Gebaut für ExtremsituationenBYD stellt großen Offroader Denza B8 vor - echte Rampensau
Patrick Broich
BYDs Luxusmarke Denza ist noch für so einige Modell-Überraschungen gut. Ob alle nach Europa respektive Deutschland kommen, sei dahingestellt. ntv.de hat eine Runde mit dem geländegängigen B8-Hybrid gedreht, und zwar über extremes Gelände.
Ursprünglich als Akkuhersteller gestartet, ist der BYD-Konzern inzwischen ganz schön breit gefächert unterwegs. Elektrische Antriebe zu bauen, mag ja vielleicht noch naheliegen - aber Verbrenner? Na klar, hat BYD auch im Programm. Und da sind die Chinesen ganz schön umtriebig - auch ein Grund, warum ein hartes Verbrennerverbot durchaus kritisch zu sehen ist. Doch das ist eine andere Sache.
Lass einen Blick auf den B8 werden. Da steht ein wahrer Brocken von Auto mit 5,20 Metern Länge und 1,99 Metern Breite. Ein Offroader, von der Front her optisch nicht ganz so extrovertiert wie der mächtige YangWang U8, von den Abmessungen aber prädestiniert, um beispielsweise Land Rover eins auszuwischen. Denza B8 gegen den feinen Range Rover? Solch ein Duell würde er aus vielen Gründen verlieren, aber es gibt keinen Grund, an seiner Geländetauglichkeit zu zweifeln.
Bei der ersten Runde über den kleinen, aber heftigen Geländeparcours bin ich Beifahrer. Ich schaue auf die flinken Finger des Instruktors, der in diesem Moment beides tut: fahren und dafür sorgen, dass das richtige Fahrprogramm eingestellt wird. So wischt und drückt er sich durch die Grafiken auf dem Touchscreen; und dann wird es auch schon ernst, die erste Schräglage naht - macht der B8 quasi mit links.
Anschließend folgt die Extremsteigung. Wie steil genau? Wird nicht ganz klar, aber der Blick aus der Frontscheibe erreicht nur noch den Himmel, also gerne 35 Grad, was 70 Prozent entsprechen würde. Wir halten sogar mitten auf der Rampe an - und das erneute Anfahren gelingt geschmeidig.
Denza B8 kann kaum laufen vor Kraft
Warum? Weil das riesige Schiff vor allem elektrisch anfährt mit schierer Kraft. Denn zwei ultrastarke Elektromaschinen sorgen für Bewegung - mit 272 PS an der Vorder- und 408 PS an der Hinterachse. Gleich mehrere Differenzialsperren sorgen für eine souveräne Kraftverteilung.
Und dann wäre da ja noch ein zwei Liter großer Vierzylinder mit 245 PS, der ebenso antreiben kann (Parallelbetrieb) wie Strom produzieren, falls der Vorrat an elektrischer Energie zur Neige geht. Immerhin speichert der Akku rund 37 kWh. Aber! In dieser Klasse dürfte es natürlich etwas mehr Antriebskultur geben - also hier wäre definitiv ein Sechszylinder geboten. Und so weit sind die Chinesen eben noch nicht.
Und wie steht es um die Geländeeigenschaften? Nicht von schlechten Eltern jedenfalls mit Böschungswinkeln von 34 Grad vorn und 35 Grad hinten. Das ist zwar nicht ganz so ausufernd wie beim YangWang U8, aber hat rein gar nichts mit softigem Stadt-SUV zu tun. Der B8 ist also ein Tool und kein Showcar für die Flaniermeile. Zumal ja auch noch eine Geländereduktion zur Verfügung steht für alle Fälle.
Nach der ersten Runde darf ich selbst hinter das Steuer und probiere die Steigungsstrecke sowie die Verschränkungspassage. Die Geländemodi erschließen sich zwar nicht so schnell, aber der Instruktor ist wieder flink dabei mit den entsprechenden Einstellungen. Sämtliche Disziplinen bestreitet der B8 mühelos, man könnte ihn ohne Probleme auch natürliche Steilhänge erklimmen lassen oder ihn in die echte Wüste schicken.
B8 ist Komfort-Oase
Wenn man sich im Denza B8 umschaut, merkt man schnell, dass er jedoch nicht bloß für schwergängiges Terrain gemacht ist, sondern ebenso dafür taugt, um lange Strecken komfortabel abzuspulen. Platz? Gibt es massenhaft. Auch hinten - kein Wunder dank 2,90 Metern Radstand. Und dann kommen ja auch noch ausladende Sessel mit geschmeidiger Nappaleder-Polsterung dazu, auf denen man gemütlich sitzt. Außerdem fällt der Blick auf ganz viel Display, auch von der Beifahrerposition aus. Viel Hightech ist hier selbstverständlich. Und falls der Fahrer auf griffiger Asphaltstrecke die Muskeln des B8 spielen lässt, erreicht der Denza Landstraßentempo binnen 4,8 Sekunden - er operiert also in der Sportwagen-Liga.
Darüber hinaus soll dieser Offroader auch Ausdauer beweisen. Denn nimmt man Stromvorrat und Tankinhalt zusammen, stehen 1200 Kilometer im Raum - erst danach müsste nachgefasst werden. Das europäische Auge jedoch mustert eher, wie umweltfreundlich dieses Trumm von Auto überhaupt zu fahren ist. Wollte man hier wirklich CO2-arm unterwegs sein, würde das bedeuten, dass die Batterie des Plug-in-Hybrids ständig zu laden wäre. Hier lässt sich der Konzern aber nicht lumpen und bietet eine CCS-Lademöglichkeit an, um den Stromspeicher auch unterwegs häufig rasch befüllen zu können, um eine reelle Chance zu haben, meist elektrisch unterwegs zu sein.
Ob der dicke Denza-Offroader jedoch nach Europa kommt, steht aktuell noch in den Sternen. Zunächst will BYD offenbar mit dem Gran Turismo Z9 Erfahrungen auf dem europäischen Markt sammeln, der im April eintreffen wird. Danach wird man sehen. Und der ist ehrlich gesagt auch schon ein bisschen europäischer als der hier und da noch etwas schwülstige Offroader. Dass er allerdings das kann, wofür er gebaut wurde, nämlich Hindernisse bezwingen, daran ist keine Sekunde zu zweifeln.