"Einvernehmliche Lösung" Werder und Schaaf trennen sich
15.05.2013, 10:26 Uhr
Mit 14 Jahren im Amt ist Thomas Schaaf Deutschlands dienstältester Chefcoach.
(Foto: dpa)
Nach 14 Jahren setzt der SV Werder Bremen seinen Cheftrainer Thomas Schaaf vor die Tür - mit sofortiger Wirkung. Beide Seiten sprechen von einer "einvernehmlichen Lösung". Den Abstieg hatte die Mannschaft nur knapp verhindert. Jetzt steht ein großer Umbau an.
Der dienstälteste Trainer der Bundesliga geht. Wenige Tage nach seinem 14-jährigen Dienstjubiläum hört Thomas Schaaf als Trainer beim SV Werder Bremen auf. Der Fußball-Bundesligist überraschte mit der Mitteilung, dass der 52 Jahre alte Trainer bereits am Samstag nicht mehr auf der Bank sitzen wird.

Schaaf (Mitte, l) hatte auch als Spieler im heimischen Weserstadion einen Meistertitel errungen. Das war 14. Mai. 1988.
(Foto: dpa)
"Ich hatte hier eine außergewöhnliche Zeit, verbunden mit vielen positiven Erlebnissen und großen Erfolgen. Ich möchte mich bei allen, die mich auf diesem Weg begleitet und unterstützt haben, bedanken. Ich wünsche Werder Bremen eine erfolgreiche Zukunft", sagte das Werder-Urgestein, der 644-mal die Werder-Profis bei Spielen als verantwortlicher Coach betreute.
Schaaf hat sich am Morgen von den Spielern sowie seinen Trainerkollegen verabschiedet und seinen Arbeitsplatz verlassen, verkündete der Klub. Der Fußballlehrer wird auf seinen Wunsch nicht mehr beim Spiel beim 1. FC Nürnberg auf der Bank sitzen. Die Betreuung der Mannschaft in den letzten beiden Wochen der Saison übernehmen die Schaaf-Co-Trainer Wolfgang Rolff und Matthias Hönerbach.
"Wir haben wie angekündigt in den vergangenen Tagen unsere sportliche Entwicklung analysiert und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir einen Neuanfang wagen wollen. Wir danken Thomas für alles, was er in mehr als 40 Jahren Vereinszugehörigkeit als Spieler und Trainer für Werder Bremen eingebracht hat. Mit ihm konnte der Verein herausragende sportliche Erfolge feiern, er hat Werder geprägt", sagte Geschäftsführer Thomas Eichin auch im Namen seiner beiden Geschäftsführerkollegen Klaus Filbry und Klaus-Dieter Fischer und fügte an: "Nach dem Kraftakt zum Klassenerhalt sind wir aber der gemeinsamen Überzeugung, dass eine einvernehmliche Trennung für den geplanten Neustart das Beste ist." Einen Nachfolger gibt es noch nicht.
Keine schlechte Bilanz
In Schaaf verlässt der dienstälteste Bundesliga-Cheftrainer seinen Posten. Der gebürtige Mannheimer hatte das Amt am 09. Mai 1999 übernommen und die Werderaner zum Doublegewinn 2004 geführt. Insgesamt holte er als Cheftrainer drei Pokalsiege (1999, 2004, 2009) und machte Werder zum Stammgast im internationalen Wettbewerb. Unter seiner Leitung nahmen die Grün-Weißen sechs Mal an der Champions League teil und starteten in vier Spielzeiten im UEFA-CUP bzw. der Europa League.
Schaaf trat 1972 dem hanseatischen Klub bei. Er durchlief als Spieler alle Nachwuchsteams und war lange Jahre als Profi fester Bestandteil des Bundesliga-Teams des SV Werder. Bereits gegen Ende seiner Spielerkarriere übernahm er Trainertätigkeiten in Nachwuchsteams der Grün-Weißen, übernahm nach seiner aktiven Karriere die 2. Mannschaft der Bremer und wurde 1999 Bundesliga-Cheftrainer.
Großer Umbau steht an
Nach dem späten Klassenerhalt musste Werder-Manager Thomas Eichin die Mannschaft umkrempeln. Auf allen Positionen besteht durch den Verlust von Sokratis und Kevin de Bruyne Bedarf. Beide Spieler sind die mit Abstand besten Transfers in den zurückliegenden drei Jahren. Ansonsten überwogen in den letzten Jahren der gemeinsamen Ära von Manager Klaus Allofs und Trainer Thomas Schaaf zuletzt die Flops. Zwei dieser Altlasten kommen Werder nun teuer zu stehen: Die derzeit suspendierten Marko Arnautovic und Eljero Elia kosteten zusammen mehr als zehn Millionen Euro Ablöse, gelten als Spitzenverdiener, sind aber nur schwer vermittelbar.
Ahnliches gilt für den für rund fünf Millionen Euro geholten Mehmet Ekici. Der türkische Nationalspieler galt vor zwei Jahren als Königstransfer und sollte die lange Tradition der Schnäppchen-Zehner von Johan Micoud über Diego bis zu Mesut Özil fortsetzen. Ekici ist zwar - anders als mancher Kollege - ein braver Profi, aber sportlich eine große Enttäuschung.
Für all die jüngsten Transferflops ist Schaaf mitverantwortlich. Auch deshalb musste sich der dienstälteste Trainer der Liga einer Analyse der Vereinsführung stellen und den Club trotz eines laufenden Vertrages verlassen. Auch das gehörte zu Eichins unangenehmen Aufgaben in diesen Tagen.
Clubchef Klaus Filbry musst derweil dementieren, dass Schaaf zu Red Bull Salzburg wechseln wird und bereits ein neuer Trainer gefunden sei. "Mehmet Scholl wird hier definitiv nicht Trainer", sagte Filbry dem "Weser-Kurier". Vielmehr stand bis dato nicht fest.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/sid