Gebrauchtwagencheck VW Touareg (7P) - manchmal inkontinent
09.01.2021, 17:23 Uhr
Vor, als auch nach dem Facelift im Jahr 2014 hält sich der VW Toureg optisch dezent im Hintergrund.
(Foto: VW)
Der VW Touraeg fuhr immer im Schatten der Premium-SUV, wie BMW X5 oder Mercedes GLE. Dabei muss sich der Wolfsburger gar nicht verstecken, auch als Gebrauchter nicht. Und bis auf ein Klecker-Problem ist seine TÜV-Bilanz richtig gut.
Der VW Touareg der zweiten Generation (Typ 7P) wurde von 2010 bis 2018 verkauft. Die Kundschaft liebte ihn wegen seines Platzangebots, seines Komforts und seiner Zugkraft. Und so wurde er meist als große Reiselimousine oder als Arbeitstier genutzt. Beim TÜV schlagen sich die Fahrzeuge ziemlich gut. Was gibt es also dann noch beim Kauf eines Gebrauchten zu beachten?
Zeitloses Dickschiff

Bereits in der Basis fährt der Touareg passend zu seinem Preis- und der Klasse gut ausgestattet vor.
(Foto: VW)
Die zweite Generation des großen VW-SUV hat ordentlich abgespeckt. Das Fahrzeug ist um 200 Kilogramm leichter geworden, gleichzeitig wurde aber die Karosserie mit hochfesten Stählen versteift. Letzteres wirkt sich auch positiv auf dem Verschleiß aus. Optisch hält sich der Touareg dezent zurück, martialisches Säbelrasseln mittels riesigem Kühlergrill, wuchtigen Lufteinlässen oder überbreiten Kotflügeln finden hier nicht statt. Das Design ist eher unaufgeregt.
Im Inneren geht es dafür edel und entspannt zu. Auf Wunsch gibt es viel Holz und Leder, was für ein angenehmes Ambiente sorgt. Die Verarbeitung kann sich sehen und fühlen lassen. Die Bedienung gelingt in der Regel leicht. Mit einer Länge von 4,80 Metern stellt sich nicht wirklich die Platzfrage. Vorne geht es eh luftig zu, aber auch im Fond muss man keine Einschränkungen befürchten.
Mit knapp 700 Litern bietet der Kofferraum schon in der Standardstellung gute Lademöglichkeiten, klappt man die Rücksitzlehnen um, steigt das Ladevolumen auf 1670 Liter. Wenn das nicht reicht: Das SUV kann bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen. 2014 erhielt der Touareg ein Facelift. Der Kühlergrill trägt nun vier statt zwei Chromspangen, der vordere Stoßfänger wirkt breiter und am Heck gibt es eine geänderte Klappe.
Der Sechszylinder Diesel ist sein Motor
Unter Sechszylinder-Motoren läuft beim Touareg gar nichts. Auf Wunsch gibt es auch einen Achtzylinder. Allrad ist immer an Bord. Standard-Triebwerk ist ein drei Liter großer V6-Diesel, den es zunächst mit 204 PS und 245 PS (anfangs 240 PS) gab. Der durchzugsstarke und kultivierte Sechszylinder passt sehr gut zu dem Dickschiff, auch dank der immer serienmäßigen Achtgangautomatik.

Der 3,0-Liter-V6-Diesel ist ein wunderbarer Motor, krankt aber an der ihm eingepflanzten Abschaltautomatik. Der Werkstattbesuch sollte verbrieft sein.
(Foto: VW)
Gebrauchtwageninteressenten sollten darauf achten, dass 2017 der Rückruf wegen unzulässiger Abschalteinrichtungen in der Motorsoftware des 3,0-Liter-V6 durchgeführt wurde. Allein in Deutschland musste VW 26.000 Touareg mit dem Diesel-Triebwerk in die Werkstatt rufen. Wer extra viel Kraft benötigt, entscheidet sich für einen V8-Diesel mit 4,2 Litern Hubraum und 340 PS. Im Schnitt genehmigen sich die Selbstzünder laut Datenblatt zwischen 6,6 und 9,1 Liter.
Trinkfreudiger zeigt sich der von 2010 bis 2013 angebotene 3,6-Liter-V6-Benziner mit 280 PS und einem Durchschnittsverbrauch von 9,9 Liter. Außerdem im Angebot: Ein Hybridversion mit einer Systemleistung von 380 PS, die sich mit 8,2 Litern begnügen soll. Dieser Motor war bis 2015 im Programm.
Gut ausgestattete Basisvariante
Bereits in der Basis fährt der Touareg passend zu seiner Preis- und Größenklasse gut ausgestattet vor. Neben Soundsystem, Tempomat und Zweizonen-Klimaautomatik zählen unter anderem 17-Zoll-Räder zum Lieferumfang. Immer an Bord ist der Allradantrieb mit selbstsperrendem Zentraldifferenzial und ein paar Fahrhilfen für das Gelände, zum wirklich kernigen Offroader wird der VW aber nur mit Zusatzpaketen wie Differentialsperren hinten und vorne, Untersetzung und einer höher gelegten Karosserie. Optional ist ein adaptiver Fernlicht-Assistent erhältlich gewesen; ebenfalls aufpreispflichtig waren Knie- und hintere Seitenairbags. Seit dem Facelift verfügt das SUV über Xenonscheinwerfer sowie über eine Multikollisionsbremse, die das Fahrzeug bei einem Unfall selbsttätig abbremst.
Touareg-Besitzer müssen vor dem TÜV-Besuch keine große Bange haben. Insgesamt schneidet er bei der Hauptuntersuchung besser ab als der Durchschnitt aller geprüften Pkw, und das trotz recht hoher Fahrleistungen. Nur die zwei bis drei Jahre alten Modelle liegen etwas unter dem Schnitt aller geprüften Fahrzeuge. Fahrwerkskomponenten fallen trotz des Gewichts des SUV in der Regel nicht negativ auf. Die Bremsen gehen noch in Ordnung, man sollte aber bei den zwei bis fünf Jahre alten Tuareg auf die Funktion der Fußbremse achten. Schon ab der ersten Hauptuntersuchung bemängeln die TÜV-Prüfer Ölverlust. Die älteren Fahrzeuge kleckern richtig viel.
Fazit: Wer keine Parkplatzsorgen kennt und ein großes Reiseauto sucht, kann mit dem Touareg glücklich werden. Das Platzangebot stimmt, zu dem ist er als Zugfahrzeug prima geeignet. Die Preise für ältere Modelle starten ab rund 10.000 Euro. Allerdings haben diese Modelle dann auch über 300.000 Kilometer auf der Uhr. Wer mit einem gepflegten Modell und einer Laufleistung um die 100.000 Kilometer liebäugelt, der sollte, je nach Ausstattung, mindestens 18.000 bis 20.000 Euro für den Kauf einplanen.
Quelle: ntv.de