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Neue Hinweise zur Geldpolitik Der Kurs der US-Notenbank

Experten hoffen in dieser Woche auf neue Hinweise, welchen geldpolitischen Kurs die US-Notenbank Fed jenseits des Leitzinses steuern will. Diese schärfste Waffe der Fed ist im Abwehrkampf gegen Finanzkrise und Rezession stumpf geworden. Umso spannender dürfte deshalb werden, wie Chef-Notenbanker Ben Bernanke das Finanzsystem und die Wirtschaft wieder ins Lot bringen will. "Der Leitzins hat bereits die Untergrenze erreicht. Expansive Impulse kann die Fed unter diesen Umständen nur noch mit unkonventionellen Maßnahmen verabreichen", sagt Fed-Experte Bernd Weidensteiner von der Commerzbank.

Das heißt konkret: Die Federal Reserve muss Wertpapiere in großem Stil kaufen, finanziert dies mit der Notenpresse und flutet die Wirtschaft mit weiteren Milliarden. Ziel ist, die Kreditvergabe anzuregen und so Unternehmen und Haushalten unter die Arme zu greifen, damit diese investieren und konsumieren. Die Fed hat längst auf diesen Krisenmodus umgeschaltet. Schon heute kauft sie Banken und staatlichen Immobilienagenturen faule Papiere ab, damit diese wieder zu Kräften, sprich: zu Liquidität, kommen.

Und einen Tag vor der "Zinsentscheidung", die keine echte Zinsentscheidung mehr sein wird, öffnet die Notenbank für die breite Öffentlichkeit eine ganz neue Möglichkeit, sich bei ihr Geld zu besorgen. Am Dienstag startet sie ein sage und schreibe eine Billion Dollar schweres Programm, durch das sie Mittelstand und Mittelschicht entlasten und vor dem schlimmsten Folgen der Krise bewahren will. Ob das wirkt, bleibt abzuwarten.

Die letzte Verteidigungslinie

Falls diese neue, TALF (Term Asset-Backed Securities Loan Facility) genannte, Liquiditätsspritze nichts nützt, bliebe der Fed noch die Ultima Ratio, die direkte Finanzierung des Staates über den Kauf von Staatsanleihen beziehungsweise das Drucken frischer Dollars. "Die direkte Monetisierung der Staatsschuld ist das letzte - und schärfste - Mittel im Arsenal der Fed", sagt Commerzbank-Experte Weidensteiner.

"Bernanke hat in einer Rede bereits versprochen, dass die Fed 'alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel' nutzen werde, um die Krise zu bekämpfen. Die Fed wird dieses Mittel wohl auch einsetzen."

Wann sie zum letzten Mittel greifen wird, ist die Frage aller Fragen, die Volkswirte weltweit derzeit umtreibt. Nach Ansicht von Patrick Franke von der Helaba dürfte die Fed es am Mittwoch allenfalls bei vagen Andeutungen belassen, da einen Tag zuvor die erste, 200 Mrd. schwere, Finanzierungsrunde des TALF-Programms eingeläutet wird. "Es ist kaum zu erwarten, dass die Fed bereits am nächsten Tag neue Schritte bekanntgeben wird. Auch andere Programme, wie der Aufkauf hypothekenbesicherter Anleihen, haben noch kaum Zeit gehabt, richtig zu wirken."

Kreative Maßnahmen

Die Fed dürfte sich deshalb bemühen, ihr Pulver so lange wie möglich trocken zu halten und so lange wie möglich nicht der Bank von England zu folgen, die vergangene Woche mit dem Ankauf von britischen Staatspapieren begonnen hat. Bernanke verbreitete jüngst sogar Optimismus. In einem Interview mit dem Fernsehsender CBS sagte der Zentralbankchef, die schwere Rezession in den USA könne schon in diesem Jahr zu Ende gehen, wenn es gelinge das Finanzsystem zu stabilisieren.

"Nächstes Jahr werden wir dann den Beginn einer Erholung sehen", so Bernanke weiter. Wenn es so kommt, müsste Bernanke eventuell gar nicht zum letzten Pfeil im Köcher der Fed greifen.

Quelle: ntv.de

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