Fußball

Besser als der FC Bayern Sieh' an, die olle Hertha

Hertha stellt die heimstärkste Mannschaft der Bundesliga.

Hertha stellt die heimstärkste Mannschaft der Bundesliga.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Hertha sorgt für Furore. Nicht nur, dass die Berliner endlich einmal gegen Gladbach gewinnen. Sie sind auf gutem Weg, sich unter den Besten der Bundesliga zu etablieren. Für den Trainer der Gäste ist es ein gebrauchter Abend.

Um als zusätzlichen Leseanreiz den FC Bayern ins Spiel zu bringen: Das beste Heimteam der Fußball-Bundesliga heißt Hertha BSC. Während die Münchner vor fünf Wochen gegen Köln remisierten, gaben sich die Berliner auch im fünften Auftritt im Olympiastadion keine Blöße -und keinen Punkt ab. Sie schlugen an diesem empfindlich kühlen Freitagabend die Borussia aus Mönchengladbach dank des dreifachen Torschützen Salomon Kalou mit 3:0 (2:0) und kletterten zum Auftakt des zehnten Spieltags auf Platz drei der Tabelle.

Der Mann des Abend: Salomon Kalou.

Der Mann des Abend: Salomon Kalou.

(Foto: imago/Camera 4)

Das alles geschah zur Freude der meisten der 51.934 Zuschauern und, wie könnte es anders sein, auch sehr zur Freude ihres Trainers Pal Dardai: "Die erste Halbzeit war genauso, wie wir uns das vorgestellt haben." Will heißen: aggressiv und konsequent, auch wenn das nicht vom Anpfiff weg klappte und es zu Beginn ein wenig hektisch hin- und herging. Aber dann kam es so, wie er es sich gewünscht hatte: "Wir wollten gleich den Gegner schockieren", der ja noch am Dienstag in der Champions League 1:1 gegen Celtic Glasgow gespielt hat. Was hatte sich Dardai darüber den Kopf zerbrochen, wie er und seine Mannschaft nun endlich einmal diese Mönchengladbacher schlagen können. Die hatten die bei ihren fünf Auftritten zuvor stets in Berlin gewonnen, und das meist deutlich. Der bis gestern letzte Sieg gegen die Borussia vom Niederrhein, ein 1:0, datierte vom 19. Oktober 2013. Die Hertha war just wieder einmal und das bis dato letzte Mal in die Bundesliga aufgestiegen.

"Orange trägt nur die Müllabfuhr"

Seitdem ist einiges passiert. Nicht nur, dass die Berliner die Mannschaft besiegten, gegen die sie in der Saison zuvor mit 1:4 und 0:5 verloren hatten. Die Hertha ist dabei, die Menschen auch ohne einen Hinweis auf den FC Bayern zu interessieren - weil sie guten, planvollen und disziplinierten Fußball spielt. Gladbachs Trainer André Schubert erkannte neidvoll an: "Der Gegner war brutal effektiv heute." Nur an der Optik hatten Teile der Berliner Anhängerschaft was zu meckern.

Sie hängten vor der Partie in der Ostkurve ein Plakat auf: "Orange trägt nur die Müllabfuhr." Es ging darum, dass die Herthaner in orangenen Trikots trainieren. Einigen Ultras ist das zu bunt. Der Konter des Vereins via Twitter ließ nicht auf sich warten: "Wir stehen eben auch für Sauberkeit auf Berlins Straßen." So viel dazu. Der Rest war Fußball, und beileibe kein schlechter. Das erste Tor nach 18 Minuten hatten sich die Berliner prima herausgespielt. Peter Pekarik, der rechte Verteidiger, passte den Ball, nachdem er ihn von Gladbachs Nico Elvedi geschenkt bekommen hatte, auf Mitchell Weiser; der flankte ihn von der rechten Seite in den Strafraum, wo Salomon Kalou wartete und ungestört im Flug aus neun Metern am - lustig, lustig - in knallorange gekleideten Torhüter Yann Sommer vorbei zu seinem ersten Treffer in dieser Saison einköpfte. Eine Viertelstunde später ließ Kalou - ebenfalls dank gütiger Gladbacher Hilfe - den zweiten Streich folgen. Und als auch noch Christoph Kramer fünf Minuten vor der Pause nach seinem zweiten taktischen Foul mit Gelb-Rot in die Kabine musste, sein erster Platzverweis im 101. Bundesligaspiel, deutete viel bis nahezu alles darauf hin, dass die Sache zugunsten der Hertha gelaufen war. Das war es dann auch. Nur Dardai hatte so seine Bedenken. "Das 2:0 zur Halbzeit war ein sehr gefährliches Ergebnis, weil jeder denkt, Du hast es geschafft."

Für André Schubert läuft's eher dumm

Nun lag es bestimmt nicht nur an Trainer André Schubert, dass die Borussia bereits ihr viertes Auswärtsspiel in dieser Saison verloren hat. Aber dumm gelaufen ist es schon ein wenig. Vor dem zweiten Tor der Gastgeber hatte sich Patrick Herrmann bei einem Zusammenstoß mit dem Berliner Kapitän Vedad Ibisevic am Knöchel verletzt, konnte nicht mehr weiterspielen und wurde schließlich ins Krankenhaus gefahren. Doch Schubert zögerte ein wenig, Fabian Johnson einzuwechseln. Oder? Ganz so sei es nicht gewesen. "Fabian ist nicht schneller fertig geworden." Wie dem auch sei, während die Gladbacher in Unterzahl waren, schossen die Berliner ihr zweites Tor, nachdem Elvedi bei dem Versuch, den Ball aus der Abwehr nach vorne zu dreschen, den Brustkorb seines Kollegen Jannik Vestergaard traf. Von dort aus fiel der Ball vor die Füße Kalous, der ihn aus elf Metern ins Tor schoss.

Nach der Pause konnten es sich die Berliner leisten, den Vorsprung zu verwalten. Ihr Trainer goutierte das: "Wir haben mit Geduld gespielt." Teilen des Publikums missfiel das aber, einige Zuschauer pfiffen tatsächlich; allerdings nur so lange, bis Kalou sechs Minuten vor dem Ende der Partie zum dritten Mal zuschlug. Danach gönnte sein Trainer ihm den Spaß und wechselte ihn aus, auf das die Ostkurve ihn ausgiebig feiern konnte.

Während die Gladbacher immer mehr den Kontakt zu den besseren Mannschaften der Liga verlieren, dürfen sich die Berliner nicht erst seit gestern zur erweiterten Spitze der Fußball-Bundesliga zählen dürfen. Wobei das mit der erweiterten Spitze ja im Grunde ein großer Sportreporterquatsch ist. Schließlich ist eine Spitze eine Spitze, weil sie spitz ist - und nicht breit. Und an der Spitze steht immer noch der FC Bayern als alleinige Referenzgröße. Aber dahinter lauert - unter anderem - die Hertha. Und damit können sie in Berlin sehr gut leben.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen