Dubai

Fluch oder Segen? Wettermanipulation in Dubai

Künstlicher Regen soll dabei helfen, Dürreperioden zu bekämpfen.

Künstlicher Regen soll dabei helfen, Dürreperioden zu bekämpfen.

(Foto: imago/Frank Sorge)

Im Kampf gegen Wassermangel und Hitze im Sommer, erzeugen die Vereinigten Arabischen Emirate schon seit Jahrzehnten künstlichen Regen. Aktuell setzt Dubai auf Cloud Seeding - Wolkenimpfung. Doch die Wettermanipulation birgt auch Risiken.

Dubai ist ein beliebtes Reiseziel für Touristen aus aller Welt. Allerdings leiden die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) aufgrund des Mangels an Regen unter enormen Hitzeperioden, die auch mit Wasserknappheit einhergehen. Im Schnitt fallen gerade einmal 70 Liter Regen pro Quadratmeter in dem Wüstenstaat - aufs gesamte Jahr verteilt! Zum Vergleich: Deutschland bekommt um die 750 Liter pro Quadratmeter und Jahr.

Zudem kämpfen die Menschen in Dubai mit Hitzeperioden in den Sommermonaten. So wurden am 6. Juni Temperaturen von über 50 Grad Celsius gemessen. Die Landwirtschaft leidet ebenso stark unter der Hitze: Bis zu 80 Prozent der Lebensmittel müssen importiert werden. Auch das Trinkwasser ist knapp. Deshalb bemüht sich Dubai nun darum, künstlichen Regen zu erzeugen. Versuche, das Wetter zu beeinflussen gibt es schon lange. Zu der am weitesteten verbreiteten Methode zählt die Wolkenimpfung (Cloud Seeding), auf die auch die VAE verstärkt setzen.

Mit Wolkenimpfung Regen erzeugen

Bereits seit Beginn der 2000er Jahre versuchen die VAE, künstlichen Regen zu erzeugen. Die Emirate hatten 2017 für die Umsetzung neuer Ideen für mehr Regen rund 15 Millionen US-Dollar in Aussicht gestellt. An neun verschiedenen Projekten wird derzeit gearbeitet. Genügend Wolken gäbe es, sagt der mit dem Projekt befasste Professor Maarten Ambaum von der Universität Reading. Bislang arbeiten die VAE dabei mit der Cloud-Seeding-Technologie.

Cloud-Seeding-Operationen funktionieren durch bemannte Flugzeuge, die Silberjodid, Trockeneis oder Stickstoff-Partikel in die Wolken feuern, um erhöhten Niederschlag zu verursachen. Bei der neueren Methode versucht man mit elektrischen Stromstößen das Ladungsgleichgewicht der Regentropfen zu ändern und zum Verschmelzen zu bringen. In der Theorie sollen die Tropfen dadurch größer und schwerer werden und als Regen auf die Erde fallen. Das Cloud-Seeding-Projekt wurde gemeinsam mit der britischen Universität Reading ausgearbeitet. Wie das Nationale Zentrum für Meteorologie in den VAE nun bekannt gab, wurde der Niederschlag durch das Cloud-Seeding verstärkt. Dazu veröffentlichte der Wetterdienst der VAE Videoaufnahmen mit heftigen Regenfällen. Auch die Temperatur sank infolge des Regens drastisch.

Ob das Projekt letztendlich den erwünschten Erfolg bringt, wird die Zeit zeigen, wenn der Niederschlag auch langfristig mehr als die übers Jahr verteilten 70 Liter bringt. Derzeit wird wissenschaftlich ausgewertet, inwiefern die Regenfälle auf die Cloud-Seeding-Technologie zurückgeführt werden können.

Maßnahmen zur Wettermanipulation sind umstritten

Schon immer träumten Menschen davon, das Wetter ihren Bedürfnissen anpassen zu können. Doch die Erzeugung von künstlichem Regen zur Bekämpfung von Dürre, aber auch andere Strategien wie die Nutzung von Nebel, die Verstärkung von Schneefall oder Hagelabwehr haben nicht nur positive Aspekte. So sind Kritikern zufolge die langfristigen Folgen einer Wettermanipulation nicht absehbar. "Wenn man in komplexe Systeme massiv eingreift, weiß man ja nie, ob es nicht zu überraschenden ungewünschten Rückkopplungen kommt", warnt der Meteorologe Andreas Friedrich bei web.de.

Wie solche unerwünschten Auswirkungen, aussehen können, zeigt ein Fallbeispiel aus dem Jahr 2009, als Peking im Rahmen eines Wettermanipulationsversuchs in einem Schneesturm versank. In Mexiko installierte Volkswagen eine Fabrik zur Hagelabwehr, die mit Abgabe von Schockwellen eine Hagelbildung in der Atmosphäre verhinderte. Damit wollte der Autohersteller die 450.000 vor der Fabrik parkenden Fahrzeuge vor Hagelschäden schützen. Allerdings löste das Projekt eine Dürre aus, die den Landwirten massive Ernteausfälle bescherte. Auch das Projekt zur künstlichen Regenerzeugung in Dubai wird kritisiert. So führten Überschwemmungen durch den Regen zu teils überfluteten und damit unbefahrbaren Straßen.

Mit Wolkenmanipulationen werden Experten zufolge eher die Symptome bekämpft, als den Ursachen für Wetterextreme, etwa starke Hitzeperioden, auf den Grund zu gehen und zu beheben. Auch besteht die Gefahr, dass sie dazu benutzt werden, um Kriege zu führen. "Wenn ich Wolken abregnen lasse, könnte ich Gebiete austrocknen und dafür sorgen, dass es in bestimmten Regionen kein Wasser mehr gibt. Andersherum könnte ich ein Starkregenereignis als Waffe einsetzen", sagt der Meteorologe Frank Böttcher gegenüber ntv.de. Um solche Ereignisse zu verhindern, haben bereits 77 Staaten die ENMOD-Konvention unterschrieben. Darin wird der Einsatz von Wettermanipulationen für militärische Zwecke verboten.

Quelle: ntv.de, imi

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