Gewinn bricht ein MAN spürt die Krise
25.07.2012, 19:15 UhrDie Nutzfahrzeugbranche steht vor einem schwierigen zweiten Halbjahr. In Europa tobt die Schuldenkrise, der chinesische Markt läuft schwach, und in Brasilien bremsen schärfere Abgasvorschriften die Nachfrage. Nachdem Volvo und Scania spürbare Gewinnrückgänge für das zweite Quartal ausgewiesen hatten, ereilt die VW-Tochter MAN das gleiche Schicksal.
Die Absatzkrise auf den Lkw-Märkten Europa und Brasilien hat beim MAN -Konzern den Gewinn und die Ergebnisprognose in den Abgrund gerissen. Im ersten Halbjahr sackte der operative Gewinn auf 471 Mio. Euro ab - das sind 38 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Nach Steuern verdiente MAN gerade einmal noch 40 Mio. Euro
Auch die schwedischen Konkurrenten Scania und Volvo meldeten zuletzt Gewinneinbrüche, lediglich Daimler glänzte in der Trucksparte mit Zuwächsen. Im Frankfurter Parketthandel verloren die MAN-Aktien rund vier Prozent.
Weil MAN angesichts der Schuldenkrise in Europa, der Verunsicherung vieler Kunden und der trüben Aussichten für die Weltkonjunktur keine baldige Besserung erwartet, kassierte der Konzern seine Jahresprognose in weiten Teilen ein. Die Umsatzrendite werde 2012 auf etwa sechs Prozent sinken - und damit weit unter dem langfristigen Zielwert von 8,5 Prozent liegen, der bislang angestrebt wurde. Dies gelte aber nur, wenn sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht weiter verschlechterten.
In der Kernsparte Nutzfahrzeuge rechnet der Konzern für das Gesamtjahr nur noch mit einer mageren Rendite von etwa vier Prozent; bisher waren sieben Prozent angekündigt. Im ersten Halbjahr schrumpfte hier das operative Ergebnis allerdings um 55 Prozent auf 211 Mio. Euro.
Blick in die USA
MAN geht davon aus, dass der europäische Nutzfahrzeugmarkt in diesem Jahr um fünf bis zehn Prozent zurückgeht. Der Umsatz im Geschäftsfeld werde deshalb um bis zu fünf Prozent sinken, bekräftigte der Konzern. Die Rückgänge in Europa konnten zuletzt durch hohe Zuwächse in Russland und anderen Regionen ausgeglichen werden, allerdings waren hier die Margen teils niedriger. Auch der bisher boomende Markt Brasilien kann die Schwäche in Europa nicht abfedern. Die Neubestellungen gingen in Lateinamerika im ersten Halbjahr um 22 Prozent zurück. Wegen der Einführung schärferer Abgasrichtlinien und der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage sei die Umsatz- und Ergebnisentwicklung gedämpft.
Der Umsatz des MAN-Konzerns verringerte sich in den ersten sechs Monaten um rund drei Prozent auf 7,7 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr geht das Unternehmen weiterhin von leicht rückläufigen Erlösen aus.
Die Hoffnungen der Branche ruhen weiter auf der Region, in der es bereits im Vorjahr das größte Wachstum gegeben hatte: Nordamerika. Denn da es dort nach der Finanzkrise von 2008 und 2009 einen Investitionsstau gegeben hatte, sind nach wie vor sehr viele alte Trucks auf den Highways unterwegs. Für dieses Jahr erwartet Daimler deswegen einen Zuwachs des Lkw-Marktes um 10 bis 20 Prozent. Auch der US-Markt hatte sich zuletzt aber abgeschwächt, die Nutzfahrzeughersteller Volvo und Paccar kündigten merkliche Produktionskürzungen an.
Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ