Politik

"Occupy" auf Spanisch Polizei räumt "Hotel Madrid"

Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte riegeln die Umgebung ab.

Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte riegeln die Umgebung ab.

(Foto: REUTERS)

Im Zentrum der spanischen Hauptstadt gehen Ordnungshüter gegen die Bewohner besetzter Häuser vor: Die Protestbewegung der sogenannten "Indignados" verliert ihren symbolträchtigen Versammlungsort - und die Stadt Madrid eine viel beachtete Touristenattraktion. Daten aus der Industrie deuten neue Schwierigkeiten an.

Die spanische Polizei hat in Madrid rund 100 Mitglieder der Protestbewegung gegen den Sparkurs der Regierung aus besetzten Häusern vertrieben. 93 Menschen hätten zu Wochenbeginn das leer stehende "Hotel Madrid" in der Calle de las Carretas verlassen müssen, teilte die Polizei mit. Zehn weitere Demonstranten seien aus einem nahe liegenden und ebenfalls verlassenen Theater entfernt worden.

Ein leerstehendes Gebäude im Zentrum der spanischen Hauptstadt: Das "Hotel Madrid" liegt nur einen Steinwurf vom berühmten Puerta del Sol entfernt.

Ein leerstehendes Gebäude im Zentrum der spanischen Hauptstadt: Das "Hotel Madrid" liegt nur einen Steinwurf vom berühmten Puerta del Sol entfernt.

(Foto: REUTERS)

Das besetzte Hotel war in den vergangenen Wochen zum symbolischen Zentrum der spanischen Protestbewegung aufgestiegen. Es liegt nur wenige Meter vom zentralen Platz Puerta del Sol entfernt in einer stark frequentierten Seitenstraße. Aufgrund der prominenten Lage sammelten sich regelmäßig Touristen und andere Schaulustige vor der ehemaligen Beherbergungsstätte. Beobachter sprachen nach der zuletzt stark abgeflauten Protestwelle von einer "Oase spanischer Empörung".

Die Bewegung der "Indignados" ("Empörten") begehrt gegen die hohe Arbeitslosigkeit, die Macht der Banken und den rigiden Sparkurs der Regierung auf. Aktivisten hatten die beiden Gebäude seit dem 15. Oktober besetzt. Auch sogenannte Hypothekenopfer hatten sich in den leer stehenden Räumen einquartiert.

Keimzelle weltweiter Proteste

Nach dem Platzen der spanischen Immobilienblase waren tausende Hauskäufer in Finanzierungsschwierigkeiten gestürzt. Nicht wenige Hypothekenkunden aus der Mittelschicht mussten schließlich ihre Wohnung an Banken abtreten und blieben anschließend auf einem Schuldenberg sitzen. Die Proteste der "Indignados" hatten am 15. Mai auf der Puerta del Sol in Madrid begonnen.

Unter dem Kürzel "15-M" war es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen Großkundgebungen mit zum Teil mehreren tausend Teilnehmern gekommen. Im Zentrum Madrids hatten die "Indignados" - lange vor dem Start der " "-Bewegung - ein Protestcamp mit Kantine, Kindergarten und Bücherei errichtet. Das Zeltlager wurde bereits im Juni aufgelöst.

Dunkle Wolken über Spanien

Die Räumung des "Hotel Madrid" fällt mit düsteren Konjunktursignale zusammen: In Spanien ist die Industrieproduktion im Oktober überraschend stark eingebrochen. Bereinigt fiel die Produktion auf Jahressicht um 4,0 Prozent, teilte das nationale Statistikamt mit. Es ist der stärkste Rückgang seit zwei Jahren.

Experten hatten nur mit einem deutlich schwächeren Rückgang um 1,8 Prozent gerechnet. Das Minus im Vormonat wurde von zunächst plus 1,8 Prozent auf minus 1,4 Prozent korrigiert. Nach Einschätzung von Experten deuten die Daten darauf hin, dass die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone im Schlussquartal in die Rezession abrutschen könnte. Die Situation der von Arbeitslosigkeit und sozialem Abstieg bedrohten Spanier dürfte sich damit weiter verschlechtern.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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