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Warmer Wind aus China Branche ruft Autofrühling aus

Auch eine praktische Ess-Unterlage: Ein Porsche Panamera in China.

Auch eine praktische Ess-Unterlage: Ein Porsche Panamera in China.

(Foto: REUTERS)

Der Autofrühling ist angebrochen. Nach dem Krisenjahr 2009 kommt die Branche wieder in Schwung, die Trendwende ist geschafft. Getragen wird der Aufschwung vor allem durch die boomenden Märkte in Asien, allen voran China. Aber auch auf dem lange kriselnden US-Automarkt brummt das Geschäft wieder.

"Die große Krise scheint vorbei zu sein", sagt Professor Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive der Fachhochschule Bergisch Gladbach. "China ist zur Lokomotive geworden." Allerdings bleibe abzuwarten, ob die Entwicklung nachhaltig sei. Bratzel verwies auf massive staatliche Kaufanreize in China. Und: Die Autoindustrie komme aus einem tiefen Tal.

Die Stimmung steigt, doch der Weg zurück zu alter Stärke ist lang. VW-Chef Martin Winterkorn erwartet eine Rückkehr zum weltweiten Vorkrisen-Absatz frühestens 2012. Dazu kommt, dass in Westeuropa nach dem Auslaufen staatlicher Programme wie der Abwrackprämie die Verkäufe zurückgehen. Besonders dramatisch ist die Entwicklung in Deutschland, wo der Absatz 2010 nach übereinstimmenden Prognosen auf deutlich unter 3 Millionen Zulassungen einbrechen wird - nach dem Rekordwert von 3,8 Millionen im Vorjahr.

Starke Zahlen

Autohersteller und Zulieferer verbreiten dennoch Zuversicht - Produktionsausfälle bei BMW, Daimler und Opel wegen der Flugverbote sind kaum mehr als eine Randnotiz. Gerade bei Daimler ziehen die Geschäfte wieder kräftig an. Zu Wochenbeginn verkündete der Autobauer einen überraschend starken Start ins Jahr 2010.

Europas Branchenprimus Volkswagen verkündete am Mittwoch einen Gewinnsprung. Das Ergebnis nach Steuern stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast 95 Prozent auf 473 Millionen Euro. Der italienische Autokonzern Fiat verringerte seine Verluste im Auftaktquartal massiv, der weltgrößte Autozulieferer Bosch will nach einem Milliardenverlust 2009 in die schwarzen Zahlen zurückkehren. Und im Eisenacher Opel-Werk gibt es dank steigender Corsa-Nachfrage vorerst keine Kurzarbeit mehr.

"Die globale Konjunkturerholung lässt auch den Automobilmarkt allmählich wieder anspringen", heißt es in einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Gesellschaft hob eine frühere Prognose an und erwartet nun für 2010 eine weltweite Auto-Produktion von 65 Millionen Fahrzeugen. 2009 war die globale Fertigung nach den Angaben von 66 Millionen auf 57,2 Millionen Pkw eingebrochen. "Die Autoindustrie findet allmählich zurück zur Normalität", urteilt Felix Kuhnert von PwC.

Kostensenkungen auf der Tagesordnung

Für die Branche komme es nun darauf an, den eingeschlagenen Weg weiterzuführen: "Das Thema Kostensenkung bleibt weiter auf der Agenda", sagt Bratzel. Der Autoexperte erwartet weitere Allianzen nach dem kürzlich verkündeten Bündnis zwischen Daimler und Renault- Nissan bei Kleinwagen. "Das war nicht das Ende" - zumal die chinesischen Autobauer auf die globalen Märkte drängten.

Bessere Geschäfte braucht die Branche auch, um Kraft und Geld zu haben für die Herkulesaufgabe der kommenden Jahre: Den Aufbruch ins Elektro-Zeitalter. Für die Entwicklung von Elektroautos sind Milliarden-Investitionen notwendig - vor allem bei der Batterietechnik gibt es noch viele Probleme.

Deutsche-Bank Auto-Fachmann Eric Heymann sieht den "Grad der Elektrifizierung in der Autoindustrie" zwar in den nächsten Jahren stetig ansteigen. Die Zeitenwende werde sich aber über die kommenden zwei Jahrzehnte hinziehen: "Damit reine Elektrofahrzeuge ohne Subventionen für den Massenmarkt attraktiv werden, müssten die Batteriekosten um 70 bis 80 Prozent sinken. Das ist kurzfristig nicht zu erreichen." Die Branche stehe vor dem Spagat, Fortschritte bei der Elektromobilität zu erzielen, ohne gleichzeitig die auf Jahre hinaus wichtigeren traditionellen Antriebe zu vernachlässigen: "Die Folgen der jüngsten Rezession machen diese Aufgabe nicht leichter."

Quelle: ntv.de, dpa

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