Japan-Heimkehrer nicht panisch Kein verstrahltes Flugzeug in Frankfurt
17.03.2011, 17:04 Uhr
Auf den Flughäfen München (Foto) und Frankfurt/Main werden die aus Japan ankommenden Flugzeuge auf erhöhte Strahlungen überprüft.
(Foto: dpa)
Die Flughäfen in Frankfurt/Main und München kontrollieren seit dem Wochenende Flugzeuge aus Japan auf Radioaktivität. In München wird an einer Maschine ein leicht erhöhter Wert festgestellt. Die Angst vor Verstrahlung hält sich bei Heimkehrern aber in Grenzen.
Nach den Zwischenfällen in den japanischen Atommeilern sind in Frankfurt am Main bislang keine verstrahlten Flugzeuge angekommen. Der Flughafenbetreiber Fraport lasse alle Maschinen aus Japan auf erhöhte Werte überprüfen, sagte ein Sprecher. Bislang sei dabei keine höhere Radioaktivität festgestellt worden. Pro Tag kommen sieben Maschinen aus Japan in Frankfurt an - dabei fünf Passagierflieger und zwei Frachtmaschinen. Es handelt sich um fünf Lufthansa-Flugzeuge und je eines der japanischen Gesellschaften ANA und JAL.
In den ersten Tagen habe es Überprüfungen sowohl außen als auch im Inneren der Flugzeuge gegeben, seit Mittwoch beschränke man sich auf sogenannte Wischtests im Inneren, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. "Unsere Flugrouten sind ganz weit abgelegen von dem im Nordosten befindlichen Krisengebiet, so dass zum jetzigen Zeitpunkt eine Kontaminierung durch die Luft nahezu ausgeschlossen ist."
Die Lufthansa hat ihre beiden täglichen Tokio-Flüge derzeit nach Nagoya und Osaka im Süden der Insel Honshu umgeleitet. "Diese Regionen sind völlig unauffällig, was die radioaktive Bedrohung angeht", sagte der Fraport-Sprecher. ANA und JAL fliegen weiter von Tokio aus.
In Frankfurt misst seit Sonntag ein Sonderfahrzeug der Flughafenfeuerwehr im Auftrag der Airlines. Passagiere, die aus Japan ankommen, würden derzeit nicht untersucht. Hier liege die Entscheidung nicht bei Fraport, sondern beim hessischen Umweltministerium, sagte der Sprecher.
Höhenstrahlung ist normal
Fraport überprüft die Maschinen nach dem Aussteigen der Passagiere von innen. Eine Messung an der Außenseite mache keinen Sinn, da radioaktive Partikel durch die hohe Fluggeschwindigkeit weggeschleudert werden, hieß es. Zudem sei eine Maschine auf Langstreckenflügen ohnedies erhöhter Strahlung ausgesetzt und vergleichbare Phänomene würden bei vielen Flugzeugen auftreten, sagte der Sprecher.
Leicht erhöhte Strahlung an einer Maschine
Am Münchner Flughafen war hingegen am Mittwoch bei einer Maschine der japanischen All Nippon Airways aus Tokio eine leicht erhöhte Strahlung an der Außenhaut festgestellt worden, wie der Flughafen München mitteilte. Da es bei anschließenden Messungen in der Kabine und im Frachtraum allerdings keine Auffälligkeiten gegeben habe, wurde die Maschine für den Rückflug nach Tokio wieder freigegeben.
Die Flughafenfeuerwehr checkt in München seit dem Wochenende regelmäßig alle aus Japan eintreffenden Flugzeuge auf Radioaktivität. Die Lufthansa-Maschine aus Osaka am Mittwochabend sei unbelastet gewesen, sagte Sprecher Peter Prümm weiter. In München werde weiter auch an der Außenhaut gemessen.
Das Bundesamt für Strahlenschutz teilte mit, dass eine Gefährdung der Bevölkerung in Deutschland durch nach Deutschland einreisende Personen aus Japan nicht bestehe. "Eventuell in den Körper aufgenommene Radioaktivität kann keine negativen Auswirkungen auf andere Personen haben." In Südkorea hatten die dortigen Behörden laut Medienberichten höhere Strahlenwerte bei Passagieren aus Japan festgestellt.
Keine Panik bei Japan-Heimkehrern
Die Angst vor einer möglichen Verstrahlung scheint sich bei Japan-Heimkehrern bisher in Grenzen zu halten. "Noch ist niemand gekommen", sagte Techniker Gerd Weigand vom Strahlenlabor der Universität Gießen in Hessen. Das Labor ist eine von mehreren Anlaufstellen in Deutschland, wo die radioaktive Belastung eines Menschen gemessen werden kann. Normalerweise werden hier in einem sogenannten Ganzkörperzähler Arbeiter untersucht, die beruflich einer Strahlenbelastung ausgesetzt sind. Die Einrichtung stünde generell aber allen offen, erklärt Weigand. So auch denen, die fürchten, in Japan verstrahlt worden zu sein.
Beim Nukleartechnik-Konzern Areva im bayerischen Erlangen wurden zehn Mitarbeiter getestet, die zum Zeitpunkt des Megabebens in Block 4 des japanischen Atomkraftwerks Fukushima 1 waren. Sie wurden schnell aus dem Katastrophengebiet gebracht und am Sonntag ausgeflogen - bei ihnen sei deshalb keine Radioaktivität festgestellt worden, sagte Areva-Mitarbeiter Rainer Bezold. Touristen oder Auswanderer hätten sich aber noch nicht gemeldet.
Bei der Außenstelle des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) in Oberschleißheim nahe München untersuchten die Experten vier Menschen. Zu ihnen lägen noch keine Ergebnisse vor, hieß es vom Fachbereich Strahlenschutz und Gesundheit. Zudem gebe es weitere Anfragen von Heimkehrern. An den drei weiteren Mess-Stellen in Bayern wurden bislang keine potenziellen Strahlenopfer untersucht. Nur bei der Universität Würzburg gab es zwei Anfragen. Die Angst vor Verstrahlung habe sich jedoch als unbegründet herausgestellt, sagte Physiker Heribert Hänscheid.
Die Mitarbeiter der Mess-Stellen in Hessen und Bayern rechnen nach den Erfahrungen der Reaktorkatastrophe 1986 in Tschernobyl damit, dass sich weitere Menschen melden werden. Damals seien tausende Privatpersonen gekommen, um sich testen zu lassen, hieß es in Gießen. Auch Jahre nach einer solchen Katastrophe kämen Menschen noch mit dieser Bitte. Die Sozialministerien von Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt teilten indessen mit, dass sie in verschiedenen Kliniken darauf vorbereitet seien, Strahlenopfer zu behandeln.
Quelle: ntv.de, dpa/rts