Politik

Burschenschaft diskutiert über "Ariernachweis" Wie deutsch muss ein deutscher Bursche sein?

Mehrere hundert Burschenschafter ziehen mit Fackeln zum Burschenschaftsdenkmal in Eisenach. (Archivbild vom vergangenen Jahr)

Mehrere hundert Burschenschafter ziehen mit Fackeln zum Burschenschaftsdenkmal in Eisenach. (Archivbild vom vergangenen Jahr)

(Foto: dpa)

In Eisenach trifft sich die umstrittene Deutsche Burschenschaft. Es wird befürchtet, dass es zu Ausschreitungen mit Gegnern der schlagenden Verbindung kommt. Vor allem die Konservativen innerhalb der Studentenschaft wollen festlegen, wie deutsch künftige Mitglieder sein müssen.

Burschenschaften halten zusammen. Sie sind, wie sie sind, auch wenn es manchen nicht passt. Wer sich zu ihnen bekennt, zu dem bekennen sie sich auch, mit dem bleiben sie eng verbunden - ein Leben lang. Voraussetzung: Man ist Deutscher. So zu lesen auf der Internetseite der Berliner Burschenschaft Gothia. Darüber, wie deutsch die künftigen Mitglieder sein müssen, diskutiert dieser Tage der Deutsche Burschenbund (DB) auf seinem Burschentag in Eisenach.

Versammlung am Burschenschaftsdenkmal in Eisenach.

Versammlung am Burschenschaftsdenkmal in Eisenach.

(Foto: dpa)

Von einem "Ariernachweis" wollen die Mitglieder der Studentenverbindungen offiziell nicht reden. Sehr wohl geht es aber darum, wer ein "deutscher Student" ist, was einen "deutschen Studenten" ausmacht. Der amtierende Sprecher der DB, Burkhard Mötz, bestätigte in Eisenach, dass es "unter anderem ein von einer Kommission erarbeiteter Antrag diskutiert wird, der sich bei der Definition des Deutschseins eng an das Bundesvertriebenengesetz anlehnt". Nähere Angaben wollte Mötz nicht machen. Seit zwei Jahren sorgt die Debatte um Aufnahmekriterien von Studentenverbindungen, denen Kritiker einen Rechtsruck vorwerfen, für Aufmerksamkeit.

Schon vor zwei Jahren war auf dem Burschentag in Eisenach der Antrag einer Burschenschaft diskutiert worden, der von manchen als Forderung nach einem "Ariernachweis" für die Mitgliedschaft in Studentenverbindungen gedeutet wurde.

Dass es innerhalb der Burschenschaften im allgemeinen sowie innerhalb der DB im speziellen einen konservativen und einen liberalen Flügel gibt, das wurde in den vergangenen zwei Jahren immer offensichtlicher. Der Hauptvorwurf der Liberalen an die Konservativen lautet, sie bekämpften rechtsextreme Strömungen in den eigenen Reihen nicht entschieden genug.

Berliner Senator entlassen

So wurde erst dieser Tage umstrittene Berliner Sozial-Staatssekretär Michael Büge wegen seiner Mitgliedschaft in Berliner Gothia aus dem rot-schwarzen Senat entlassen. Weil der Staatssekretär nicht aus seiner Burschenschaft austreten wollte, wurde er von seinem Chef, Sozialsenator Mario Czaja (CDU), nach langem öffentlichem Streit vor die Tür gesetzt. Ein bemerkenswerter Vorgang, der viel darüber aussagt, wie umstritten die studentischen Männerbünde sind.

Blick auf die Wartburg.

Blick auf die Wartburg.

(Foto: picture-alliance/ ZB)

Der Streit der beiden konkurrierenden Flügel innerhalb der Deutschen Burschenschaft trat noch einmal beim Burschentag 2012 zutage. So sollte ein außerordentlicher Burschentag, um über die vollständige Auflösung des Dachverbandes zu entscheiden. Dieser Schritt blieb dann aber aus.

Dennoch seien seit dem Burschentag im vergangenen Jahr schon 25 liberale Bünde aus der DB ausgetreten, sagt Christian J. Becker, Sprecher der Initiative "Burschenschafter gegen Neonazis". Damit seien nun noch etwa 100 Verbindungen in der DB verblieben.

Rechte Tendenzen könnten sich deutlich zeigen

Becker selbst gehörte der Alten Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn an - bis diese ihn ausschloss, weil er öffentlich mehrfach auf rechtsextremes Gedankengut innerhalb der Verbindungen hinwies. Eine Folge dieser Austritte, sagt Becker, sei, dass die DB als Organisation nun noch weiter nach rechts gerückt sei. "Insofern werden die rechten Tendenzen innerhalb der DB in diesem Jahr noch deutlicher in Eisenach hervortreten als im vergangenen Jahr."

Ähnliches befürchtet auch Katja Wolf (Linke), Oberbürgermeisterin von Eisenach. Sie macht keinen Hehl daraus, dass sie wenig erfreut ist über die jährlichen Besuche der Burschen in ihrer Stadt. Aber, sagt sie, sie habe nun mal qua Amt einen bestehenden Vertrag der Stadt mit der DB geerbt. Den müsse Eisenach erfüllen, sonst drohten der völlig verarmten Kommune Schadenersatzforderungen.

Die DB kommt alljährlich in die Stadt - ein wesentlicher Bezugspunkt für ihre Traditionspflege ist das Wartburgfest 1817. Schon damals trafen sie sich auf der historischen Burg und forderten einen einheitlichen deutschen Nationalstaat.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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