Blütenpracht diesmal besonders üppig Mit der Kutsche durch die Heide
13.08.2011, 08:00 Uhr
Auf sandigen Wegen und alten Kopfsteinpflasterstraßen lenken die Kutscher ihre Pferde durch die Lüneburger Heide.
(Foto: dpa)
Der Blütenteppich ist wieder besonders üppig: Rund 150 geprüfte Kutscher fahren mit ihren Wagen durch die Lüneburger Heide. Für den Tourismus in der Region sind die Betriebe ein wichtiges Standbein. Die Anforderungen an "zertifizierte Qualitätskutscher" sind hoch.
Klirrendes Pferdegeschirr, klappernde Hufe, rumpelnde Wagen: So hört sich ein August-Tag in der sonst eher stillen Lüneburger Heide an. Auf alten Kopfsteinpflaster-Straßen und sandigen Wegen lenken rund 150 geprüfte Kutscher auch in diesen Tagen ihre Pferde mit gut besetzten Wagen durch die niedersächsische Kulturlandschaft. Der lilafarbene Blütenteppich hat sich wegen des feuchtwarmen Wetters in diesem Jahr zwischen Hamburg, Bremen und Hannover schon einige Tage früher und besonders üppig ausgebreitet. Auch diese Pracht lockt jedes Jahr Millionen Besucher an.
Die Stimmung auf dem Wagen ist fröhlich, die Sonne scheint - so wünscht man sich einen Ausflug in idyllischer Landschaft. Mit fünf Kindern und zehn erwachsenen Sommergästen ihres Ferienhofs in Undeloh (Kreis Harburg) sind Matthias Heins und seine Frau Constance zu einer Tour durch die Heide unterwegs.

Der Blütenteppich hat sich in diesem Jahr schon etwas früher und besonders üppig ausgebreitet.
(Foto: dpa)
Vom Kutschbock aus unterhält er die Gäste mit "Kutschergarn" - erzählt aber auch, wie die Heidelandschaft vor Hunderten von Jahren durch das Abholzen der Wälder entstanden ist und dass sie heute viel Pflege braucht, damit sie nicht wieder verschwindet.
"Zertifizierte Qualitätskutscher"
Heins ist einer von 150 "zertifizierten Qualitätskutschern". Sie führen ihre Gäste mit sicheren Wagen, fitten Pferden und jeder Menge Informationen über Fauna und Flora durch die Heide. Dabei sparen sie die touristischen Highlights natürlich nicht aus.
Die Qualifikation der Kutscher ist für uns sehr wichtig. Es ist ja kaum ein Gastgeber über mehrere Stunden so dicht am Gast", sagt der Leiter der Lüneburger Heide GmbH für den Landkreis Harburg, Benjamin Roolfs.
Die Vermarktungsgesellschaft für den Tourismus der Region schult deshalb ihre Kutscher jährlich in Seminaren, die vom Heide-Ranger geleitet und vom Naturpark Lüneburger Heide und der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz unterstützt werden. Eine TÜV-Prüfung für die Kutsche, ein Gesundheitscheck der Pferde und ein Kutschenführerschein sind Pflicht, will man unter dem Logo der Lüneburger Heide fahren.
Das Bild vom knurrigen Kutscher stimmt in der Heide längst nicht mehr. Nicht mehr selten sind es auch Frauen, die vom Kutschbock aus die Zügel fest in der Hand halten. "Mit fünfzehn habe ich zum ersten Mal allein auf dem Kutschbock gesessen", erzählt Heike Brunkhorst. Inzwischen fährt sie mit großer Leidenschaft ihre 27. Saison.
Sonst nur wandern, radfahren oder reiten
Überwiegend klettern ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern auf die gut gefederten Kutschwagen und gönnen sich die bequeme Ausflugsfahrt. Einige Betriebe wie der Undeloher Hof haben inzwischen auch Rollstuhlrampen für ihre Kutschen.
"Die Kutschbetriebe sind für den Tourismus im Naturpark ein sehr wichtiges Standbein", sagt Julia Hallmann von der Stiftung Naturschutzpark. Die meisten der Qualitätskutscher sind in der Nordheide stationiert und fahren durch das gut 23.000 Hektar große Naturschutzgebiet, das für den allgemeinen Verkehr gesperrt ist. Hier kann man sonst nur wandern, Fahrrad fahren oder reiten. Im Sommer gebe es für die Kutschen eine Einbahnstraßenregelung, so Hallmann. Damit man sich gegenseitig nicht störe.
Quelle: ntv.de, Karin Ridegh-Hamburg, dpa