
Für den Porsche Taycan GTS Sport Turismo versprechen die Zuffenhausener das Beste aus zwei Welten.
(Foto: Holger Preiss)
Bei Porsche steht das Kürzel GTS für eine verschärfte Sportlichkeit. Das gilt auch für den rein elektrisch fahrenden Taycan Sport Turismo. Ein Auto, nicht nur, aber besonders für den elektrisierten Familienvater. Warum? Hier eine Argumentationshilfe.
Dass Porsche den Taycan jüngst mit dem GTS-Label geadelt hat, wurde auf diesen Seiten schon ausführlich gewürdigt. Auf dem ältesten Rundkurs der USA in Willow Springs durfte der Elektrosportler sein Können unter Beweis stellen. Kein Problem für ein Auto, dessen gesamte DNA auf Race ausgelegt ist. Allein die Tatsache, dass bei aktivierter Launch Control eine Overboost-Leistung von bis zu 598 PS zur Verfügung steht, spricht Bände. Auch der Umstand, dass es nur 3,7 Sekunden dauert, bis die 100-Kilometer-pro-Stunde-Marke geknackt ist und die Tatsache, dass in der Spitze Tempo 250 möglich ist, sprechen für sich.

Mindestens 132.786 Euro werden für den Porsche Taycan GTS Sport Turismo fällig.
(Foto: Holger Preiss)
Doch jenseits dieser Leistungsparameter hat der GTS noch mehr zu bieten. Abseits der Rennstrecke, wo er wahrscheinlich deutlich öfter bewegt wird. Einmal mehr, wenn der Käufer nicht nur die notwendigen 132.786 Euro aufbringt, sondern sich für dieses Geld dann auch noch den Sport Turismo leistet. Ja, natürlich haben die Zuffenhausener auch den Rennstromer für den elektrisierten Familienvater als Kombi aufgelegt. Selbstredend mit allen Attributen, die so einen GTS am Ende auszeichnen. Dazu gehören natürlich auch die optischen Beigaben in Form der sogenannten "Race-Tex-Umfänge".
Heißt nichts anderes, als dass die gebürsteten Aluminiumeinlagen schwarz eloxiert sind. Schwarz ist ohnehin die Farbe, die den GTS im Innenraum dominiert. Denn auch die Sportsitze mit ihren 18-fach elektrischen Verstellmöglichkeiten sind schwarz. Wer es gerne noch etwas exklusiver hätte, nimmt noch etwas mehr Geld in die Hand und lässt nicht nur die Lenkradblende, sondern auch die Flächen in den Türen mit Carbon füllen. Sieht gleich noch sportlicher aus und passt auch tausendmal besser zu den Kontrastnähten, die es entweder in klassischem Karminrot oder aber in Kreide gibt.

Im Innenraum hat sich der Porsche Taycan GTS Sport Turismo seinem Label entsprechend fein gemacht.
(Foto: Andi Hedrick)
Aber auch außen soll jeder sehen, dass es sich hier um einen Taycan GTS handelt. So sind zum Beispiel die Blenden der Tagfahr-Elemente der LED-Matrix-Scheinwerfer in einem matten Schwarz. Der Heckdiffusor ist dem des Taycan-Turbo entlehnt, die Einleger in den Seitenschwellern sind ebenfalls schwarz. Ach so, in Serie steht der GTS auf 20-Zoll-Rädern. Die sind selbstredend auch schwarz lackiert. Wer will, kann aber auch hier aufrüsten. Mit 21 Zöllern im "RS Spyder-Design". Und dreimal dürfen Sie raten, welche Farbe die haben.
Die Optik ist nur Schall und Rauch
Aber Herr im Himmel, wer wird sich denn von der schnöden Optik leiten lassen. Für die innerfamiliäre Verhandlung sollte der Elektrisierte dann jedes Gegenargument mit dem Porsche-Slogan kontern, dass hier "das Beste aus zwei Welten zusammenfindet". Ganz vorne steht natürlich die Funktionalität, die damit beginnt, dass Fondpassagiere ihre Köpfe 4,5 Zentimeter weiter Richtung Himmel strecken können als in der Sportlimousine. Und bei der Zuladung kann man natürlich bei maximal 1200 Litern auch mal richtig in die Vollen gehen. Und mit einem entsprechenden Heckgepäckträger kann der Elektrosportler dann auch noch drei Fahrräder aufhucken. Mal ganz ehrlich, so eine Dachbox für die Reise sieht auf einem Sport Turismo um Längen besser aus als auf einer Sportlimousine. Zudem verspricht Porsche für diese Beigabe auch noch ein "für höhere Geschwindigkeiten erprobtes und geprüftes Performance-Modell".

Nach WLTP bewältigt der Porsche Taycan GTS Sport Turismo eine Distanz von 504 Kilometern.
(Foto: Holger Preiss)
Das alles darf bei der Argumentation laut ausgesprochen werden. Allerdings schließt sich hier auch wieder der Kreis zur Sportlichkeit. Doch bevor darin geschwelgt wird, sollte mit Blick auf andere Stromer - auch aus dem Hause Porsche - das entscheidende Argument gebracht werden: die Reichweite. Wir reden hier nämlich über WLTP gemessene 504 Kilometer. Möglich macht das eine "Performance-Batterie Plus" mit einer Gesamtkapazität von 93,4 kW. Die kann dann auch an einer entsprechenden Schnellladestation mit bis zu 270 kW laden. Nach nicht ganz fünf Minuten können dann die nächsten 100 Kilometer abgespult werden. Hinzu kommt übriges, dass die maximale Rekuperationsleistung, also die Rückführung der Roll- und Bremsenergie, bis zu 275 kW beträgt.
Der kann auch querdynamisch
Allein dieser Umstand ist eine super Argumentation, sich mit dem Taycan GTS Sport Turismo abseits der schnöden Autobahn zu bewegen. Denn, wie inzwischen jedes Kind weiß, kann nur dort rekuperiert werden, wo es die Möglichkeit gibt zu bremsen und zu rollen. Und wo geht das besser, als auf kurvenreichen Bergstraßen? Und ja, auf denen zeigt sich der Elektrosportler mit Zuladekapazitäten dann auch zu Hause. GTS-spezifisch abgestimmt kommt die adaptive Luftfederung im Zusammenspiel mit dem Active-Suspension-Management (PASM) dann auch der Querdynamik entgegen. In schnellen, engen Kehren lernt der Fahrer des Elektrikers dann auch die optionale Hinterachslenkung schätzen.
Nun sei aber angemahnt, dass die erwähnten Komponenten durchaus für einen flotten Kurvenlauf sorgen, aber nicht vor der Gefahr schützen, dass die Belegschaft bei dem dynamischen Kurvenlauf irgendwann über eine aufkommende Übelkeit klagt. Daran ändert dann auch der kernige "Electric Sport Sound" nichts, den Porsche extra für den GTS entwickelt hat und der - zugegeben - lange nicht so synthetisch klingt, wie andere Sound-Kulissen für sportliche E-Autos. Insofern sollte sich der Fahrer, der im GTS ganz sicher unter Strom steht, auch überlegen, wie er mit dem Mode-Schalter am Lenkrad umgeht. Wer nämlich daran dreht, kann zwischen Range (Reichweite), Normal, Sport, Sport Plus und einer individuellen Einstellung wählen.
Es wird aber an dieser Stelle zu bedenken gegeben, dass der Modus Sport noch mal deutlich dynamischer ausgelegt wurde, als bei den anderen Taycan-Modellen. Gleiches gilt übrigens für Sport Plus. Hier geht das ESP mal ganz gewaltig in Deckung und wer will, kann mit der schon erwähnten Launch Control mal so richtig das Heck fliegen lassen, denn die Kraft geht jetzt überproportional an die Hinterräder und erlaubt so einen gepflegten Drift. Aber bitte nicht, wenn hinter der Heckklappe ordentlich gepackt wurde und die Rückbank mit den Kids besetzt ist. Zudem steht zu befürchten, dass die bessere Hälfte vielleicht das letzte Mal in ein Elektroauto gestiegen ist. Das geht dann am Ende nicht nur zulasten der Beziehung, sondern auch zulasten der Umwelt und global betrachtet leidet das Klima. Das kann kein Taycan-Fahrer verantworten.
Der hat doch was am Dach

Das Glasdach mit elektrischem Blendschutz ist eine optionale Beigabe im Porsche Taycan GTS Sport Turismo.
(Foto: Porsche)
Verantworten kann er auch nicht, dass er oder die Insassen bei der Reise in den Urlaub vor Zielankunft ungebührlich von der Sonne behelligt werden. Um das zu verhindern, hat Porsche dem GTS optional ein neuartiges Panoramadach in den Himmel gezaubert. Der Clou daran ist, dass es einen "intelligenten elektrischen Blendschutz" hat. Die gesamte Fläche des Glasdachs ist in neun Flächen unterteilt. Die können aber allesamt einzeln angesteuert werden. Zum Beispiel in Segmenten oder aber auch in Mustern. Wird das Dach "matt" geschaltet, bleibt der Innenraum lichtdurchflutet, die Helligkeit wird kaum reduziert, aber die Sonne blendet nicht mehr. Neben den Einstellungen "Klar" und "Matt" können auch "Semi" und "Bold" gewählt werden. Letztgenannte sind vordefinierte Muster mit schmalen oder breite Segmenten. Für welche Einstellung man sich auch entscheidet, in jedem Fall werden nur 15 Prozent der Wärme in den Innenraum gelangen, verspricht Porsche.
In Summe ist der Taycan GTS Sport Turismo dann wohl, wenn auch nicht der stärkste Stromer der Familie, irgendwie seinem Namen gehorchend der sportlichste. Für den Moment. Und für den hat er tatsächlich auch die meisten Innovationen, wie nicht zuletzt das "intelligente" Sonnendach, die größte Reichweite und die Zusammenstellung der Performance-Elemente beweist. Fakt ist aber auch, dass dieses dynamische Innovations-Flaggschiff für die meisten Menschen preislich unerreicht bleiben wird. Schade eigentlich.
Quelle: ntv.de