Wirtschaft

Es geht um mehr als nur Betrug Prozess gegen Ex-Teldafax-Chefs beginnt

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Die Teldafax-Pleite gilt gemessen an der Zahl der Gläubiger als die größte Insolvenz in der deutschen Geschichte. Mehr als 700.000 Kunden sollen geschädigt worden sein. Für drei Manager des Unternehmens hat das nun ein gerichtliches Nachspiel.

Nach der Mega-Pleite des Stromdiscounters Teldafax müssen sich drei frühere Vorstandschefs vor dem Landgericht in Bonn wegen gewerbsmäßigen Betrugs und anderer Delikte verantworten. Die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen Klaus Bath, Gernot Koch und Michael Josten ist dem Gericht zufolge unverändert zur Verhandlung zugelassen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft den Managern vor, die Insolvenz des Unternehmens über längere Zeit verschleiert und stattdessen zahlreiche Kunden durch Vorkasse-Tarifmodelle geschädigt zu haben.

Die Teldafax-Pleite aus dem Jahr 2011 gilt gemessen an der Zahl der Gläubiger als die größte Unternehmens-Insolvenz in der deutschen Geschichte. Mehr als 700.000 Kunden sollen geschädigt worden sein. Aus Gründen der Verfahrenseffizienz erhob die Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben aber nur in 241 eigens ausgewählten Fällen Anklage wegen gewerbsmäßigen Betrugs. Sie klagte die Ex-Chefs, die nacheinander an der Spitze des Unternehmens standen, außerdem wegen Insolvenzverschleppung und Bankrotts an. Den Männern drohen Haftstrafen von über fünf Jahren. Der Schaden beträgt rund eine halbe Milliarde Euro.

Insolvenzverschleppung?

Für den Prozess sind zunächst 16 Verhandlungstage bis Mitte Mai angesetzt. Weitere Termine vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts seien aber bereits vorgemerkt, erklärte das Gericht.

Die Anklage wirft den Managern vor, den Insolvenzantrag von Teldafax bis Juni 2011 verzögert zu haben, obwohl die Firma schon im Sommer 2009 zahlungsunfähig gewesen sei. Stattdessen hätten sie Kunden mit Tarifen gelockt, die nicht kostendeckend gewesen seien, um sich Liquidität zu verschaffen. Damit hätten sie die Schieflage des Unternehmens weiter verschlimmert. Das Geld sammelten sie dabei in Vorkasse ein, wobei die Kunden wegen der Pleite dafür keine Gegenleistung mehr bekamen. Das wertet die Staatsanwaltschaft als Betrug.

Was ist bislang bekannt?

Laut Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren die Teldafax Holding und deren Töchter Teldafax Services und Teldafax Energy bereits Mitte 2009 zahlungsunfähig. Auch wenn zwischenzeitlich Liquidität zur Verfügung stand, habe sich an der Lage der permanenten Unterdeckung nichts geändert, heißt es in der Anklageschrift. Trotzdem habe es der Vorstand nach Bekanntwerden der Insolvenzreife versäumt, innerhalb von drei Wochen einen Insolvenzantrag zu stellen. Dies geschah erst zwei Jahre später.

Was waren die Hintergründe für den finanziellen Absturz des Unternehmens?

Mit Öffnung der Strommärkte setzte Teldafax mit Billigangeboten auf einen schnellen Durchbruch am Markt. Die Tarife finanzierte Teldafax mit den Vorauszahlungen einer immer größeren Zahl von Neukunden. Verluste wurden bewusst in Kauf genommen, Strom wurde günstiger verkauft als Teldafax im Einkauf dafür zahlte. Der Insolvenzverwalter Biner Bähr, der Mitte 2011 vom Bonner Amtsgericht zum Insolvenzverwalter ernannt worden war, stellte auf der ersten Gläubigerversammlung unmissverständlich klar: "Hier haben Leute versucht, mit dem Unternehmen Geld zu verdienen auf Kosten anderer."

Warum konnte Teldafax soviel Kunden gewinnen?

Zu Beginn der Öffnung des Strommarktes wurde das Geschäft von wenigen Energiekonzernen dominiert. Andere Wirtschaftsbereiche wie die Telekommunikation hatten da bereits gezeigt, welche Preisspielräume möglich sind. Das Interesse an Billig-Tarifen war entsprechend hoch. Je nach Haushaltsgröße sollten Privatverbraucher bis zu mehrere hundert Euro Stromkosten im Jahr sparen können, lautete das Versprechen.

Haben geprellte Kunden bei Verurteilung der Angeklagten bessere Chancen, an ihr Geld zu kommen?

Zwar verbessern sich bei einer Verurteilung die Möglichkeiten, Schadenersatzklagen durchzusetzen. Aber die Vermögenslage der Manager wird im Fall der Fälle kaum ausreichen, die Forderungen vollständig zu bedienen. Bei einem Schaden von insgesamt 500 Millionen Euro - das ist die Schätzung des Insolvenzverwalters - werden die vielen Gläubiger vermutlich große Abstriche machen müssen.

Welche Lehren ziehen Verbraucherschützer aus dem Fall Teldafax?

Bundesnetzagentur und Verbraucherschützer warnen schon seit langem bei einem Wechsel des Stromanbieters vor Tarifen mit Vorauszahlung. Geht das Unternehmen Pleite, ist es schwierig, an sein Geld zu kommen.

Quelle: ntv.de, bad/AFP/dpa

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