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Nachhaltige Investments Atomenergie teurer als Ökostrom

Jetzt ist es quasi amtlich: Eine ganzheitliche Kostenrechnung von Versicherungsanalysten zeigt, dass Strom aus Kernkraftwerken wegen des unterschlagenen Restrisikos deutlich teurer ist als Energie aus erneuerbaren Quellen wie Wind oder Solar. Oliver Fischer von Hauck & Aufhäuser zeigt, warum das auch für nachhaltig orientierte Anleger wichtig ist.

Oliver Fischer, Direktor bei der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG

Oliver Fischer, Direktor bei der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG

Mindestens 0,139 Euro je kWh müssten die Betreiber von Kernkraftwerken zahlen, wollten sie das Restrisiko ihrer Anlagen nach wirtschaftlichen Maßstäben versichern. Zu diesem Ergebnis kommt die Versicherungsforen Leipzig GmbH. Die Versicherungsanalysten sind darauf spezialisiert, die möglichen Kosten und Erträge von Geschäftsmodellen für die Assekuranz zu berechnen. Erstmals haben Forscher aus der Versicherungsbranche auch die Kosten des Restrisikos von Kernkraftwerken analysiert. Würde man nur den Minimalwert von 0,139 Euro auf die Stromkosten von Kernkraftwerken aufschlagen, wären sie bereits rund doppelt so teuer wie Windenergie. Die Einspeisevergütung für Windenergie, also das, was eine Betreiber eines Windparks für seinen Strom erhält, beläuft sich derzeit auf rund 0,09 € je kWh.

Die Versicherungskosten von 0,139 Euro je kWh stellen nur die Untergrenze dar. Denn bei diesem Szenario wird unterstellt, dass die Versicherungssumme über 100 Jahre angespart wird. Ein so langer Betrieb von Kernkraftwerken ist aber rein technisch nicht darstellbar. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur die Kosten des Restrisikos auf die Allgemeinheit abgewälzt, sondern auch die Kosten für die Endlagerung des Atommülls größtenteils sozialisiert werden. Denn hier ist die Kostenbeteiligung für die Betreiber von Kernkraftwerken gedeckelt – den größten Teil zahlt der Steuerzahler.

Versicherer weigern sich Restrisiko abzudecken

Die Nuklearkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima verdeutlichen, um welche Summen es bei den Restrisiken geht. Nach Berechnungen der Ukraine und Weißrusslands verursachte der Super-GAU von Tschernobyl Schäden in Höhe von rund 165 Mrd. Euro. In Japan greift der Staat in einem ersten Schritt Tepco, dem Betreiber der Atommeiler in Fukushima, mit einem 43-Milliarden schweren Hilfsfonds unter die Arme. Denn Tepco ist praktisch pleite. Weitere milliardenschwere Zahlungen sind absehbar, wenn deutlich wird, wie hoch die langfristigen Schäden ausfallen. Angesichts dieser Zahlen verwundert es nicht, dass weltweit kein Versicherungsunternehmen bereit ist, Restrisiken von Kernkraftwerken abzudecken. Das wirtschaftliche Risiko ist einfach zu hoch.

Energiewende jetzt auch in Japan

Nach Deutschland vollzieht mit Japan jetzt die zweite große Industrienation eine Wende in der Energiepolitik. Vor wenigen Tagen gab die Regierung in Tokio bekannt, den Plan, den Anteil der Kernkraft an der Stromversorgung von 30 Prozent auf 50 Prozent auszubauen, zu stoppen. Ein Kernkraftwerk in der erdbebengefährdeten Region Shizuoka wurde bereits abgeschaltet. Künftig will Nippon verstärkt auf erneuerbare Energien setzen. Angesichts der mangelnden wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit von Kernkraftwerken ist davon auszugehen, dass auch andere Länder in ihrer Energiepolitik umschwenken. Davon werden u.a. die Erneuerbaren Energien profitieren.

Die besten Chancen im Bereich Erneuerbare Energien sehen wir weiterhin bei den Ausrüstern der Branche sowie bei Firmen, die in den Schwellenländern tätig sind. Ebenfalls erneut interessant sind aufgrund der aktuellen Energiedebatte in der westlichen Welt mittlere und große gut etablierte westliche Konzerne im Solar-, Thermosolar-, Wind- und zum Teil im Geothermiebereich. In Japan halten wir vor allem den Wind-Bereich für interessant. Da der Anteil an Erneuerbarer Energien in Japan noch relativ bescheiden ist, dürfte das zurzeit stattfindende Umdenken künftige Diskussionen um Fördermechanismen beschleunigen – die Branche kann mittel- bis langfristig eigentlich nur wachsen.

Prime Values Green
Prime Values Green 180,88

Im Aktienfonds PRIME VALUES Green (ISIN: LU 047 035 635 2) haben wir die unserer Einschätzung nach aussichtsreichsten Investmentbereiche identifiziert, die von diesen Themen profitieren können. Außer in Erneuerbare Energien investiert der Fond auch in die Bereiche Energieeffizienz, Wasser und Neue Materialen.

Dieses Dokument dient ausschließlich zu Ihrer Information und stellt kein Angebot, keine Aufforderung oder Empfehlung für den Kauf oder Verkauf von bestimmten Produkten dar. Die Wertentwicklung der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für künftige Wertentwicklungen. Allen Angaben liegen Quellen zugrunde, welche wir als vertrauenswürdig erachten, trotzdem müssen wir eine Garantie für deren Richtigkeit ablehnen. Die in diesem Bericht zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Prognosen können sich jederzeit ohne Vorankündigung ändern.

Oliver Fischer ist Direktor bei der Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG, einer 100%igen Tochter der Hauck & Aufhäuser Privatbankiers. Das Unternehmen legte 1995 den ersten Ethikfonds Kontinentaleuropas auf und gilt als Pionier bei nachhaltigen Investments. Bis vor Kurzem firmierte die Hauck & Aufhäuser (Schweiz) AG unter dem Namen Dr. Höller Vermögensverwaltung und Anlageberatung AG.

Quelle: ntv.de

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