Streit um das Hackfleisch Harte Worte im Tönnies-Prozess
09.03.2011, 18:05 UhrDer Hackfleisch-Prozess gegen Clemens Tönnies wird nicht vorzeitig beendet. Anklage und Verteidigung liefern sich vom dem Essener Landgericht ein heftiges Wortgefecht. Tönnies, der auch Aufsichtsratschef des FC Schalke 04 ist, will sich am 23. März zu den Vorwürfen äußern.
Im Prozess gegen Deutschlands größten Fleischproduzenten Clemens Tönnies vor dem Essener Landgericht sind Gespräche über eine vorzeitige Beendigung des Verfahrens vorerst gescheitert. Die Staatsanwaltschaft legt dem 54-Jährigen und zwölf mitangeklagten Angestellten zur Last, an Discounter Millionen Packungen gemischtes Hackfleisch verkauft zu haben, deren Rindfleischanteil deutlich geringer war als angegeben. Tönnies, der auch Aufsichtsratsvorsitzender von Schalke 04 ist, kündigte für den 23. März eine Erklärung zu den Vorwürfen an.
Über den Antrag der Verteidigung, das Verfahren wegen angeblicher Verstöße gegen rechtsstaatliche Grundsätze einzustellen, haben die Richter noch nicht entschieden. Zu Beginn des zweiten Verhandlungstages lieferten sich Oberstaatsanwalt Gerrit Gabriel und mehrere Verteidiger erneut ein heftiges Wortgefecht.
Gabriel warf der Verteidigung vor, "die Angeklagten als Opfer willkürlicher Repressalien hinzustellen". Sven Thomas, Rechtsanwalt von Clemens Tönnies, bescheinigte dem Anklagevertreter danach eine "Teflonbeschichtung in Rechtsstaatsfragen". Ingo Minoggio, Verteidiger eines der Mitangeklagten, nannte das Verhalten der Staatsanwaltschaft bei der Einleitung der Ermittlungen 2006 gar "rechtsstaatlich eine Sauerei".
Die Ermittlungen gehen auf die zunächst anonyme Anzeige eines früheren Tönnies-Angestellten zurück. Nach Ansicht der Verteidigung hatte sich der Insider aber nur deshalb an die Staatsanwaltschaft gewandt, um in einem eigenen Strafverfahren Pluspunkte zu sammeln. Der inzwischen gestorbene Mann soll den Tönnies-Konzern selbst um fast 800.000 Euro geprellt haben, indem er von einem Subunternehmer jahrelang Bestechungsgelder kassierte.
Quelle: ntv.de, dpa