Börsennotiertes Überraschungsei SPACs kommen nach Deutschland
30.06.2008, 12:47 UhrBald können Investoren erstmals in ein börsennotiertes Überraschungsei investieren. Fest steht dabei nur, dass der Inhalt aus Deutschland, Österreich oder aus der Schweiz kommt. Mit Germany1 steht das erste Special Purpose Acquisition Company (SPAC) mit Fokus auf den deutschsprachigen Raum kurz vor dem Start.
SPACs sind Unternehmen, die als leere Hülle, ohne eigenes operatives Geschäft an die Börse gebracht werden. Einziges Ziel der Gesellschaft ist es, das beim Börsengang eingesammelte Geld aus dem Verkauf von Aktien und Optionsscheinen zum Kauf eines Unternehmens einzusetzen. In Amerika gibt es diese auch als "Blankoscheck" bezeichneten Unternehmen schon länger. 2007 waren ein Viertel der Börsenneulinge in den USA SPACs. Die Investoren müssen sich vor dem Einstieg fragen, ob sie dem Management zutrauen, innerhalb der üblicherweise vorgegebenen zwei Jahre ein geeignetes Übernahmeziel zu finden. Ist das Management der Meinung, ein solches Unternehmen gefunden zu haben, wird eine Hauptversammlung einberufen. Dort haben die Investoren Gelegenheit, der Transaktion zustimmen oder sie abzulehnen.
Stimmen die Investoren zu, erhalten sie Anteile an der Zielgesellschaft, die dann in den Mantel des SPAC schlüpft. Sollte eine Mehrheit gegen die Übernahme stimmen, wird das SPAC aufgelöst. Das beim Börsengang eingesammelte Kapital, das in der Zwischenzeit auf einem Treuhandkonto geparkt wird, erhalten sie in diesem Fall mit Zinsen zurück. Auch einzelne Investoren können sich ihr Geld wieder auszahlen lassen, wenn ihnen das zum Kauf vorgeschlagene Unternehmen nicht gefällt.
Dass das eingesetzte Kapital mit einer geringen Verzinsung zurückgefordert werden kann, ist eines der größten Vorteile für die Anleger. Doch dieses Verfahren birgt - neben den Risiken schwankender Aktienkurse - auch eines der größten Nachteile des SPAC-Konstrukts: Marktteilnehmer können dem Management mit einem Veto drohen. In den USA wurden bereits mehrere Börsenmäntel aufgelöst, weil Investoren gegen die vorgeschlagene Übernahme stimmten.
Dabei hat das Management eines SPAC großes Interesse daran, dass eine Transaktion zustande kommt: Es beteiligt sich mit Optionsscheinen an dem SPAC. Gelingt keine Übernahme und wird das SPAC aufgelöst, verfallen sie wertlos. Glückt der Kauf, erhält das Management - auch Sponsoren genannt - 20 Prozent am Kapital des Börsenmantels und damit einen entsprechenden Anteil an der übernommenen Gesellschaft.
Quelle: ntv.de