Wirtschaft

Neue FernflotteBahn macht sich wetterfest

15.04.2011, 20:00 Uhr

Die Deutsche Bahn ordert bei Siemens 300 neue Züge des Typs ICx. Der Vertrag hat ein Volumen von mehr als fünf Milliarden Euro und ist der größte in der Geschichte der Bahn. Schneestürme und Platzregen sollen ebenso wenig stören wie Hitze. Das bundeseigene Unternehmen sichert sich ab: Es gibt keine Anzahlung; Siemens finanziert die Entwicklung vor.

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Ältere ICE sollen ausgetauscht werden. (Foto: picture alliance / dpa)

Die Deutsche Bahn will ihre Fernflotte mit bis zu 300 neuen Zügen nahezu komplett erneuern und damit auch ihre Expansion ins Ausland vorantreiben. Sie verabschiedet sich aber mit den Triebzügen von dem Wettlauf um immer höhere Geschwindigkeiten. Die 130 Züge von Siemens der ersten Tranche sollen maximal 230 Kilometern pro Stunde fahren, die nächsten höchstens 250, wie aus Bahn-Unterlagen für die Aufsichtsratssitzung hervorgeht. Die jetzigen ICE-3 erreichen über 300 km/h, was aber wegen des immensen Energieverbrauchs als kaum noch wirtschaftlich gilt.

Bahnkunden werden die neuen Züge wegen der kompletten Neukonstruktion aber erst in fünf Jahren testen können. Ende 2016 sollen sie in den regulären Einsatz kommen. Insgesamt werden die Züge bis zu 200.000 Sitzplätze mit den Unterlagen zufolge hohem Komfort und großer Kniefreiheit bieten. Sonderbereiche soll es für die Familien und Radfahrer geben. Auch Bordrestaurants und Info-Schirme am Platz sind geplant.

Der Zugauftrag ist der größte in der Geschichte der Deutschen Bahn und wird ein Volumen von deutlich über fünf Milliarden Euro haben. Die Verhandlungen mit Siemens hatten sich über ein Jahr hingezogen, vor allem weil sich die Bahn gegen technische Pannen absichern wollte, die es in vergangenen Jahren immer wieder gegeben hatte. Der Bahn-Aufsichtsrat will am Gründonnerstag den Auftrag absegnen. Der Vertrag soll bis Juni unterzeichnet sein.

Die Bahn sichert sich laut Unterlagen umfassend ab: Eine Anzahlung gibt es nicht, Siemens muss die Entwicklung also vorfinanzieren. Erst bei Bereitstellung eines Zuges zur Abnahme sind 60 Prozent des Kaufpreises fällig. Für die Achsen garantiert Siemens eine Laufleistung von vier Millionen Kilometern. Bei einem Riss oder Bruch muss Siemens beweisen, dass die Bahn verantwortlich ist. Ultraschall-Untersuchungen sollen alle 240.000 Kilometer ausreichen.

Klimaanlagen von minus 25 bis plus 45 Grad

Besonderen Wert legte die Bahn offenkundig auch auf die Wetterfestigkeit der Züge: Schneestürme und Platzregen sollen ebenso wenig stören wie Hitze. Die Klimaanlagen, die im Sommer 2010 reihenweise versagten, sollen bis 40 Grad einwandfrei arbeiten und ihren Dienst auch bei 45 Grad noch tun. Zudem gab es detaillierte Vorgaben auch bei den Toiletten, um das häufige Versagen künftig auszuschließen. Vor dem Start der Serienproduktion sollen zwei Monate lang zwei Triebzüge ohne Fahrgäste und ein Jahr mit Passagieren getestet werden.

Zunächst sollen die bald 40 Jahre alten IC bis 2020 ersetzt werden. Die ICx werden dabei bis zu 500 Menschen Platz bieten. Die nächste Tranche von 90 Zügen hat sogar 730 Plätze und tauscht ICE-1 und ICE-2 aus. Bis 2025 wird dies abgeschlossen sein. Auch hier sollen die ICx nicht mehr als 250 km/h fahren. Als letztes könnten im Rahmen des Vertrags die neueren ICE-3 von 80 sogenannten ICx verdrängt werden.

Quelle: rts