Tirol

Wintersport in der "Schneeschüssel" Kühtai machts Skifahrern leicht

Jede Menge Schnee bis in den Frühling hinein: Durch die hohe Lage kann in Kühtai auch dann noch skigefahren werden, wenn in anderen Wintersportorten die Hänge bereits wieder grün sind.

Jede Menge Schnee bis in den Frühling hinein: Durch die hohe Lage kann in Kühtai auch dann noch skigefahren werden, wenn in anderen Wintersportorten die Hänge bereits wieder grün sind.

(Foto: picture-alliance / gms)

Insgesamt 35 Pistenkilometer gibt es im Kühtai. Das Skigebiet in einer Höhe von 2020 Metern ist das am höchsten gelegene in Österreich und von Dezember bis April meterhoch verschneit.

Die Lifte sind nur wenige Schritte von der Hoteltür entfernt, die Pisten enden direkt davor: Im Kühtai ist das Skifahren eine bequeme Angelegenheit. Die Skiausrüstung muss nie weit geschleppt werden, und das Auto hat Pause. Die insgesamt 35 Pistenkilometer liegen in einer Art Schneeschüssel und sind von Dezember bis April meterhoch verschneit - die Lifte gehen bis auf eine Höhe von 2520 Metern hinauf. Das Kühtai gilt damit als Österreichs höchstgelegener Wintersportort ohne Gletscher.

Anders als vergleichbare Wintersportorte in Frankreich ist das Hoteldorf auf der Tiroler Passhöhe zwischen Sellrain- und Ötztal jedoch keine Hochhausstadt im Gebirge, sondern im traditionellen alpenländischen Baustil gehalten. Elf Lifte - sieben Schlepper, eine Doppelsesselbahn und drei Vierersessel - erschließen das offene, baumlose Skigebiet. Vormittags tummeln sich Wintersportler auf den sonnigen Südhängen unterhalb von Hochaltar und Pirchkogl. Am Nachmittag schwingen sie über die breiten Abfahrten der Hohe Mut- und Drei-Seen-Bahn.

Snow Fox, Snow Bike und Firngleiter

Ideales Skigebiet für den Nachwuchs: Auf den überwiegend leichten und mittelschweren Strecken kommen auch kleine Wintersportler schnell gut zurecht.

Ideales Skigebiet für den Nachwuchs: Auf den überwiegend leichten und mittelschweren Strecken kommen auch kleine Wintersportler schnell gut zurecht.

(Foto: picture-alliance / gms)

50 Prozent aller Abfahrten sind mittelschwer, nur zwei Skiwege und eine Piste sind mit blauer Markierung für Anfänger ausgewiesen. Bei weiteren 25 Prozent der Pisten signalisiert die schwarze Markierung, dass es sich hier um schwere Abfahrten handelt. Doch die Vielzahl der roten und schwarzen Schilder täuscht. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Abfahrten von durchschnittlichen Läufern leicht zu bewältigen.

Richtig schwierig und steil wird es in Kühtai kaum. Einzig die Neuner-Abfahrt am Gaiskogellift, die sich talabwärts verengt, fordert solides Fahrkönnen. Da die Lifte alle weit unter den Gipfeln enden, stellen die Abfahrten über maximal 500 Höhenmetern kaum Anforderungen an die Kondition. Den jährlich 150.000 vorwiegend deutschen Gästen gefällt es: Sie kommen nach Kühtai zum Genuss-Skifahren.

Für die Snowboarder gibt es den "Fun Park Hohe Mut". Fun-Sportgeräte wie Snow Fox, Snow Bike, Monoski und Firngleiter bieten Abwechslung vom Pistenalltag. Für Skifahrer, die gerne an ihre Grenzen gehen, bietet die örtliche Skischule ein Renntraining auf der Slalomstrecke am Alpenrosenlift an, auf der sonst Nationalmannschaften und Nachwuchskader trainieren. Alle zwei Jahre messen ambitionierte Amateure beim Alpenclubkönig-Rennen ihr Können.

Übersichtliches Loipennetz

Jenseits der präparierten Pisten ziehen Tourengeher durch das Sellraintal. 30 Routen lassen sich mit Fellen unter den Laufflächen entdecken. Viele Gipfel ringsum überschreiten die 3000-Meter-Grenze. Noch höher hinaus geht es bei Tandemflügen mit dem Gleitschirm. Eisstockschützen finden zwei Bahnen am "Siglu", der Iglu-Bar vor dem Sporthotel.

Bielefelder Hütte im Skigebiet Hochoetz.

Bielefelder Hütte im Skigebiet Hochoetz.

(Foto: © Ötztal Tourismus)

Das Loipennetz für Langläufer ist übersichtlich: Drei Rundloipen, die sich zu einer 15 Kilometer langen Strecke kombinieren lassen, verlaufen im Unterdorf über Almen und rund um den Stausee Längental. Auch Winterwanderer führen trotz zweier sonniger Wege mit insgesamt sechs Kilometer Länge eher ein Schattendasein. Gut umsorgt wird dagegen der Nachwuchs. Im "Kids-Club" lernen Kinder ab vier Jahre spielerisch die ersten Schwünge; Junioren ab zwei werden im Gästekindergarten ganztägig betreut.

Am Abend bleibt Kühtai sportlich: Jeden Mittwoch und Samstag von 19.30 bis 22 Uhr erhellt Flutlicht die Piste am Hochaltar. Auf den Bänken vor der Kaiser-Maximilian-Hütte genießen in Decken eingehüllte Gäste den Blick auf den nächtlichen Lichterglanz des Dorfes. In ihren Bechern dampft heißer Jagatee. Lachen dringt von der Rodelhütte Graf-Ferdinand-Haus herüber. Zurück ins Tal geht's mit dem Schlitten - nach ausgiebigem Après-Ski bleibt der Schneekontakt auf der 2,5 Kilometer langen, beleuchteten Rodelstrecke meist nicht aus.

Im Sommer auf 12 Einwohner geschrumpft

Seinen Ursprung hat der Ort Kühtai im Unterdorf. 1288 entstand hier ein Bauernhof samt zugehöriger "Kuhalpe". Im Sommer und Herbst kamen alljährlich Habsburger Kaiser und Tiroler Landesherren unter, die im Gebirge Jagd auf Gemsen machten. Eine standesgemäße Unterkunft entstand jedoch erst im 17. Jahrhundert: das "Jagdschloss Kühtai", 1952 zum Viersternehotel umgestaltet.

In der Jägerstube des Hauses setzt sich Graf Christian Stolberg-Stolberg, Ururenkel von Kaiser Franz Joseph und Kaiserin Sisi, gern zu den Gästen und lässt die Schlossgeschichte Revue passieren. Schwarzweiß-Fotos mit alten Ansichten Kühtais und des vorletzten österreichischen Kaisers zieren die Wände und Flure. Laut knarren die Dielen beim Gehen und quietschen die massiven Schlösser, wenn der Graf ein Zimmer aufschließt, stolz auf die historischen Kassettendecken weist und den Knick im Kopfkissen korrigiert.

Bis zu 1300 Gäste können in den Hotels und Ferienwohnungen in Kühtai beherbergt werden. Doch so turbulent es vor allem an manchen Wochenenden zugeht, so still wird es im Frühling. Wenn alle Gästebetten verwaist und die Saisonkräfte abgereist sind, bleiben zwölf Einwohner zurück. Selbst der Arzt kommt nur von Dezember bis April von Innsbruck zum Kühtai hinauf.

Quelle: ntv.de, Hilke Maunder, dpa

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