Wirtschaft

Wendepunkt in Energiepolitik USA wollen Gasexporte ausbauen

Ein hydraulischer Bohrer wird in Pennsylvania für das umstrittene Fracking eingesetzt, welches mit für den US-Gasboom verantwortlich ist.

Ein hydraulischer Bohrer wird in Pennsylvania für das umstrittene Fracking eingesetzt, welches mit für den US-Gasboom verantwortlich ist.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Entscheidung der US-Regierung, ein neues Exportterminal für Erdgas zu eröffnen, könnte Auftakt einer grundlegenden Neuausrichtung der amerikanischen Energiepolitik sein. Trotz des Protests heimischer Unternehmen ist Washington inzwischen überzeugt, dass die heimische Wirtschaft von den Exporten profitieren wird. Analysten warnen jedoch vor zu viel Euphorie.

Die Ausfuhr von Erdgas wird für die USA immer wichtiger. Nun hat die US-Regierung den Weg für einen Ausbau dieser Exporte frei gemacht, indem sie das sogenannte Freeport-Projekt genehmigte. Im Rahmen dieses 10 Milliarden US-Dollar schweren Projekts soll ein Importterminal für Erdgas zum Exportterminal umgerüstet werden. Diese Entscheidung markiert eine Wende in der Energiepolitik der USA.

Teilnehmer einer Demonstration im Bundesstaat New York: Das Fracking ist in den USA ebenso wie in Deutschland nicht unumstritten

Teilnehmer einer Demonstration im Bundesstaat New York: Das Fracking ist in den USA ebenso wie in Deutschland nicht unumstritten

(Foto: REUTERS)

Noch vor fünf Jahren wurden viele Importterminals gebaut, weil man davon ausging, dass der US-Bedarf an Importgas steigen würde. Nun plant eine Gruppe privater Investoren, darunter ConocoPhillips, die Umwandlung einer Anlage auf Quintana Island, Texas, in ein Exportterminal. Von diesem soll Erdgas nach Japan und in andere Länder geliefert werden. Die Kombination aus Fracking und Horizontalbohrungen hat in den USA einen regelrechten Gasboom ausgelöst und das Land zum weltgrößten Produzenten von Erdgas gemacht. US-Präsident Barack Obama hat diesen Boom ausdrücklich begrüßt.

US-Unternehmen sind gegen Export 

Mit der Genehmigung des Projekts signalisiert das US-Energieministerium, dass es den Nutzen der Exporte höher einschätzt als etwaige Nachteile. Befürworter, darunter die Öl- und Gasbranche, argumentieren, dass der Export des billigen Erdgases die Handelsbilanz der USA verbessern werde. Zudem würde die Nutzung sauberer Energien weltweit gefördert. Gleichzeitig würden Verbündete der USA unterstützt, die nur über geringe eigene Energiequellen verfügten. Gegner der Exporte befürchten, dass die heimischen Gaspreise steigen. Davon wären nicht nur die privaten Verbraucher betroffen, sondern auch einige Industriezweige wie die chemische Industrie, die bislang von billigem Gas profitierten. Umweltaktivisten wiederum argumentieren, dass die USA die Nutzung fossiler Brennstoffe nicht noch fördern sollten. Deb Nardone von der Umweltschutzorganisation Sierra Club kritisierte die Genehmigung des Projekts als ein Geschenk an die Erzeuger "schmutziger Energie".


Der Chef des Freeport-Projekts, Michael Smith, hofft, dass der jüngsten Genehmigung bald weitere folgen. "Das Land braucht diese Exporte, für die Handelsbilanz, aber auch aus geopolitischen Gründen - unsere Verbündeten bitten darum", sagte er.
Kritiker wie der Chemiekonzern Dow Chemical und der Vorsitzende des Energieausschusses im US-Senat, der Demokrat Ron Wyden aus Oregon, unterstützen die jüngste Entscheidung des Ministeriums, weil dieses zugesagt hat, jeden Antrag einzeln sorgfältig zu prüfen und von Fall zu Fall zu entscheiden. Dow Chemical will zunächst die Entscheidungen über andere Anträge abwarten. Gleichwohl bleibt das Unternehmen bei seiner Meinung, dass das US-Gas heimischen Unternehmen mehr nützt als der Export als Brennstoff einbringen wird.
 

Wettbewerbsfähigkeit der USA ist zweifelhaft

Mit der nun erteilten Genehmigung darf das Freeport-Projekt voraussichtlich ab 2017 zunächst bis zu 1,4 Milliarden Kubikfuß verflüssigtes Erdgas (LNG) pro Tag exportieren. Die Genehmigung ist erforderlich für Exporte in Länder, mit denen die USA kein Freihandelsabkommen unterhält. Sie steht jedoch noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die zuständige Regulierungsbehörde, die Federal Energy Regulatory Commission. Bei dem Freeport-Projekt handelt es sich schon um das zweite Exportterminal, das von der Regierung Obama genehmigt wurde. Das erste, das Sabine-Pass-Projekt der Cheniere Energy in Lousiana, erhielt schon im Mai 2011 die Genehmigung zum Export von LNG in Länder ohne Freihandelsabkommen mit den USA und wird voraussichtlich in zwei Jahren damit beginnen.


Dieses erste Projekt wurde zunächst kaum wahrgenommen und rückte erst ins Blickfeld der Öffentlichkeit, als sich die Anträge auf Exportgenehmigungen im Energieministerium zu stapeln begannen und Unternehmen sich über die Vor- und Nachteile der Exporte stritten. Eine Studie, die das Ministerium dazu in Auftrag gegeben hatte, ergab im Dezember vergangenen Jahres, dass die US-Wirtschaft von den Exporten profitieren würde. Die Entscheidung gilt als Omen für weitere 19 Anträge auf Exportgenehmigungen, die noch in Bearbeitung sind. Die jüngste Genehmigung sei ermutigend, sagt Randy Bhatia von Capital One Southcoast. Aber man müsse weitere abwarten, um beurteilen zu können, wie schnell die Anträge bearbeitet würden.


Analysten erwarten, dass wegen der hohen Kosten der Gasverflüssigungsanlagen nur eine Handvoll gebaut werden wird. Am ehesten dürften Projekte zustande kommen, die auf vorhandene Einrichtungen zurückgreifen könnten, sagt Moody's Investor Service.  Dazu kommt, dass auch andere Länder wie Australien und Katar ihre Exporte in den vergangenen Jahren ausgeweitet haben und über gute Voraussetzungen verfügen, um Abnehmer in Asien und Europa zu beliefern. Daher könnten die Absatzchancen für US-Gas auf dem Weltmarkt weniger gut sein als erwartet. Wenn die heimischen Preise steigen, könnten die hohen Kosten für Verflüssigung und Transport des Gases die Wettbewerbsfähigkeit der USA unterminieren.

Quelle: ntv.de, DJ

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen