GM-Partystimmung verflogen Tochter Opel mit Milliardenverlust
20.11.2010, 15:00 Uhr
Opel kommt aus den roten Zahlen nicht raus.
(Foto: REUTERS)
Das Konfetti auf dem Parkett vom Börsendebüt ist noch nicht ganz weggefegt, da muss GM schon mit dieser Nachricht herausrücken: Die Europa-Tochter Opel steuert auf einen massiven Verlust zu. "In der Summe rechnen wir mit einem Minus von rund zwei Milliarden Dollar", sagt Opel-Chef Nick Reilly.
Während die Konzernmutter General Motors mit der erfolgreichen Rückkehr an die Börse Schlagzeilen macht, läuft es bei der Tochter Opel weniger rund. In diesem Jahr werde der Rüsselsheimer Autobauer tiefrote Zahlen schreiben, sagte Opel-Chef Nick Reilly der "Wirtschaftswoche". "In der Summe rechnen wir mit einem Minus von rund zwei Mrd. Dollar, das sind 1,4 Mrd. Euro", wird der Manager zitiert.

Da war für schlechte Nachrichten kein Platz: Mit Glanz und Glamour zog GM wieder aufs Börsenparkett.
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In diesem Jahr würden Restrukturierungsmaßnahmen das Ergebnis um ungefähr eine Milliarde Euro drücken, im nächsten Jahr dürften es noch einmal rund 500 Mio. Euro sein. Allein die Schließung des GM-Werkes in Antwerpen werde mit rund 400 Mio. Euro zu Buche schlagen. Die Restrukturierung des Europageschäfts laufe jedoch plangemäß, und die Gewinnzone soll möglichst schnell wieder erreicht werden. "Sollten wir das schon 2011 schaffen, wäre das sehr positiv", sagte Reilly. Es gebe aber keinen Grund, nach dem Börsengang der Konzernmutter die Sanierung zu beschleunigen. Der Personalabbau in Deutschland laufe allerdings "ziemlich schleppend". Den Konzepten zur Sanierung zufolge will der Autobauer europaweit 8000 Stellen abbauen, davon fast die Hälfte in Deutschland.
Vor knapp zwei Wochen hatte General Motors mitgeteilt, dass in den ersten neun Monaten 2010 im Europageschäft Verluste in Höhe von 1,2 Mrd. Dollar aufgelaufen seien. Im dritten Quartal verlor das Unternehmen in Europa zudem mehr als dreimal so viel wie im Vorquartal.
Klage wegen lebenslanger Garantie
Neben den Verlusten muss sich Opel auch mit Wettbewerbsfragen auseinandersetzen. Die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs hat laut einem Bericht des "Focus" den Autobauer verklagt. Hintergrund ist die Werbung des Unternehmens mit einer "lebenslangen Garantie", die aber auf eine Laufleistung von 160.000 Kilometern begrenzt ist. Schon ab 50.000 Kilometern muss der Käufer außerdem für Materialkosten zahlen. "Wir halten das für eine klar irreführende Angabe", sagte ein Sprecher der Wettbewerbszentrale dem Magazin.
Opel argumentiert laut "Focus", dass ein Privat-Pkw in Deutschland im Schnitt jährlich nur 11.000 Kilometer fährt. Die Garantie reiche also für etwa 15 Jahre und damit für "ein normales Autoleben". Die Wettbewerbszentrale in Bad Homburg bei Frankfurt hatte Opel bereits im August abgemahnt. Die Klage war dann aber verschoben worden, weil beide Seiten zunächst nochmal ihre Rechtsauffassungen diskutieren wollten. Laut "Focus" ist die Klage nun beim Landgericht Darmstadt anhängig.
Quelle: ntv.de, sla/rts/dpa