Kleiner Gewinn, geringerer Umsatz Bahn fährt durch die Krise
17.03.2010, 19:17 UhrDie Deutsche Bahn hat im Krisenjahr 2009 dank einer Reihe von Sondererträgen besser abgeschnitten als zuletzt erwartet. Der Konzern werde einen Nettogewinn von etwas über 800 Millionen Euro ausweisen, verlautete aus Unternehmenskreisen.
Allerdings sackte der Umsatz um zwölf Prozent ab und liegt mit 29,3 Milliarden Euro im Rahmen der Planung des Konzerns. Dies ist vor allem auf Güterbahn und Logistik-Sparte zurückzuführen. Ein Bahn-Sprecher lehnte einen Kommentar ab und verwies auf die Bilanzpressekonferenz in der kommenden Woche.
Das Jahresergebnis retteten den Angaben zufolge unter anderem Sondererträge durch die Auflösung von Rückstellungen nach dem Startschuss für das Projekt Stuttgart 21. Die Verlagerung des Bahnhofs unter die Erde war nach einigem Hin und Her Ende des vergangenen Jahres beschlossen worden; die Bahn hatte die freiwerdenden Grundstücke verkauft. Von Sondererträgen habe auch das unbereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 2,2 Milliarden Euro profitiert, das nun nur um rund 300 Millionen unter dem von 2008 liege, hieß es weiter.
Gewinnzunahme von 20 Prozent geplant
Die Bahn hatte auf die Wirtschaftskrise und dem erwarteten Umsatzeinbruch von fast vier Milliarden Euro mit einem scharfen Sparprogramm reagiert, um das Unternehmen in den schwarzen Zahlen zu halten. Zudem halfen die mit milliardenschweren Steuergeldern subventionierten Sparten Regionalverkehr sowie Schienennetz, die in der Krise stabil blieben.
In diesem Jahr will der Konzern laut Planungsunterlagen, den Umsatz wieder um rund sieben Prozent auf über 31 Milliarden Euro steigern. Der Gewinn soll sogar um über 20 Prozent zulegen. Entsprechend hoch liegt die Latte etwa für die weltweite Logistik-Sparte Schenker (Lkw, Schiff, Flugzeug), die ihr Plus gegenüber 2009 verdoppeln soll.
Der Schienengüterverkehr wird den Planungen zufolge 2010 seine Verluste von über 200 Millionen Euro mehr als halbieren. Im Konzern hieß es, die Aufträge hätten in der Tat deutlich angezogen, unter anderem wegen der Erholung der Stahlindustrie. Allerdings mache sich jetzt das Sparprogramm bemerkbar: Lokführer fehlten, abgestellte Güterwagen seien nicht gewartet oder nicht aufzufinden. Zeitweise sei nur jeder zweite Güterzug pünktlich angekommen. Die Zielmarke liegt bei fast 90 Prozent.
Übernahme von Arriva?
Unterdessen ist die Bahn ist offenbar an dem britischen Transportunternehmen Arriva interessiert. Die Bahn sei an Arriva herangetreten, hieß es aus Verhandlungskreisen. Der "Financial Times Deutschland" zufolge prüft die Bahn eine Offerte von umgerechnet bis zu zwei Milliarden Euro in bar. Ein konkretes Angebot sei schon in den nächsten Wochen möglich, berichtete das Blatt. Zuvor hatte Arriva erklärt, eine Übernahmeanfrage erhalten zu haben. Es sei aber nicht sicher, ob daraus eine verbindliche Offerte werde. Die Arriva-Aktie war daraufhin um 17 Prozent in die Höhe geschossen.
Laut "Süddeutscher Zeitung" lässt Bahnchef Rüdiger Grube bereits seit einigen Monaten sondieren, ob ein Kauf von Arriva möglich sei. Begonnen worden seien die Gespräche über einen Einstieg schon unter Grubes Vorgänger Hartmut Mehdorn.
Die Bahn rechnet nach Angaben der SZ bei einem Arriva-Kauf allerdings mit Einwänden des Bundeskartellamtes. Man müsse sich darauf einstellen, dass das Kartellamt verlange, die deutschen Bahn- und Buslinien von Arriva nicht zu übernehmen, sondern an andere Betreiber abzugeben. Sonst wäre der Wettbewerb beim öffentlichen Verkehr gefährdet.
Quelle: ntv.de, wne/rts