
Mit 167.000 Euro ist der edle Range Rover SVAutobiography beileibe kein Schnäppchen. Er bietet aber auch einiges für sein Geld.
(Foto: Holger Preiss)
SUVs gibt es wie Sand am Meer. Die Paarung von Offroad-Tauglichkeit und Luxus bieten aber nur wenige. Land Rover gehört in jedem Fall dazu. High End ist der SVAutobiography Dynamic. n-tv.de fährt die Edel-Wuchtbrumme Probe.

Aus den vier verchromten Endrohren blubbert ein verhaltener, aber sehr schöner V8-Sound.
(Foto: Holger Preiss)
Dass Performance im besten Fall auch mit Luxus gepaart wird, haben Mercedes-AMG, BMW mit der M GmbH und Audi mit ihren S-Modellen schon lange unter Beweis gestellt. Seit 2014 hat auch Jaguar Land Rover eine solche Abteilung. Sie trägt das Label SVO und ist seit vergangenem Jahr im englischen Coventry, in der Oxford Road beheimatet. Die Special Vehicle Operations zeichnen für die Fertigung besonders leistungsstarker und exklusiver Modelle verantwortlich. Genau wie seinerzeit die namensgleiche Abteilung bei Ford, die im Jahr 1993 in SVT, Special Vehicle Team umbenannt wurde. Ob die beiden Veredler etwas miteinander zu tun haben, will heute keiner mehr wissen. Aus gutem Grund sind die Erinnerungen an die gemeinsamen Tage mit dem US-Autobauer genauso unerquicklich wie die, die Volvo mit Ford gemacht hat.
Wie dem auch sei, Jaguar Land Rover hat in das Technikzentrum in Coventry, wo SVO sein Zuhause hat, satte 20 Millionen Pfund investiert. Auf 20.000 Quadratmetern wurde hier eine 1.200 Mann starke Spezialeinheit stationiert, die sich mit der Veredlung von Konzernfahrzeugen und mit der Aufbereitung von Oldtimern beschäftigt. Unter der Ägide von SVO entstand zum Beispiel auch der mit 575 PS bis dato stärkste Jaguar aller Zeiten, der F-Type SVR. Bei Land-Rover-Fans dürfte aber ein anderes Modell größte Begehrlichkeiten wecken: der Range Rover SVAutobiography Dynamik.
Mammutherz und dezenter V8-Sound
Mit seinem Mammutherz, dem 5.0 Liter V8 Supercharged-Motor, gleicht er dem Dynamik-Monster Range Rover SVR, hat aber die feineren Manieren. Anders als der sportliche Bruder verzichtet er auf das Auspuffklappen-gesteuerte Husten und Prusten. Vielmehr bringt er seine Potenz durch dezentes, aber deutlich zu vernehmendes V8-Schnauben aus den vier verchromten Endrohren akustisch zum Ausdruck. Per Kompressor werden 550 PS generiert und satte 680 Newtonmeter auf beide Antriebsachsen gedrückt.
Das reicht locker aus, um die mehr als zwei Tonnen in 5,4 Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen. Ein Umstand, der durchaus zum Spaß für die ganze Familie werden kann. Wer Kinder im Fond hat, der sollte den Pin einmal ordentlich ins Blech würgen und beobachten, wie der brachiale Schub das Anschnallen für einen Moment überflüssig macht, weil die Fliehkräfte die Kids so in die Sitze drücken, dass sie sich ohnehin nicht bewegen können.
Aber Spaß beiseite, der SVAutobiography Dynamic beeindruckt bei der Kraftentfaltung tatsächlich auf eine ganz eigene Art und Weise. Brachial wie ein Sportwagen schiebt er an, behält dabei aber die Contenance eines schwergewichtigen Gentlemans. Das ist so, als würde Usain Bolt beim 100-Meter-Weltrekord nicht ansatzweise ins Schwitzen kommen. Butterweich schiebt die ZF-Automatik die Gänge über acht Stufen und wer will, kann das Trumm bis auf 250 km/h beschleunigen.
Abgesenkt und straff gemacht

Die Kombination Rot-Schwarz gefiel beim Range Rover SVAutobiographie Dynamic am besten, weil es zur Gesamtperformance passte.
Damit bei solchen Geschwindigkeiten, einer Länge von 5 Metern und einer Höhe von 1,83 Metern nichts schiefgeht, wurde das Fahrwerk gezielt in Richtung "Dynamic" abgestimmt. Acht Millimeter abgesenkt und mit einer deutlich strafferen Lenkung lässt sich das Kreuzschiff locker über die engen Straßen zwischen London und Coventry steuern. Der Wagen reagiert recht behände auf Lastwechsel und klagt auch nicht über eine schnell gefahrene Kurve. Verantwortung für diese Kurvenstabilität trägt unter anderen das neue Regelsystem Dynamic Response, dass vor allem die Karosserie-Seitenneigung deutlich reduziert. Hinzu kommt die aktive Fahrwerkssteuerung Adaptive Dynamics, die rund 500-mal pro Sekunde die Bewegungen des Fahrzeugs misst und auf Fahrbefehle ebenso reagiert, wie auf Veränderungen des Fahrbahnuntergrunds.
Letztlich ist die Kundschaft eines immerhin 167.000 Euro teuren Edel-Range-Rovers bei weitem kein Publikum, das die Kurvenhatz sucht, betont Mark Stanton, der seit gut zwölf Monaten die Geschäfte der Special Vehicle Operations unter seinen Fittichen hat. Hier geht es zwar darum, dass das Kraftwerk da ist, wenn man es braucht, aber anders als bei einem SVR wollen die Besitzer eines SVAutobiography Dynamik keine Rekordzeiten auf der Nordschleife aufstellen. Deshalb verzichtet SVO trotz der gleichen Motorisierung zum Beispiel auf einen Fahrprogrammschalter und die schon erwähnten Auspuffklappen.
Zweifarblackierung
"Gediegenen Luxus und Individualität wollen die Besitzer", so Stanton. Außen manifestiert sich das auch gerne durch eine Zweifarblackierung, die ausschließlich den aufbereiteten Fahrzeugen von SVO vorbehalten ist. Hierbei wird die Farbe unterhalb der Gürtellinie zur Kontrastfarbe des Oberbaus. Das muss man mögen, ist aber tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal der in Coventry aufgepeppten Briten. Möglich sind aber auch Speziallackierungen, die mit insgesamt drei getönten und seidenmatten Klarlackschichten sowie speziellen Pigmenten veredelt werden. Insgesamt sollen mehr als 288 Farben zur Wahl stehen, die sich auf Wunsch wohl in jeder erdenklichen Form kombinieren lassen.
Damit der breite Stand in der Seitenansicht augenscheinlich wird, kommen ausschließlich 21 oder 22 Zoll Felgen zum Einsatz. Darunter drei exklusive Modellvarianten. Wer hier noch einen sportlichen Akzent setzen möchte, der ordert zusätzlich rote Bremssättel von Brembo. Beredtes Zeichen für seinen edlen und sportlichen Stand sind aber auch die Lamellen der Lufteinlässe im Stoßfänger, die seitlichen Luftauslässe, der spezielle Kühlergrill sowie die Akzentleisten am vorderen und hinteren Stoßfänger. All das sind kleine Statements, die den Edel-Range unverkennbar machen und aus der ohnehin schon elitären Range-Rover-Herde noch einmal deutlich herausheben.
Gediegener Luxus mit Rautenstepp
Damit sich der Autobiography auch im Innenraum von den ja fast schon "schnöden" Alltagsmodellen im Land-Rover-Portfolio absetzt, gibt es nicht einfach Ledersitze, sondern Ledersitze mit gestepptem Rautenmuster und vier verschiedenen Kontrastnähten, auf denen man auch ganz ausgezeichnet Fahrten über lange und sehr lange Strecken verkraftet. Denn trotz eines Durchschnittsverbrauchs zwischen 9,8 und 18 Litern lassen sich - dank eines 100 Liter fassenden Tanks - Distanzen von bis zu 900 Kilometern zurücklegen. Echte Wohnzimmeratmosphäre kommt durch den mit Leder bespannten Dachhimmel, Holzpaneele in den Türen und am Instrumententräger auf. Darüber hinaus tragen der Start-Stopp-Knopf, der Drehschalter für die Gangwahl und der Druckknopf zum Öffnen des Handschuhfachs eine gerändelte Oberfläche, die der einer Lynette nicht unähnliche ist. Witzig sind auch die rot-eloxierten Schaltwippen am Volant.
Eine letzte Komfortsteigerung erfährt der Range Rover SVAutobiography Dynamic durch seine neuen Assistenzsysteme, die im Übrigen für alle 2017er Modelle verfügbar sein werden. Da gibt es neben einem erweiterten Anhängerassistent, einen Geschwindigkeitsbegrenzer, der das gefahrene Tempo mithilfe der Verkehrszeichenerkennung automatisch anpasst. Einen Aufmerksamkeitsassistenten und Helferlein, die den Totwinkel überwachen und bei drohender Gefahr selbständig einlenken. An den rigiden Eingriff beim Spurwechsel muss man sich allerdings erst gewöhnen.
Quelle: ntv.de