Aufregung in London Pfund schmiert ab
23.10.2009, 13:14 UhrFrische Kennzahlen zur Lage der britischen Wirtschaft schicken das Pfund Sterling am Freitag auf Talfahrt. Beobachter rechnen plötzlich wieder mit weiteren Eingriffen der Bank of England.
Enttäuschende Wachstumsdaten aus Großbritannien haben am Freitag das Pfund Sterling abstürzen lassen. Die britische Währung fiel bis auf 1,6395 Dollar je Pfund. Zuvor hatte das Pfund noch bei 1,6693 Dollar notiert.
Die britische Wirtschaft war im dritten Quartal überraschend erneut geschrumpft. Damit änderte sich die Einschätzung der Märkte hinsichtlich der Zinspolitik der Bank of England (BoE) wieder schlagartig: Hatte man Anfang der Woche noch über ein Ende der quantitativen Lockerung spekuliert, so rückten nun wieder weitere Liquiditätsspritzen in den Bereich des Möglichen.
"Das ist keine Frage: eine ganze Menge Leute sind dieses Mal auf dem falschen Fuß erwischt worden", fasste Paul Mackel, Währungsstratege der HSBC in London, zusammen. Auch zum Euro gab das Pfund nach: Mit 91,75 Pence mussten am Mittag mehr für einen Euro gezahlt werden als am Vortag mit 90,40 Pence.
Schwache Daten aus London
Zuvor hatten sich die Hoffnungen auf ein Ende der Rezession in Großbritannien vorerst zerschlagen: Entgegen den Erwartungen sank die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal erneut. Von Juli bis September sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,4 Prozent gesunken, teilte die Nationale Statistikbehörde mit.
Mit sechs Quartalen negativen Wachstums ist das die am längsten dauernde Rezession seit Beginn der Statistik im Jahr 1955. Volkswirte hatten eigentlich mit einem leichten Plus von 0,2 Prozent gerechnet. Im Jahresvergleich schrumpfte das BIP um 5,2 Prozent.
Der erneute Rückgang der britischen Wirtschaft kam trotz eines Rekordtiefs bei den Zinssätzen und trotz der Regierungshilfen, mit denen die Wirtschaft angekurbelt werden soll. Experten erwarten, dass sich der Druck im kommenden Jahr noch erhöht, da dann Anreizprogramme wie der gesenkte Mehrwertsteuersatz auslaufen. Zudem nimmt die Arbeitslosigkeit unter den rund 60 Millionen Einwohnern Kurs auf drei Millionen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts