Tabellenführer auf Intensivstation VfL Osnabrück droht Insolvenz
19.11.2012, 16:37 Uhr
Sportlich hui, finanzilell pfui: Dem Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück droht die Pleite.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der VfL Osnabrück steht vor dem finanziellen Kollaps. Nur eine Ausgliederung der Profis kann den Tabellenführer der dritten Fußball-Liga noch vor der Insolvenz retten. Doch im Verein gibt es Widerstand.
Katerstimmung statt Feierlaune, Sorgenfalten trotz Tabellenführung: Ungeachtet des sportlichen Höhenflugs liegt Fußball-Drittligist VfL Osnabrück auf der Intensivstation. Nach dem neuerlichen Minus von 926.000 Euro für das abgelaufenen Geschäftsjahr steht der Verein vor dem finanziellen Kollaps. Sollte die vom Präsidium angestrebte Ausgliederung der Profifußballer scheitern, dürften beim Traditionsverein die Lichter ausgehen.
"Wenn ich die Situation so im Verein gekannt hätte, hätte ich den Job nicht angenommen", sagte ein konsternierter Trainer Claus-Dieter Wollitz. Fünf Stunden lang tagten fast 500 Mitglieder in der wohl größten Jahreshauptversammlung der Vereinsgeschichte in der proppevollen Osnabrückhalle - das Ergebnis ist klar: Nur wenn die Stadt dem klammen Verein, dessen Schuldenberg sich inzwischen auf rund neun Millionen Euro angehäuft hat, unter die Arme greift, ist eine Insolvenz noch zu vermeiden.
"Es ist in der 3. Liga so: Die Einnahmen brechen bei ausbleibendem Erfolg überproportional weg, deshalb sprechen alle von der Intensivstation 3. Liga", sagte Präsident Gert Lehker, "den meisten anderen Vereinen der 3. Liga geht es nicht besser." Lehker sprach von einer "wirtschaftlich existenzgefährdenden" Entwicklung. Nur wenige Tage nach der Verkündung der Insolvenz bei Traditionsklub Alemannia Aachen geht in der Liga die Angst um. Klassenprimus Osnabrück könnte das nächste Opfer sein.
"Will hier keinen fünftklassigen Fußball sehen"
"Wenn wir Geld in Richtung VfL geben, dann muss das unter Strukturen erfolgen, bei denen wir die Sicherheit haben, dass das nachhaltige Lösungen sind", sagt Dr. Fritz Brickwedde, Fraktionschef der Osnabrücker CDU. Die Politik fordert, dass der Verein im zweiten Teil seiner Mitgliederversammlung am 9. Dezember die Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung beschließt. Nur dann würde die Stadt die rund 7,6 Millionen Euro für die Stadion-Immobilie samt Schulden hinblättern, um sie dann nach dem so genannten Sale-and-lease-back-Modell wieder an den Klub zu vermieten.
Die Zustimmung zu einer solchen Satzungsänderung bedarf allerdings einer Dreiviertelmehrheit - und die ist noch lange nicht sicher. Im Verein regt sich Widerstand. "Eine Professionalisierung ist auch auf der Basis der bestehenden Satzung möglich", sagt Ludger Rolfsen von der mächtigen Mitgliedergruppierung "Nur für diesen Verein" (NfdV). Rolfsen und seine Mitstreiter von den Klub-Ultras waren zuletzt strikt gegen eine solche Ausgliederung. Knapp drei Wochen hat die Klubführung nun Zeit, um die Abtrünnigen noch zu mobilisieren. Den Anfang machte Osnabrücks Oberbürgermeister Boris Pistorius (SPD) am Sonntag. Der 9. Dezember sei entscheidend für den Fortbestand des Profifußballstandortes Osnabrück, sagte Pistorius in einer leidenschaftlichen Rede unter lautstarkem Applaus: "Ich will hier keinen fünftklassigen Fußball sehen."
Quelle: ntv.de, sid