Politik

Angst vor "giftiger Illoyalität" Harris: Fehlender Druck auf Biden war "leichtsinnig"

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Harris übte während der Präsidentschaft keine laute Kritik an Biden.

Harris übte während der Präsidentschaft keine laute Kritik an Biden.

(Foto: picture alliance / Newscom)

Kamala Harris übernimmt nur wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl im vergangenen Jahr die Kandidatur von Joe Biden. Ihre Wahlkampagne von 107 Tagen verarbeitet sie nun in einem Buch. Dort erklärt sie, warum sie trotz aller Kritik so lange zu dem 82-jährigen Präsidenten stand.

Die ehemalige Vizepräsidentin Kamala Harris übt in einem noch nicht erschienenen Buch zu ihrer Wahlkampagne Selbstkritik. "'Es ist die Entscheidung von Joe und Jill.' Wir alle sagten das wie ein Mantra, als wären wir alle hypnotisiert worden", schreibt die Demokratin laut dem Magazin "The Atlantic", welches erste Auszüge aus dem "107 Days" veröffentlichte.

"War es Gnade oder war es Leichtsinn? Rückblickend denke ich, dass es Leichtsinn war", erklärt Harris weiter. "Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Diese Entscheidung hätte nicht dem Ego oder dem Ehrgeiz eines Einzelnen überlassen werden dürfen. Es hätte mehr als eine persönliche Entscheidung sein müssen."

Harris und andere führende Demokraten hatten dem damaligen Präsidenten Biden lange den Rücken gestärkt und trotz seiner offensichtlichen Probleme nicht von ihm als Kandidaten abrücken wollen. Erst ein katastrophaler Auftritt des 82-jährigen Präsidenten bei der TV-Debatte mit Donald Trump sorgte für ein Umdenken im Partei-Establishment der Demokraten.

Harris äußert sich in dem Buch zurückhaltend zu einer angeblich abnehmenden geistigen Fitness Bidens während seiner Amtszeit. "Selbst an seinem schlechtesten Tag war er sachkundiger, urteilsfähiger und weitaus mitfühlender als Donald Trump an seinem besten Tag. Aber mit 81 Jahren wurde Joe müde", schreibt Harris.

"Da zeigte sich sein Alter in körperlichen und verbalen Stolperern. Ich glaube nicht, dass es eine Überraschung ist, dass das Debatten-Debakel direkt nach zwei aufeinanderfolgenden Reisen nach Europa und einem Flug an die Westküste für eine Hollywood-Spendenaktion passierte. Ich glaube nicht, dass es Unfähigkeit war. Wenn ich das geglaubt hätte, hätte ich es gesagt. So loyal ich auch gegenüber Präsident Biden bin, meinem Land bin ich noch loyaler." Bevor Biden schließlich aus dem Wahlkampf ausschied, schrieb Harris, glaubte sie, dass ihr damaliger Chef ihren Rat, sich zurückzuziehen, "als pure Ambition, vielleicht sogar als giftige Illoyalität" auffassen würde.

Quelle: ntv.de, lme

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