Fast wie in Deutschland Amerika recycelt
14.12.2006, 11:08 UhrDer größte Müllproduzent der Welt hatte zum Tag der Wiederverwertung aufgerufen, doch kaum einer ging hin. Das mangelnde Interesse der Amerikaner am "America Recycles Day" Mitte November, zu dem US-Präsident George W. Bush aufgefordert hatte, ist aber nicht unbedingt ein Beleg für fehlendes Umweltbewusstsein - eher ein Hinweis auf das allgemeine Desinteresse an symbolträchtigen Aktionstagen. Denn die USA sind längst nicht mehr ein Land voller Recycling-Muffel. In manchen Regionen wird der Müll mit ähnlicher Sorgfalt getrennt wie in Deutschland.
Fast ein Drittel der 245 Millionen Tonnen amerikanischen Hausmülls werden nach Angaben der US-Umweltbehörde EPA heute schon wiederverwertet oder kompostiert. Seit den 90er Jahren haben Kampagnen und neue Vorschriften die US-Bürger zu einer Änderung ihres Umwelt-Verhaltens gebracht. Seither hat sich die Wiederverwertungsquote von 16,2 Prozent auf 32,1 Prozent verdoppelt - in Deutschland landet laut Statistischem Bundesamt rund die Hälfte des Mülls in Wertstoffanlagen. Und die Zahlen in den USA sollen noch besser werden: "Wir müssen mehr Menschen für das Recycling begeistern, damit es wirklich etwas bewirkt", sagt Kate Krebs vom Nationalen Recyclingbündnis NRC.
Allerdings gibt es in den USA keine einheitlichen Recyclingregeln. Zwischen der Ost- und der Westküste wird das Sammeln von wiederverwertbarem Müll von Stadt zu Stadt unterschiedlich gehandhabt. In einigen Bezirken im Bundesstaat Ohio wird zum Beispiel Weiß- und Braunglas in Recyclingwannen gesammelt, aber kein Grünglas. Das landet im normalen Müll. In Virginia sammeln einige Abfallverbände Glas, Plastik und Metalldosen, aber kein Papier. Die eine Apotheke nimmt abgelaufene Medikamente zurück, die andere nicht. In der US-Hauptstadt Washington dürfen Bürogebäude und städtische Einrichtungen von 2012 an nur noch mit Teppichen aus wiederverwerteten Stoffen ausgelegt werden. Als Vorreiter in Sachen Recycling gilt Kalifornien, wo Arnold Schwarzenegger Gouverneur ist. Dort wird schon mehr als die Hälfte des Mülls wiederverwertet.
Besonders nachlässig seien die Amerikaner mit ihrem Plastikmüll, klagt der Müll-Fachverband SWANA. Die weit verbreiteten Einkaufstüten und Verpackungen landen in großer Zahl in der normalen Tonne. "Plastik hat eine äußerst geringe Recyclingquote von nur sechs Prozent", sagt SWANA-Vorsitzender John Skinner. Bei Biomüll liege die Quote sogar nur bei drei Prozent. Skinner fordert daher steuerliche Anreize für Verbraucher, die Müll trennen, damit die Recyclingquote steigt.
Auch Präsident Bush setzte sich in diesem Jahr nachdrücklich für mehr Mülltrennung ein. "Wenn wir Müll minimieren und Materialien mehrfach benutzen, können wir kostbare, natürliche Ressourcen schonen, unser Land schöner machen sowie zu Gesundheit und Wohlstand beitragen", sagte er. Der Gegner des Kyoto-Klimaschutzprotokolls verweist zumindest in diesem Bereich auf den menschlichen Einfluss beim Ausstoß der schädlichen Treibhausgase.
(Sebastian Döring, dpa)
Quelle: ntv.de