Busch

Griechen, Schulden, Inflation Euro in Gefahr?

Peter Bofinger

Peter Bofinger

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Moderatorin der Sendung: Leo Busch

Moderatorin der Sendung: Leo Busch

Bofinger kritisiert die „sehr nationalistische Sicht“ der Deutschen in Wirtschafts- und Währungsfragen und warnt, dass eine Rückkehr zur D-Mark „eine Katastrophe“ wäre:

„Wir haben in Deutschland eine sehr nationalistische Sicht. Wir denken nur an uns. Wir sind einfach nicht in der Lage, ganzheitlich zu denken. Wir sitzen in unserem nationalen Essigtopf, machen unsere nationale Währung und der Rest ist uns egal. Dabei zeigt die Erfahrung der Neunziger Jahre: Das Schlimmste, was unserer Wirtschaft passieren könnte, ist, dass wir wieder in diesem D-Mark-Topf sitzen würden: Wir würden eine fette Aufwertung kriegen, unsere Industrie hätte riesige Probleme mit den Lohnkosten und wir müssten jahrelang Lohnzurückhaltung machen. Für Deutschland wäre das eine Katastrophe.“

Bofinger fordert, sich „nicht von den Finanzmärkten in die Ecke“ drängen zu lassen:

"Es kann ja nicht sein, dass die Finanzmärkte, die vor Kurzem noch von den europäischen Regierungen gerettet wurden, zum Dank dafür die Europäische Währungsunion in die Tonne treten. Deswegen wäre es eine gute Idee eine staatliche Ratingagentur zu schaffen – nicht die Europäische Zentralbank, aber vielleicht könnte man das als Stiftung machen.

Bofinger kritisiert die Sparmaßnahmen der griechischen Regierung als zu einseitig und fordert auch höhere Einkommen stärker zu belasten:

„Ich finde diese Maßnahmen sehr unausgewogen. Die treffen alle die kleinen Leute. Man vermisst deutlich höhere Steuern für Leute mit hohem Einkommen. Es kann ja wohl nicht sein, dass man das so einseitig macht. Auch eine höhere Vermögenssteuer wäre gut. Da wäre Einiges zu machen. Ich glaube, dass die Öffentlichkeit das dann auch eher akzeptieren würde als diese doch sehr einseitigen Belastungen für den normalen Bürger.

Aus meiner Sicht gibt es bei Steuererhöhungen noch einen relativ großen Spielraum. Griechenland gehört zu den Ländern mit den geringsten Gewinn- und Einkommenssteuern im ganzen OECD-Raum.“

Bofinger fordert, Unterstützung für Griechenland auch an Maßnahmen gegen Korruption und Steuerhinterziehung zu binden und "den ganzen Stil des Landes" zu ändern:

„Man kann die Dinge auch ändern: In Italien wurde früher auch nie eine Quittung ausgegeben, dann wurde mit relativ hohen Strafen der Zwang auferlegt, dass in jedem Restaurant eine Quittung ausgegeben wird, die durchnummeriert wird. Man muss in Griechenland auch die Steuerstrafen erhöhen, auch das kann man von Italien abgucken. Man muss den ganzen Stil des Landes ändern. Deswegen ist es wichtig, dass man bei den Verhandlungen mit Griechenland nicht nur höhere Steuern fordert, sondern auch ganz konkret solche Maßnahmen verlangt und dann auch prüft, ob die umgesetzt werden."

Quelle: ntv.de, tle

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