Wirtschaft

Börsenaufsicht schreitet ein Betrugsvorwurf gegen Goldman

Großer Ärger mit Goldman Sachs: Die US-Börsenaufsicht SEC interessiert sich für Finanzprodukte der Investmentbank. Goldman soll mit diesem Anleger um mehr als eine Milliarde Dollar gebracht haben. Auch andere Großbanken könnten ins SEC-Visier geraten. An den Börsen geraten die Finanzwerte unter Druck.

Goldman-Zentrale in New York.

Goldman-Zentrale in New York.

(Foto: REUTERS)

Die US-Investmentbank Goldman Sachs soll Anleger hinters Licht geführt haben. Die US-Börsenaufsicht SEC klagte deswegen das einflussreiche Geldhaus an. Goldman habe Anlegern "wesentliche Informationen" über die Kreditprodukte vorenthalten, erklärte die Behörde. Bankenanalysten zufolge könnte auf Goldman eine Milliarden-Strafe zukommen.

Zudem schlossen Experten nicht aus, dass nun auch andere Großbanken ins Visier der SEC geraten. Die Behörde werde anderen Betrugsfällen im Zusammenhang mit strukturierten Finanzprodukten aggressiv nachgehen, sagte der bei der SEC dafür zuständige Direktor Robert Khuzami. Goldman kündigte an, sich mit Nachdruck gegen die Vorwürfe zur Wehr zu setzen. Sie seien unberechtigt.

Goldman-Aktien verloren binnen Minuten fast 15 Prozent an Wert. Auch Papiere anderer Finanzinstitute gerieten massiv unter Druck. Die Aktien der Deutschen Bank verloren sieben Prozent. Die Börsen in den USA sowie Europa gaben Gewinne ab. "Das ist ein dickes Ding und ein aggressives Vorgehen der SEC", kommentierte der Bankenmanager Walter Todd das Vorgehend der Börsenaufsicht. "Ich bin schockiert."

"Fragwürdige Praktiken"

Konkret wirft die Aufsicht der Bank Betrug wegen eines verbrieften Hypothekenkredits vor. Goldman habe Anlegern wesentliche Informationen im Zusammenhang mit der besicherten Schuldverschreibung (Collateralized Debt Obligation, CDO) vorenthalten. Investoren hätten mit dem Papier mehr als eine Milliarde Dollar verloren.

Was die Anleger nicht wussten: Goldman Sachs handelte laut Anklageschrift für den mächtigen Hedgefonds Paulson & Co., der genau auf diesen Absturz wettete und Anleger suchte, gegen die er sich in Stellung bringen konnte.

Der SEC zufolge hätten die Anleger darüber informiert werden müssen, dass ein großer Hedgefonds an der Zusammensetzung des CDO mit dem Namen Abacus beteiligt war. Zugleich habe der Fonds mit Leerverkäufen auf einen Wertverlust des Papiers gewettet. Hauptverantwortlicher für Abacus sei Goldman-Vizepräsident Fabrice Tourre gewesen.

Der Bankenmanager Todd von Greenwood Capital sagte, es habe "viele, viele fragwürdige Praktiken" bei CDOs und anderen strukturierten Produkten gegeben und zahlreichen Institute seien dabei eingebunden gewesen. "Ich bin mir sicher, dass die SEC auch auf andere Produkte und andere Praktiken bei anderen Firmen schauen könnte - und dabei ähnliche Unzulänglichkeiten findet."

Auch IKB gelinkt

Goldman habe die Anleger getäuscht, indem die Bank sie habe glauben lassen, dass die Wertpapiere von einer unabhängigen Partei ausgewählt worden seien, sagte Khuzami. Nur deshalb habe etwa die IKB investiert. "Die IKB hätte in diese Transaktion nicht investiert, wenn sie gewusst hätte, dass Paulson eine wichtige Rolle in der Auswahl der Sicherheiten spielte", heißt es in der Anklageschrift.

Die IKB war Mitte 2007 in schwere Bedrängnis geraten, weil sie sich am US-Hypothekenmarkt verspekuliert hatte. Der Staat musste mit mehreren Milliarden Euro einspringen, um einen Kollaps zu vermeiden. Zusammen mit der Hypo Real Estate gehört die IKB damit zu den größeren Verlierern der Finanzkrise in Deutschland.

Es ist das erste Mal, dass die Börsenwächter bei einem derartigen Geschäft einschreiten. Für die Investmentbanken könnte das der Beginn härterer Zeiten bedeuten, denn viele von ihnen hatten ähnliche Finanzprodukte im Zusammenhang mit Hypotheken aufgelegt. Goldman Sachs wollte sich auf Anfrage zunächst nicht zu dem Vorwurf äußern.

Quelle: ntv.de, wne/rts/dpa

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