Interview mit Michael Heise Vorsichtig optimistisch für 2008
20.12.2007, 14:01 UhrDer ifo-Index ist stärker gesunken als von Ökonomen prognostiziert. Von 104,2 ging es runter auf 103 Punkte. Das ist der niedrigste Stand seit Januar 2006. Schuld daran sind – nach Einschätzung von Analysten – die üblichen Verdächtigen: also Kreditkrise und starker Euro. Aus den einzelnen Teilindizes lässt sich aber nicht nur Negatives lesen.
Telebörse: Es sieht so aus als ob wir den Zenit jetzt überschritten hätten. Wohin geht die Reise für die deutsche Wirtschaft?
Michael Heise: In den kommenden Monaten müssen wir uns auf eine konjunkturelle Schwäche einstellen. Der ifo-Index ist ja schon seit einigen Monaten leicht rückläufig. Ich glaube dieser Wert, den wir jetzt bekommen haben, der bestätigt, dass die Dynamik in den nächsten Monaten abnehmen wird, aber zugleich der Aufschwung nicht gefährdet ist. Nach wie vor ist der ifo-Index auf einem überdurchschnittlich hohem Niveau. Wir stellen fest, dass sich die Erwartungen der Unternehmen jetzt nicht weiter verschlechtert haben. Die Lagebeurteilung ist schlechter geworden. Das ist aber bei den Belastungen, die in den letzten Monaten auf die Unternehmen zugekommen sind, nur klar.
Telebörse: 75 Prozent sagen ja in einer n-tv-Umfrage, dass der Aufschwung an Ihnen vorbei geht. Wie sieht denn dann so eine konjunkturelle Abkühlung aus?
Michael Heise: Ich glaube sie wird vor allem vom Export ausgehen. Die Weltkonjunktur läuft langsamer. Der Euro ist sehr stark. Deshalb wird die Exportdynamik etwas nachlassen. Der Ölpreisschub bringt natürlich auch Kostensteigerungen für die Unternehmen, so dass die Gewinnmargen etwas zurückgehen und möglicherweise die Investitionen langsamer laufen. Hier sind die Hauptbremsspuren zu erwarten. Beim privaten Konsum haben wir bislang eine sehr schwache Situation gehabt. Auch das Weihnachtsgeschäft läuft nicht sehr gut, wie man hört. Hier müssen wir wohl noch einige Monate warten bis der Konsum in Deutschland in Schwung kommt. Ich glaube aber das wird im nächsten Jahr passieren, weil die Einkommenssituation von einigen besser sein wird als in diesem Jahr.
Telebörse: Die Kreditklemme lässt die Banken vorsichtiger werden mit der Kreditvergabe. Man hört ja auch beispielsweise von der Schufa, es trifft den Mittelstand eher. Und das ist ja eigentlich der Arbeitsplatzbringer. Könnte das deutlichere Auswirkungen im nächsten Jahr haben, so dass die Prognosen von heute doch noch einmal revidiert werden müssen?
Michael Heise: Ich glaube es gibt nach wie vor kaum Indizien dafür, dass die Verfügbarkeit von Krediten ein Bremsfaktor geworden ist. Wir stellen zu Einen fest, dass die Kreditexpansion gerade in den vergangenen Monaten sehr, sehr kräftig gewesen ist in Deutschland. Und auch dieser ifo-Index scheint nicht eine größere Sorge der Unternehmen zu spiegeln, dass wegen der Kreditklemme die Konjunktur irgendwie benachteiligt oder beeinträchtigt wird. Sonst hätten ja gerade die Erwartungen der Unternehmen zurück gehen müssen.
Die Fragen stellte Telebörse-Moderator Frank Meyer.
Quelle: ntv.de