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Eine Frage des (kleinen) BudgetsToyota Urban Cruiser zeigt sein Potenzial auf erster Testfahrt

19.12.2025, 08:19 Uhr Patrick-portraetfotoVon Patrick Broich, Florenz
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Der neue Toyota Urban Cruiser ist ein kleines Designer-SUV mit seiner kräftigen Motorhaube sowie dem stylischen Blech-Element zwischen Haubenkante und Scheinwerfern. (Foto: Toyota)

Mit dem Urban Cruiser startet Toyota künftig ins Elektro-Business. Dabei liefert das Stromer-SUV viel Auto für Familien oder andere Zielgruppen mit limitiertem Budget. ntv.de war mit dem Allrounder unterwegs.

Das mit den günstigen Elektroautos ist so eine Sache. Die gebe es gar nicht, hört man immer wieder. Ganz so stimmt das natürlich nicht. Viele Neuwagenkäufer übersehen, dass Autos generell teuer geworden sind. In Zeiten, da schon Kleinwagen 20.000 Euro kosten, sind größere Familienkutschen natürlich noch deutlich teurer.

So gesehen ist ein mit 4,29 Metern recht erwachsener Toyota Urban Cruiser zum Mindesttarif von 31.990 Euro keineswegs unfair eingepreist. Zumal der Multifunktionsgeselle flexibel und satt ausgestattet daherkommt. Mal schnell den Fond ausprobieren, wo man entscheiden kann, ob Gepäck oder Menschen mehr Platz genießen sollen. Jedenfalls ist das mit dem Unterbringen der Knie kein Thema, wenn die Sitzbank bis zu 16 Zentimeter gen Kofferraum geschoben wird. Es geht generell sogar ganz schön geräumig zu, was nicht zuletzt dem langen Radstand von 2,70 Metern zuzuschreiben ist.

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Auch wenn der Kofferraum nicht unendlich groß ist, so bleibt wenigstens ein ebener Ladeboden bei Umklappen der Fondsitzlehnen. (Foto: Toyota)

Dass der Urban Cruiser dennoch eher Stadt- als Reisegefährt ist, merkt man dann jedoch am Kofferraum. Der fasst nämlich maximal 310 Liter, das würde so gerade noch reichen für den Familienurlaub, ist aber nicht gerade üppig.

Dafür fährt der Stromer gefühlt deutlich erwachsener, als er ist. Und bietet dabei in der Tat einen Federungskomfort, der weit über das Maß hinausgeht, was in diesem Segment eigentlich erwartbar wäre. Auch die Sitze sind nicht von schlechten Eltern - macht dieses Auto vielleicht doch Lust auf einen längeren oder zumindest mittleren Trip? Dass die Servolenkung primär auf Leichtgängigkeit statt Fahrbahnkontakt ausgelegt ist, stört in diesem Fall weniger. Urban Cruiser ist eben mehr Funktion als Emotion.

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Das Platzangebot in der zweiten Reihe geht durchaus in Ordnung. (Foto: Toyota)

Menü auf dem Touchscreen ist mehr Suzuki als Toyota

Doch ein paar Dinge sollten vielleicht noch geklärt werden, bevor der geneigte Leser den Weg Richtung Autohaus antritt. Beim Erkunden des Menüs fällt auf: Das hier ist nicht Toyota-Handschrift! Die Lösung ist einfach, denn der Urban Cruiser gehört zu einem der vielen Konzern-Kooperationsmodelle. Diesmal sind es nicht BMW oder Subaru, sondern Suzuki. Und so kommt es, dass man für die Beherrschung der Fahrerassistenz ein paar Touch-Bewegungen mehr braucht, als bei der Marke inzwischen eigentlich üblich. Das ist ein bisschen umständlicher, aber lange nicht so fummelig wie bei früheren Toyota, wo nicht spezifisch beschriftete Lenkradtasten bemüht werden müssen.

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Neben der Bedienung per Touchscreen bleiben praktischerweise auch etliche physische Tasten übrig, um diverse Funktionen direkt anzusteuern. (Foto: Toyota)

Und dann wäre über das Thema Reichweite zu sprechen. Die ersten Ausfahrten erfolgen im Fronttriebler mit dem größeren der beiden lieferbaren Akkus - hier gibt es immerhin 60 statt 48 kWh Netto-Kapazität. In städtischen Gefilden mit zusätzlichen Landstraßen-Anteilen bedeutet das über 350 Kilometer Realreichweite. Und weil die Elektroeinheit mit 174 PS und quasi sofort anliegenden 193 Newtonmetern wuchert, fällt der Vortrieb souverän aus (8,7 Sekunden bis 100 km/h). Allerdings sei auch gesagt, dass der Aufpreis für die starke Ausgabe 7000 Euro beträgt - das ist schon kein Pappenstiel.

Noch mal deutlich munterer (und mit weiteren 4000 Euro plus spürbar teurer) fühlt sich die allerdings mit der gleichen Batteriekapazität gesegnete Allradversion an. Die Reichweite fällt bloß geringfügig kleiner aus unter ähnlichen Fahrbedingungen.

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Als Allradler fährt der Japaner problemlos auch mal über etwas losere Untergründe. (Foto: Toyota)

Beim Beschleunigen hat der Strang dann insbesondere in Alltagssituationen deutlich mehr Wucht, als das eher magere Leistungsplus von gerade einmal zehn PS vermuten lassen würde. Aber das Geheimnis liegt im Drehmoment: Dank der Kraft zweier E-Maschinen wirken 307 Newtonmeter auf beide Achsen - und das merkt man auch. Plötzlich stürmt der 1,9-Tonnen binnen 7,4 Sekunden auf Landstraßentempo, was sich in der Praxis ganz schön druckvoll anfühlt. So viel zum Fahrteil. Bei 150 Sachen endet der Vortrieb übrigens, und zwar variantenübergreifend.

Nun muss ein batterieelektrisches Fahrzeug ja irgendwann auch mal an die Ladestation. Das war hier im Rahmen der ersten Erprobung zwar nicht vorgesehen, aber ein Blick in die Daten offenbart eine gewisse Ehrlichkeit des Herstellers bei diesem Thema. Wer nicht zu Hause laden kann, sucht sich am besten eine Schnellladestation auf einem Supermarktparkplatz und lässt sich mit dem Einkaufen viel Zeit.

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Dank burschikoser Radlaufverkleidungen erhält dieser kleine Toyota eine rustikale Note. (Foto: Toyota)

Toyota beschönigt nicht und nennt 45 Minuten für das Ladefenster von 10 auf 80 Prozent. Das ist nicht einmal Mittelfeld. Doch dafür glänzt die Urban-Cruiser-Batterie mit einer ganz anderen Eigenschaft: Haltbarkeit. Toyota gewährt sogar zehn Jahre Garantie auf den Stromspeicher respektive erlaubt eine Kilometerlaufleistung von 250.000 Kilometern, vorausgesetzt, man lässt die vorgesehenen Checks in einer Vertragswerkstatt durchführen. Diese Art von Sicherheit könnte gerade die konservative und eher elektroskeptische Klientel überzeugen. An der Ladeleistung sollte Toyota allerdings noch ein bisschen feilen.

Vorzüglich fällt dafür die Serienausstattung aus - Features wie Batteriekonditionierung, Navigationssystem, Parkpiepser, schlüsselloses Schließsystem, Smartphone-Integration, Tempomat inklusive Distanzregelung sowie Wärmepumpe gibt der Konzern sogar dem Einsteiger-Kandidaten des in Indien produzierten SUV mit auf den Weg. Das relativiert den Grundpreis dann noch einmal deutlich.

Quelle: ntv.de

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