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Elektrisch, aber Diesel bleibt Sitzprobe im deutlich gewachsenen SUV BMW X2

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Mit mehr Lifestyle-Faktor ist ein kompakter BMW bisher noch nicht angetreten, wobei "kompakt" hier relativ ist angesichts 4,55 Metern Außenlänge.

Mit mehr Lifestyle-Faktor ist ein kompakter BMW bisher noch nicht angetreten, wobei "kompakt" hier relativ ist angesichts 4,55 Metern Außenlänge.

(Foto: BMW)

BMW gehört zu den wenigen deutschen Autoherstellern, die auf der Japan Mobility Show Präsenz zeigen. Zur wichtigsten Neuheit der Münchener zählt ohne Zweifel die Baureihe X2. ntv.de hat darin zur Probe Platz genommen.

Man darf sich die Japan Mobility Show (noch bis 5. November) nicht so vorstellen wie früher die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt am Main mit ihren vielen und weitläufigen Hallen. Hier in Tokio gibt es zwei lediglich schnuckelige Hallen, die man selbst als fußfauler Mensch recht bequem bewältigen und sich demnach ausgiebig den ausgestellten Exponaten widmen kann. Deutsche Hersteller machen sich allerdings rar. Neben Mercedes zeigt sich bloß BMW und präsentiert gleich eine Modellneuheit im volumenstarken Segment: den neuen X2 als sportliches Kompakt-SUV.

Immer wieder schön: die beleuchtete BMW-Niere.

Immer wieder schön: die beleuchtete BMW-Niere.

(Foto: Patrick Broich)

Eigentlich handelt es sich beim X2 um das coupéhafte Schwestermodell des X1. Aber BMW hat sich diesmal ins Zeug gelegt, um den X2 besonders eigenständig aussehen zu lassen. Dr. Stefan Floeck, Senior Vice President Mini & BMW Compact Class, drückt sich gegenüber ntv.de so aus: "Die Zielgruppe für den X2 ist auf sportlich orientierte Käufer ausgerichtet, wie man sowohl am progressiven Exterieur- wie auch Interieur-Design sieht. Wie haben ja den coupéhaften Schnitt wesentlich stärker herausgearbeitet und man sieht an der C-Säule einen leichten Knick im Dach." X2-Produktmanager Steffen Wiedemann betont: "Eigentlich ist der X2 kein klassischer Nachfolger, sondern wirklich ein vollständig neues Modell."

Knackig-fesches SUV-Coupé

Tatsächlich sieht dieser BMW scharf aus, denke ich bei mir, als ich ihn um ihn herumgehend inspiziere und muss ein wenig schmunzeln angesichts des Umstands, dass es sich um eine Kompaktklasse handeln soll mit 4,55 Metern Länge. Der neue X2 ist nämlich mal eben um 19 Zentimeter gewachsen im Vergleich zum Vorgänger. Hat es BMW wirklich nicht kleiner? Das Format geht schon irgendwie in Ordnung, aber es ist dem Segment eigentlich längst entwachsen.

Hinter dem Fließheck verbirgt sich jede Menge Kofferraum. Maximal sind es jedoch 1400 Liter.

Hinter dem Fließheck verbirgt sich jede Menge Kofferraum. Maximal sind es jedoch 1400 Liter.

(Foto: BMW)

Dafür ist der X2 trotz höheren Lifestyle-Faktors ganz schön praktisch und überflügelt diesbezüglich sogar seinen etwas gediegeneren Bruder X1 in manchen Bereichen. So trumpft der Lifestyler mit 560 Litern Kofferraumvolumen auf (bei aufgestellten Sitzlehnen) und schlägt den X1 hier um 60 Liter. Der Kofferraum des BEV-Modells kann immerhin noch 525 Liter aufnehmen. Bei umgeklappten Lehnen allerdings sind es beim iX2 bloß 1400 Liter - hier ist die X1-Baureihe wiederum klar überlegen mit über 1500 Litern.

Schön, dass der Kunde bei den Motoren eine große Auswahl hat. Nämlich vom mild hybridisierten Downsizing-Benziner 20i mit 1,5 Litern aus drei Zylindern und 156 plus 19 elektrischen Pferdestärken (170 PS Systemleistung) über einen 150 PS starken Zweiliter-Vierzylinderdiesel mit 150 PS (18d) über das 313 PS starke BEV (xDrive30) bis hin zum 300 PS starken M35i xDrive, der binnen nur 5,4 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt und 250 Sachen rennt. Und in der Pipeline ist ein Basis-BEV-Modell mit 204 PS sowie nur einer angetriebenen Achse. Im Gegenzug folgen auch Allradoptionen für die schwächeren Verbrenner.

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Markante Rückleuchten kennzeichnen den BMW X2. Die extrovertierte und vierflutige Abgasanlage ist dem Benziner-Topmodell vorbehalten.

Markante Rückleuchten kennzeichnen den BMW X2. Die extrovertierte und vierflutige Abgasanlage ist dem Benziner-Topmodell vorbehalten.

(Foto: Patrick Broich)

Spannend wird sein, wie der Antriebsmix im deutschen Markt ausfällt. Genaue Zahlen oder selbst Erwartungen kommuniziert BMW jedoch nicht. Aber Wiedemann prognostiziert durchaus, dass elektrisch angetriebene Varianten stark kommen: "Der Elektrifizierungsanteil ist im Hochlauf und wird in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Der iX2 wird über den gesamten Lebenszyklus des X2 die dominantere Rolle spielen in Europa."

Dass BMW dem Selbstzünder allerdings die Stange hält, ist ein wichtiges Signal. Nicht jeder möchte schließlich ein elektrisch angetriebenes Auto, wie auch Wiedemann gegenüber ntv.de betont. "Der Diesel hat in Europa eine große Fangemeinde, die sein hohes Drehmoment, die Langstreckentauglichkeit und die Sparsamkeit schätzt. Viele Kunden sind davon nach wie vor überzeugt." Zur Erinnerung: Der 1,7-Tonner mit Frontantrieb soll lediglich knapp über fünf Litern Kraftstoff je 100 Kilometer schlürfen nach gemittelter WLTP-Disziplin.

Schaltgetriebe ist beim BMW X2 out

Ohne Curved Display geht bei BMW heutzutage nichts mehr.

Ohne Curved Display geht bei BMW heutzutage nichts mehr.

(Foto: BMW)

Inzwischen hab ich den X2 geentert, schaue mich um. Das Interieur sieht wertig aus. Feine Alcantara-Einlagen als Dekor erzeugen durchaus Premium-Eindrücke. Natürlich fehlt auch das nobel anmutende Curved Display nicht, auf dem das neue Operating System 9 läuft. Ob es wohl gut funktioniert? Wird man sehen bei den ersten Ausfahrten mit einem Testwagen.

Mir fällt auf, dass das Exemplar, in dem ich Platz genommen habe, auch wieder mit Automatikgetriebe ausgerüstet wurde. Haben die Münchener die manuelle Box eigentlich komplett aus dem X2 verbannt, frage ich mich. Floeck hat die Antwort parat: "Der Handschalter ist nur noch Nische; wir konzentrieren uns im Angebot, was Schaltgetriebe angeht, auf wenige M-Modelle." Wiedemann fügt hinzu: "Der Verzicht auf den Schalthebel gibt uns die Freiheit, im X2-Innenraum die schwebende Mittelkonsole zu realisieren." Leuchtet ein.

Als Kraftübertragung dient bei allen Verbrennern ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe. Das passt auch zum sportlichen M35i ganz gut. Beim Topmodell gibt es sowieso einige Gadgets, die Kunden mit dem Wunsch nach drahtiger Fortbewegung schätzen dürften. "Wir haben jetzt beim X2 das adaptive M-Sportfahrwerk", bemerkt Floeck. Damit sollte der "Kompakte" dann ja auch ordentlich um die Kehre wieseln können.

Dass der BMW X2 einen Größensprung gemacht hat, ist schön und gut - aber er kostet auch üppiges Geld. Unter 46.400 Euro (Basisbenziner) geht aktuell nichts laut Konfigurator. Für den Diesel ruft BMW inzwischen 46.850 Euro auf - das Vorgängermodell gab es als Selbstzünder noch rund 10.000 Euro günstiger. Der starke Stromer kostet aktuell ab 56.500 Euro, aber hier folgt ja noch die Grundausführung.

Was der Kunde der elektrisch angetriebenen Ausgabe bedenken sollte, ist, dass diese nicht sonderlich ladeperformant ist. Bei 120 Kilowatt DC-Leistung (Gleichstrom) ist Ende. BMW nennt 29 Minuten, um den 65 kWh großen Batteriespeicher von 10 auf 80 Prozent zu laden. Bei 100 Prozent Ladestand kommt man zwischen 417 und 449 Kilometer weit nach WLTP - richtig weit ist auch anders. Interessant könnte je nach Situation sein, dass der BMW mit 22 Kilowatt Wechselstrom zurechtkommt.

Preislich deutlich ambitionierter ist die 63.800 Euro teure Spitzenversion M35i. Doch wie immer bilden die Grundpreise nicht die ganze Wahrheit im Kostenkapitel ab. Dienstwagenfahrer sparen mit der BEV-Variante erheblich, da hier der geviertelte Bruttolistenpreis die Grundlage der pauschalen Steuerabgabe auf private Fahrten bildet, während 35i-Fahrer in dieser Disziplin monatlich rund viermal so hohe Kosten haben. Aber vielleicht auch viermal so viel Spaß. Auch hier werden spätere Testfahrten Aufschluss geben.

Quelle: ntv.de

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