"Ein kleiner Ritterschlag" Club Cooee-Gründer im Gespräch
26.06.2009, 12:53 UhrIm Jahr 2006 gründeten drei Softwareentwickler den Club Cooee, eine 3D-Kommuniklationsplattform für den Desktop. Im Mai wurde das vielversprechende Startup in Microsofts "unternimm was" -Programm aufgenommen. Ein Interview mit Club Cooee-Gründer Alexander Jorias.
Was ist das Besondere an der Unternehmensidee, speziell aus Endkundensicht?

Bevor Alexander Jorias den Club Cooee gründete, entwickelte er unter anderem den Spieleklassiker "Die Siedler".
Jeder kennt Instant-Messenger wie ICQ, MSN. Zu diesen Entwicklungen aus dem Ende der neunziger Jahre haben wir nun eine 3D-Welt hinzugepackt. Jeder, der möchte, kann bei uns ganz einfach kleine 3D-Szenen gestalten. Dort kann man sich dann mit seinen Freunden treffen, zusammen Videos anschauen, Bilder und Musik tauschen oder gemeinsam anhören. Das gemeinsame Erleben ist ganz wichtig. Bei einem Instant-Messenger hat man ein bestehendes Netzwerk und lernt normalerweise keine neuen Leute kennen. Bei uns kann man dagegen öffentliche Räume betreten und dort auch neue Bekanntschaften machen.
Wie populär ist Club Cooee inzwischen?
Mittlerweile haben wir Nutzer aus 160 Nationen, die rund 30.000 Räume erstellt haben. Jeden Tag kommen hunderte Nutzer dazu, man kann schon absehen, dass es demnächst Tausende sein werden. Es ist eine sehr spannende Sache für unsere User. Bei all dem Zulauf achten wir darauf, dass es eine sehr positive, freundliche Plattform bleibt. Es gibt Moderatoren, die einschreiten sobald User schlecht miteinander umgehen.
Wie wichtig ist die individuelle Gestaltung?
Absolut wichtig! Im klassischen "2D-Web" versucht man seine Website zu gestalten, bei uns gestaltet man seine eigenen Räumlichkeiten und seine Avatare, also das virtuelle Ich. Dafür kann man für Centbeträge individuelle Gegenstände kaufen, Möbel, Musikinstrumente und auch Kleidung. Und wichtig: Es ist ja ein Instant-Messenger mit 3D-Welt, das heißt, unsere Applikation läuft immer auf dem Windows Desktop. Man kann also in Word oder im Internet arbeiten und gleichzeitig in der 3D-Welt bleiben.
Wie lässt sich damit auch Geld verdienen?
Man muss Visionen haben, wohin der Markt sich entwickelt. Die Nutzung von Club Cooee ist für den Endkunden umsonst. Wer etwas mehr machen will und will ganz besondere Gegenstände haben möchte, zum Beispiel Turntables für die DJs, kann die in speziellen Shops für wenig Geld kaufen. Getragen wird das Ganze aber von den Businesskunden. Sie können im Club Cooee ihre Marke und ihre Produkte phantastisch dem Kunden präsentieren.
Ein virtueller Markt also?
Genau. Der Kunde hat Gegenstände der jeweiligen Marke und zeigt sie seinen Freunden. Für die Marke ist das sehr gut. Wir haben beispielsweise mit großen Radiosendern aus England zusammengearbeitet. Die gestalten Lobbys und machen dort richtige Events. Die Leute kommen also in diesen Raum rein, wünschen sich Musik und die kommt dann über den Radiosender.
Was ist für Sie die Konkurrenz?
Wir befreien die 3-D-Welt aus dem Browser und kombinieren sie mit einem Instant-Messenger. Diese Micro-Applikationen auf dem Desktop sind ein Trend und wir haben hier eine gute Alleinstellung. Und anders als viele 3D-Welten verwirren wir die Nutzer nicht. Bei uns ist alles sehr speziell und einfach gestaltet.
Wie wichtig ist es, in Netzwerken zu sein und dort auch Unterstützung zu bekommen, beispielsweise "Unternimm was"?
Sehr wichtig. Das gibt eine hohe Sichtbarkeit für uns als Unternehmen. Bei Microsoft wurden wir in ein spezielles Programm für herausragende Startups aufgenommen. Da erhalten wir Unterstützung durch spezielle Kooperationen, auch durch Entwicklerleistungen, was für uns ganz wichtig ist. Die Konkurrenz ist groß und wir sind sehr froh, dass wir ausgewählt wurden.
Ist das ein Meilenstein, wenn man merkt: Da ist ein großer Player auf uns aufmerksam geworden?
Auf jeden Fall. Man kann sagen, wenn Microsoft auf einen zukommt und sagt: Was ihr da macht, gefällt uns sehr, und wir wollen euch fördern – das ist schon ein kleiner Ritterschlag.
Wo ist das Hoffnungsvolle bei Ihnen, dass Sie sagen: Wir sind jetzt voll im Trend und das wird sich jetzt auch weiter nach oben entwickeln?
Für uns war sehr wichtig, dass wir mit unserer Idee von Anfang Geld verdient haben durch die Micro-Payments. Das haben Mitbewerber versäumt. Die haben das zu spät oder gar nicht eingeführt und damit funktioniert das Geschäftsmodell nicht. Wir können den Investoren die Zahlen zeigen, und die sind sehr gut. Deshalb sind wir da weiter zuversichtlich.
Spüren auch Sie die Krise?
Wie wir das beobachten, profitieren wir eher von der Krise. Denn die Menschen bei uns können umsonst Spaß haben, und wenn sie kleine Zahlungen vornehmen, spielt sich das im Rahmen von 20 oder 30 Cent pro Gegenstand ab. So sind wir von der Krise zum Glück nicht betroffen.
Quelle: ntv.de, ino