
Mit sieben Metern Länge gehört der Hymer B 588 DL zu den Größeren seiner Zunft.
(Foto: Holger Preiss)
Wer im Urlaub nicht an einem Ort festsitzen möchte, flexibel und individuell unterwegs sein will, der campt. Das kann mit dem Zelt passieren oder luxuriös mit einem Hymer B 588 DL. Allerdings hat so ein fahrendes Wohnmöbel seine Vor- und Nachteile.

Die Markise an der Seite leistet bei Sonne gute Dienste, bei Regen und Sturm sollte sie schnell eingezogen werden.
(Foto: Holger Preiss)
Camping ist in Mode. Das ist zum einen dem Umstand geschuldet, dass es immer noch eine der preiswertesten Arten ist, Urlaub zu machen. Zum anderen sind die Zeltplätze in den letzten Jahren durch Unterhaltungsprogramme, Pool-, Sport- und Sanitäranlagen derart aufgewertet worden, dass sie hinter keinem Vier-oder Fünf-Sterne-Hotel mehr zurückstecken müssen. Zu großen Teilen haben die Campingplätze aufgrund ihrer Lage gegenüber den Urlaubsburgen sogar einige Vorzüge. Dazu gehören zum Beispiel direkte Zugänge zum See oder Meer. Abstriche müssen die Campingreisenden in der Regel beim Nachtlager oder bei der Zubereitung der Mahlzeiten machen.
Unterwegs wie zu Hause
Da kann es einem schon entgegenkommen, wenn man mit einem vollintegrierten Wohnmobil wie dem Hymer B 588 DL unterwegs ist. n-tv.de hat sich ein solch rollendes Einfamilienhaus zum Test geordert, um die Probe aufs Exempel zu machen. Vier Personen finden dort maximal Platz und haben mit Schlafplätzen, Küche, Bad, Sitzecke und opulenten Schranksystemen alles, was sie auch aus den heimischen vier Wänden gewöhnt sind. Doch allein der Einstiegspreis in diese Klasse der vollintegrierten Wohnmobile lässt einen Kloß im Hals zurück. Ab 82.990 Euro kann man in diesen luxuriösen Reisewagen einsteigen, der mit einer Länge von 6,99 Metern nicht gerade zu den kürzesten seiner Zunft gehört. Auch die Breite von 2,22 Meter und eine Höhe von 2,96 Meter schaffen viel Lebensraum. Allerdings muss sich der Fahrer einer solchen Wohnburg an diese Ausmaße erst gewöhnen. Vor allem dann, wenn er enge Straßen durchfahren, schmale Kurven oder Wendemanöver bewältigen muss. Auch Seitenwinde, die die große Fläche angreifen können, lassen die Fahrt an manchen Stellen zur Herausforderung werden.

Der Arbeitsplatz des Fahrers: Zu seiner Linken befinden sich etwas grobschlächtige Knöpfe, über die sich das Sonnenrollo und die Service-Kameras steuern lassen.
(Foto: Holger Preiss)
Doch trotz seiner üppigen Maße hat Hymer dank Leichtbau und sogenannten Sandwichwänden, die erstmals auch innen mit Aluminium beplankt sind, das Gewicht von 3,5 Tonnen für dieses großzügig bemessene Wohnmobil nicht überschritten. Ein Umstand, der nicht nur Führerscheinbesitzern entgegenkommt, denen es an der Erlaubnis mangelt, Lkw zu führen. Auch die Mautgebühren in Österreich sinken dadurch um ein Vielfaches. Dennoch ist das Hymermobil in Länge, Breite und Höhe näher an einer Zugmaschine denn an einem Pkw. Allerdings kommt dem Fahrer das gute Handling des B 588 DL entgegen, dessen technische Grundlage der Fiat Ducato bildet. Der Radstand von 3,90 Meter und die ausgewogene Gewichtsverteilung machen die rollende Wohnung mit etwas Übung doch recht handlich. Unterstützt wird das Ganze durch einen mit knapp 14 Metern recht kleinen Wendekreis. Wichtig für ein komfortables Rangieren ist aber, dass man das Kamera-Paket mit Rückfahr- und Servicekamera - mit der sich das Fahrzeug auch zielgenau über den Entsorgungsschacht für das Ab-, oder wie der Fachmann sagt: "Grauwasser" manövrieren lässt - für zusätzliche 1290 Euro an Bord hat.
Sprachloses Navi und kraftvoller Diesel
Verbunden ist das Kamerasystem leider mit einer ebenfalls von Fiat stammenden Multimediaeinheit, die nicht nur bei der Bildübertragung zu wünschen übrig lässt. Im Testfahrzeug sprachen die über Tasten gesteuerten Menüs - wenn überhaupt - nur auf Nachdruck an, das Navi ließ sich auch mit Gebrauchsanleitung nicht zum Sprechen bewegen und die Soundanlage tönte die Lieblingsmusik gefühlt in einem auf Dauer enervierenden Mono-Brei hinter den Köpfen von Fahrer und Beifahrer in den weiten Raum des Hymermobils. Beim Fernseher - für weitere 1240 Euro - gibt es einen 22-Zoll-TV mit DVD-Laufwerk und Bluetooth, der seinen Ton scheinbar unkontrollierbar in den Fußraum zu schleudern scheint. Wer auch unterwegs TV-Programme empfangen will, benötigt natürlich noch einen entsprechende Satelliteanlage. Die startet preislich bei mindestens 2690 Euro.

Die mit Keil erweiterte Liegefläche im Heck ist ebenso bequem wie das Hubbett im Bug des B 588 DL.
(Foto: Holger Preiss)
Nun ist man aber mit einem Wohnmobil nicht primär unterwegs, um fernzusehen, sondern um die Orte seiner Wahl zu besuchen. Und da ist der B 588 DL, der mit dem größeren 2,3-Liter-Multijet, einem Vierzylinder-Diesel von Fiat, der 148 PS leistet und ein maximales Drehmoment von 350 Newtonmetern zur Verfügung stellt, ausgezeichnet motorisiert. Das Kraftwerk kostet aber im Vergleich zum 130-PS-Serienmotor wiederum 1290 Euro mehr. Allerdings ist das eine Investition, die sich bezahlt macht. Ist das Triebwerk mit der Sechsgang-Automatik von Fiat verbandelt, muss sich der Pilot mit recht gedehnten Schaltvorgängen anfreunden. Ein wenig lässt sich dieser Verzug über den sogenannten UP-Schalter puffern. Der in der Armatur rechts vom Lenkrad platzierte Knopf hält nach Druck die Drehzahlen hoch und sorgt gerade in bergigen Passagen für spätere Schaltzeiten. Allerdings geht so auch der Verbrauch in die Höhe. Vor allem dann, wenn auf der Autobahn die Spitzengeschwindigkeit von 142 km/h ausgereizt wird. Im Schnitt genehmigt sich der Hymer im Test knapp 10 Liter Diesel über 100 Kilometer, was aber in Anbetracht der Strecke und der Größe nicht als verwerflich betrachtet werden kann. Überraschend gut ist auch die Geräuschdämmung. Weder der Motor noch Windgeräusche belästigten auf der Reise über mehr als 1000 Kilometer die Insassen. Ein großes Lob dafür.
Wolke sieben ohne Strom
Ein Lob verdienen auch die Betten. Sowohl das ewig breite Doppelbett im Heck, das mit Zusatzkeil auf üppige 2,00 Meter Länge und 1,90 Meter Breite wächst, als auch das Hubbett im Himmel des Bugs, das 1,85 Lang und 1,45 Meter breit ist, sind mit extrem bequemen Matratzen auf Tellerfedern ausgestattet. Die bieten einen Schlafkomfort, der um ein Vielfaches besser ist als in vielen Hotelbetten. Was im Schlafbereich aber schmerzlich vermisst wurde, war eine 220-V-Steckdose. Insgesamt gab es im Wohnmobil lediglich drei. Unerklärlich blieb auch, warum das Absenken des Hubbetts ein wahrer Kraftakt sein muss und warum es keine Verriegelung für das heruntergelassene Bett gab.

Die von beiden Seiten zugängliche Garage bietet im Hymer B 588 DL reichlich Platz.
(Foto: Holger Preiss)
Neben den Schlaflandschaften verfügt der B 588 DL auch über eine recht bequeme Sitzecke im L-Format, die sich durch die gedrehten Sitze in der ersten Reihe erweitern lässt. Schade nur, dass der Fahrersitz immer am Polster der Sitzgruppe anschlägt und sich auch durch Verschieben in Längsrichtung nicht davon abhalten ließ. Auch der in Längs- und Querrichtung verschiebbare Tisch hat seine Tücken. Zum einen bietet er für vier Reisende nicht genug Platz, weil er sich nicht ausklappen lässt, zum anderen ist der Abstand zum Beifahrersitz dadurch so groß, dass die bequeme Einnahme einer Mahlzeit fast unmöglich ist.
Großzügig bemessen ist hingegen der Stauraum im Hymermobil. Im Innenraum sorgt ein intelligentes Schrank- und Schubladenkonzept mit gedämpftem Endeinzug für reichlich Ablageflächen. Hinzu kommt die von zwei Seiten zugängliche Heckgarage. Die Tragfähigkeit des mit GfK beschichteten Bodens kann von 350 optional auf 450 Kilogramm erhöht werden. Die sogenannte "Auflastung" ist vor allem Reisenden zu empfehlen, die häufiger zu viert unterwegs sind. Zum Serienumfang in der Garage gehören mehrere Staufächer und eine entsprechende Beleuchtung auf beiden Seiten, die den Raum auch im Dunkeln sehr gut ausleuchtet. Wer will, kann im Heckabteil wahlweise auch bis zu drei Fahrräder oder gar eine Vespa durch die 99 Zentimeter breite und 1,22 Meter hohe Garagentür schieben und dort parken.
Große Geschäfte lieber außerhalb

Mit den drei Gasflammen lässt es sich gut kochen, leider ist die Arbeitsfläche recht eng bemessen.
(Foto: Holger Preiss)
Ebenfalls gute Dienste leistet die Einbauküche mit einem auf Wunsch 160 Liter fassenden Kühlschrank. Mit drei Gasflammen kann auch mal etwas Größeres gekocht werden. Lediglich die schmale Arbeitsfläche, die jedoch mit einem ausklappbaren Brett erweitert werden kann, verdarb dem Hobbykoch mitunter die Lust an der Arbeit. Dafür bietet die Dusche ausreichend Platz. Der 20 Millimeter hohe Doppelboden schafft neben einer stufenlosen Lauffläche eine Verbesserung der Stehhöhe und die durch einen Plexiglas-Paravent abgrenzende Duschfläche reicht nicht nur für zart gebaute Menschen. Ausgedehntes Duschen ist bei 150 Litern Nutzwasser, die in einem ciraa 130 Liter fassenden Grauwassertank aufgefangen werden, gar kein Problem. Problematisch sind nur die Nacharbeiten im Bad: Die Trocknung des Bodens und der Tür, die Reinigung der beschlagenen Spiegel etc. waren so aufwendig, dass der Autor es vorzog, für die weitere Reise die Duschzellen der Campingplätze zu nutzen. Das war auch nicht weiter schlimm, denn in der Regel war dieser Luxus dort ohnehin im Preis für den Stellplatz inbegriffen.
Gut nutzbar sind auch das große Waschbecken und die sogenannte Banktoilette. Allerdings gilt auch hier: Große Geschäfte sollten lieber auf den öffentlichen WCs verrichtet werden. Denn selbst wenn sich der in Form eines Rollkoffers gestaltete Auffangbehälter für die Exkremente leicht entfernen lässt, ist sein Fassungsvermögen ausgesprochen begrenzt und die händische Reinigung mit Sicherheit nicht jedermanns Sache. Noch ein Punkt darf für die Nasszelle nicht unerwähnt bleiben: die Fächer im Schrank. Keines davon lässt es zu, dass dort ein Zahnputzbecher samt Bürste oder ein Shampoo Platz finden. Dafür verfügt das Bad aber über eine ausgeklügelte Belüftung, die auch dann funktioniert, wenn das Oberlicht geschlossen ist. Feuchte Handtücher, die dort aufgehängt werden, trocknen über Nacht und Befürchtungen, dass etwas stockt, sind unbegründet.
Viel Frischluft

Waschbecken und Toilette sind recht funktional. Warum die Spülwasseranzeige im Testmobil nicht funktionierte, bleibt ein Geheimnis des Herstellers.
(Foto: Holger Preiss)
Neben dem Dachfenster im Bad gibt es eine große Dachhaube im Zentralbereich und über dem Doppelbett im Heck. Die vier Alu-Rahmenfenster des Hymermobils verfügen - in Serie - über Kassetten- und Gazerollos. Ein Umstand, der für Frischluftfanatiker gar nicht genug hervorgehoben werden kann. Wer sich vor neugierigen Blicken und arger Sonneneinstrahlung schützen möchte, kann optional für die Frontscheibe einen elektrischen Rollladen erwerben und für die Seitenfenster Sichtschutzplissees. Eine wirklich nützliche und sehr empfehlenswerte Ausgabe von 1595 Euro für den B 588 DL. Das wird spätestens dann deutlich, wenn man beobachtet, wie andere Wohnmobilisten verzweifelt versuchen, mit Folien einen Blickschutz zu schaffen.
Allerdings haben die dann wahrscheinlich auch wesentlich weniger für ihr rollendes Heim bezahlt: Wer für sein Hymermobil B 588 DL alle oben genannten Zugaben bucht, landet am Ende bei einem Preis von mindestens 110.305 Euro. Im sogenannten Komfortpaket sind zum Beispiel eine Klimaanlage, Tempomat, die Vorderachsauflastung, Fahrertür mit Fensterheber, Fliegenschutztür und 160-Liter-Kühlschrank enthalten. Kostenpunkt 4690 Euro. Auch die äußeren Aufwertungen wie Hochglanz-Kühlergrill mit Chromzierstreifen und 16-Zoll-Räder schlagen mit zusätzlich 1690 Euro zu Buche. Hinzu kommen Warmwasserheizung mit Booster im Fahrerhaus für 2890 Euro oder Bi-LED-Scheinwerfer für 1695 Euro. All das läppert sich.
Fazit: Ein Schnäppchen ist die Luxusreise im Hymermobil nicht. Dennoch erfährt der mobile Wandersmann Freiheiten, die er im Hotel oder beim Zelten niemals haben wird. Denn mit einem B 588 DL kann man auch in den Monaten abseits des Sommers unterwegs sein. Selbstredend können Wasser und Wohnraum erwärmt werden. Reisen sind also auch ganzjährig möglich. Für Ungeübte sind Größe und Handling gewöhnungsbedürftig, aber kein Ausschlusskriterium. Spaß machen Reisen im vollintegrierten Hymermobil allemal. Das können auch kleine Kritikpunkte nicht verhindern. In der Summe punktet der Hymer mit viel Stauraum, ausgezeichneten Betten und funktionalen Möbeln. Hinzu kommen technische Feinheiten wie die Service-Kamera oder der kraftvolle Diesel. All das muss aber auch entsprechend teuer bezahlt werden.
Technische Daten | Hymermobil B-Klasse DL 588 |
Serien-Fahrgestell | Fiat AL-KO Ducato |
Basis-Motorisierung | 2,3 Multijet |
Abgasnorm | Euro 6 |
kW (PS) | 96 (130) |
Gesamtlänge ca. cm | 699 |
Aufbaubreite ca. cm | 212 |
Gesamtbreite ca. cm | 222 |
Innenbreite ca. cm | 205 |
Gesamthöhe ca. cm | 296 |
Stehhöhe im Wohnbereich ca. cm | 198 |
Radstand ca. mm | 3900 |
Masse in fahrbereitem Zustand ca. kg | 2990 |
Höchstzuladung ca. kg | 510 / 860 (SA) |
Technisch zulässige Gesamtmasse kg | 3500 / 3850 (SA) |
Zulässige Anhängelast gebremst kg | 2000 / 1650 |
Zulässige Personenzahl | 4 |
Aufpreispflichtiges Fahrgestell | Fiat AL-KO Ducato Maxi |
Motorisierung | 2,3 Multijet |
Masse in fahrbereitem Zustand ca. kg | 3030 |
Höchstzuladung ca. kg | 470 (a.W.) / 1470 |
Technisch zulässige Gesamtmasse kg | 3500 (a.W.) / 4500 |
Zulässige Anhängelast gebremst kg | 2000 / 1500 |
Zulässige Personenzahl | 4 |
Isolierung Wand mm | 34 |
Isolierung Dach mm | 34 |
Isolierung Boden mm | 35 |
Lichtes Maß Garagentüre B x H cm | 99 x 122 |
Bettenmaß Bug L x B ca. cm | 185x145 / 2x 195x60 (SA) |
Bettenmaß Heck L x B ca. cm | 200 x 80 / 190 x 80 |
Schlafplätze | 4 |
Bad B x T ca. cm | 115 x 85 |
Kleiderschrank B x T x H ca. cm | 24 x 57 x 190 |
Küche B x T x H ca. cm | 92 x 60 x 93 |
Kühlschrankvolumen ca. l | 90 / 160 (SA) |
Heizung mit Warmluftanlage | 6 kW / Warmwasser (SA) |
Wasserversorgung ca. l | 150 |
Wasserversorgung ca. l (während der Fahrt) | 20 |
Abwassertank ca. l | 130 |
Batterie Ah | 95 |
2. Batterie Ah inkl. Zusatzlader | 95 (SA) |
3. Batterie Ah | 95 (SA) |
Steckdosen 12 V/ 230 V / USB | 2 / 5 / 1 |
Gasvorrat kg | 2 x 11 kg |
Quelle: ntv.de