Politik

Belastung bei der Bundeswehr Soldaten stehen vor dem Burn-out

Ein Bundeswehrsoldat während einer Patrouille in Afghanistan.

Ein Bundeswehrsoldat während einer Patrouille in Afghanistan.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Dienst in der Bundeswehr ist offenbar zu einem Dauerprovisorium geworden. Soldaten klagen über große Unsicherheiten hinsichtlich ihrer Zukunft. Viele sind unzufrieden mit dem täglichen Dienst. Der Bundeswehrverband spricht von einer "nie dagewesenen Belastungsprobe".

Bundeswehrsoldaten sind angesichts der Belastungen durch immer neue Reformen zunehmend von Burn-out bedroht. "Der Dienst in der Bundeswehr ist zu einem Dauerprovisorium geworden", sagte der Vorsitzende des Verbands, Ulrich Kirsch, in Berlin. Das sorge bei den Soldaten und ihren Familien für Frust und Erschöpfung, die Motivation gehe verloren, die Effektivität der Arbeit sinke. Die Bundeswehr erlebe derzeit eine "nie dagewesene Belastungsprobe", sagte Kirsch.

In vielen Anrufen bei dem Verband beklagen Soldaten demnach vor allem, dass große Unsicherheit hinsichtlich ihrer Zukunft herrsche. Auch seien viele unzufrieden mit dem täglichen Dienst. Es sei viel Vertrauen verlorengegangen, viele überlegten, die Truppe zu verlassen. Wenn mit der Reform weniger Menschen die gleichen Aufgaben erfüllen müssten wie bisher, gehe das mit einer wachsenden Belastung für den Einzelnen einher, warnte Kirsch. Damit sie die Umstrukturierung als Chance sähen, müsse es jetzt Signale geben, allen voran einen besseren Ausgleich für Überstunden, forderte er. Bei der Polizei betrage der Ausgleich im Schnitt das Dreifache.

Ein deutscher Soldat entschärft eine Bombe.

Ein deutscher Soldat entschärft eine Bombe.

(Foto: picture alliance / dpa)

Um dauerhaft eine Entlastung der Truppe zu erreichen, plädierte Kirsch für eine europäische Lastenverteilung. Das sei seines Erachtens der einzige Weg. Er halte es nicht für klug, die Infanterie zu stärken, wie es nun für die Bundeswehr geplant sei. Hier könnten auch andere Länder ihre Streitkräfte zu Verfügung stellen. Es mache mehr Sinn, Bereiche zu stärken, in denen Deutschland besonders gut sei, etwa bei den Fallschirm- oder den Gebirgsjägern.

Zur Aussetzung der Wehrpflicht sagte Kirsch, das sei "auch politisch unglücklich gelaufen". Über einen ganz kurzen Zeitraum hinweg hätten sich die Streitkräfte dadurch völlig verändert. Zum 1. Juli war nach mehr als 50 Jahren die Wehrpflicht offiziell ausgesetzt worden. An die Stelle des für Männer verpflichtenden Dienstes trat ein freiwilliger Wehrdienst sowie ein freiwilliger Ersatz für den bisherigen Zivildienst.

Der Bundeswehrverband vertritt die Interessen von über 200.000 aktiven und ehemaligen Soldaten sowie von Familienangehörigen und Hinterbliebenen.

Quelle: ntv.de, dpa

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