierte Systeme, Alexander Waibel, hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Geheimforschung für den US-Geheimdienst NSA betrieben. "Das ist blanker Unsinn", sagte er. "Dafür bräuchte ich ja wie Edward Snowden eine "security clearence", eine Unbedenklichkeitsbescheinigung. Und die habe ich nachweislich nicht." Richtig sei, dass er für das US-Verteidigungsministerium Algorithmen zur multilingualen Spracherkennung entwickelt habe. Diese Übersetzungsprogramme seien aber vorrangig für Katastrophenhilfe-Einsätze der Army im Ausland gedacht.

Die ARD hatte unter Berufung auf interne Quellen berichtet, dass die NSA bei einem Projekt von Waibel als Kunde benannt werde. Der Wissenschaftler hat neben seiner Professur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) noch eine zweite Professur an der amerikanischen Universität CMU Pittsburgh. Seine Forschungsergebnisse können dem Bericht zufolge für die massenhafte Auswertung und Analyse von Sprachdaten eingesetzt werden.

Seine wissenschaftliche Arbeit sei für alle einsehbar, erklärte Waibel. Das gelte auch für den Geheimdienst NSA. "Ich bezweifele allerdings, dass er damit viel anfangen kann." Der Geheimdienst interessiere sich doch vorrangig dafür, wer wann und wie oft mit wem telefoniere. Was dabei gesagt werde, sei zweitrangig, da die Verdächtigen wohl meist Codes nutzten. "Menschen können den Sinn ihrer Worte verschleiern, da hilft ein Übersetzungsprogramm nicht weiter."

Nicht der "Spitzel der Nation"

Ziel seiner Forschung sei immer gewesen, der Menschheit zu dienen. "Ich habe meine Karriere damit verbracht, humanitäre Einsätze zu unterstützen. Wenn ich jetzt als Spitzel der Nation hingestellt werde, ist das eine Frechheit." Waibels Übersetzungsprogramme ermöglichen unter anderem, dass in Entwicklungsländern Ärzte mit ihren Patienten kommunizieren können. Der Forscher hat auch ein System entwickelt, das Vorlesungen für ausländische Studenten simultan übersetzt.

Waibel sagte weiter, in Deutschland gebe es jede Menge wissenschaftliche Institute, die geheime Militärforschung betreiben. "Dass die Recherchen ausgerechnet zu mir geführt haben, macht mich sprachlos."

Keine Darpa- oder Iarpa-Gelder

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) dementierte gleichzeitig, dass die Professur für wissensbasierte Systeme und Wissensverarbeitung direkte Mittel von den amerikanischen Regierungsfonds für Militär- und Geheimdienstforschung (Darpa und Iarpa) erhalten habe oder noch erhalte. "Lediglich für den Zeitraum März 2012 bis Juli 2013 gab es im Rahmen eines Iarpa-finanzierten Projektes einen Unterauftrag der Carnegie Mellon Universität an die o.g. Arbeitsgruppe des KIT", sagte eine Sprecherin.

Dieser Auftrag habe ein Volumen von 256 261 US-Dollar gehabt und sei abgeschlossen. Gegenstand des Auftrags sei die Entwicklung von Algorithmen zur multilingualen Spracherkennung gewesen. Dem KIT sei bekannt, dass der Professor in Pittsburgh Grundlagenforschung durchgeführt habe, die von Darpa und Iarpa gefördert wurden. Diese Projekte seien öffentlich. Zudem sei eine solche Förderung an amerikanischen Universitäten weit verbreitet.

Quelle: ntv.de, dpa

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