Frank Meyer Brüsseler Öko-Wahn
08.02.2010, 16:29 UhrEs gab Zeiten, da waren neue Umweltstandards wirklich sinnvoll, denken wir hierbei an das Verbot von Blei im Benzin, Asbest in Baumaterialien oder an Rauchgas-Entschwefelungsanlagen. Inzwischen aber ist die Umwelt zu einer steuerrelevanten Komponente verkommen. Die weiteren Überlegungen hinsichtlich einer besseren Umwelt scheinen weniger der Natur zu dienen, sondern mehr des Auffüllens von Steuerlöchern und der Gängelung der Bevölkerung. Was aus Brüssel zu hören ist, lässt erahnen, auf welchem Weg wir gerade sind, auf dem Weg in eine Öko-Diktatur.
Die EU meint es gut mit uns. Sicher. Als riesiges Beschäftigungsprogramm getarnt, verrichten etliche nach Brüssel abgeschobene Politiker dort Gottes Werk, fern ab der Realität und der Bedürfnisse für die Menschen. Mit Gott hat das zwar nicht viel zu tun, dafür ist aber das monatliche Salär göttlich. Auch das Drücken und Ziehen an den Hebeln in der Maschinerie mag bei dem einen oder anderen ein göttliches Gefühl hervorzurufen. Die EU mischt sich inzwischen allgegenwärtig in unseren Alltag ein. Nach der Glühbirne geht es jetzt dem Duschkopf, Wasserhahn und den anderen "Energieverbrauchsgegenständen" an den Kragen - natürlich wegen des Klimas.
Inzwischen ist es eine Last mit den Eurokraten geworden und auch mit den in der Nähe der Entscheider agierenden Lobbyisten. In den Zeitungen liest man von Vorhaben, die einem die Halsschlagadern anschwellen lassen. Warnhinweise unter entsprechenden Verbotsartikeln sucht man dabei vergebens. Dabei ist Bluthochdruck auf Dauer lebensgefährlich. Was machen die Damen und Herren den lieben langen Tag, wenn sie überhaupt anwesend sind? Unsinn. Europäisches Recht bricht deutsches Recht. Und Brüssel ist weit weg. Nach dem fulminanten Erfolg im Verbot von Glühbirnen arbeiten die Experten an neuen Standards für viele Dinge im Haushalt, um den Energieverbrauch zu senken.
Produkte müssen in Zukunft bestimmte Umweltkriterien erfüllen, um auf dem europäischen Markt zugelassen zu werden. Seit Januar gelten Verbote der Standby-Funktion von Elektrogeräten und Stromlimits für Fernseher. Ab Mitte April gelten Obergrenzen für Büro- und Straßenbeleuchtung, ab Sommer auch neue Standards für Kühl- und Gefrierschränke. Und wer neue Standards einführt, muss sie ja irgendwie auch kontrollieren. Das stelle ich mir schon mal skurril vor...
Weitergedacht
Nach einem ersten Schritt, eben die neuen Standards einzuführen und die Produzenten stärker zu kontrollieren, frage ich mich, wann es an der Haustür klingelt. Nicht machbar? Doch! Mit einer irgendwann ausgebrüteten, dann heiß diskutierten und letztlich beschlossenen rechtlichen Grundlage stünde einem Aufbau einer mobilen Kontrollgruppe nichts mehr im Wege. Mit dieser als neue Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gefeierten "Maßnahme" ziehen wissenschaftlich ausgebildeten Öko-Engel von Haus zu Haus auf der Jagd nach Öko-Sündern (vgl. GEZ-Jagdbeauftragte). Man hat dann nicht nur das Recht, seinen Haushalt vorzuzeigen, sondern auch die Pflicht. Aus Verbrauchern werden Straftäter, wenn sie sich nicht umstellen und keine Einsicht in die Erfordernisse der Zukunft zeigen. Eine zentral ausgelobte "Denunziantenprämie" effektiviert diese ganze Angelegenheit. Verpetzen von Familienangehörigen bringt extra Bonuspunkte, einlösbar in wahlweise Freiwasser oder Freistrom.
Das Fernsehen beschenkt uns mit Öko-Spots: Kampf der Badewanne. Der "Freitag" wird später durch den "Duschtag" ersetzt. Von Montag bis Duschtag spart man Energie und am Sonntag, Pardon! "Klimatag", richtet man seine Gebete nicht mehr in Richtung Herrgott sondern gen Brüssel. Eine neue Badewannenverordnung tritt in Kraft. Umbauten für Immobilienbesitzer werden fällig, die in der Politik als starker Wachstumsimpuls für die Bauwirtschaft verstanden werden und als Ausdruck der Investoren in die Zukunft, wenn sie ihr Haus dämmen, Solaranlagen aufs Dach bauen, Kamine mit Staubfiltern versehen und Türen sowie Fenster austauschen. Statistisch wäre es doch mindestens genauso wichtig, das Atmen einzustellen. Ironie aus!
Die bislang in der EU beschlossenen "Energienormen" sparen in den kommenden zehn Jahren 150 Millionen Tonnen CO2, errechnet der Energiekommissar. Nettes Wort, fast wie im Krimi. Das seien drei Prozent der europaweiten Emissionen. Mit den neuen Normen für Duschköpfe, Fenster & Co ständen der Flora weitere fünf Prozent weniger CO2 als Nahrungsgrundlage zur Verfügung. Doch was ist das? Während Europas Straßenverkehr für fast 30 Prozent aller CO2-Abgaben steht, werden Verbote für Spritfresser völlig übersehen. Der "Spiegel" liefert eine inoffizielle Begründung: Für Autos gibt es schon genug Vorschriften. Ha! Lobbykratie erfährt nach Mövenpick eine neue Dimension. Dabei ginge es doch viel einfacher, über die Kosten für Energie. Ist diese hoch genug, sucht der Bürger Einsparpotentiale. Und das Klingeln an der Wohnungstür bleibt auch aus.
Die Glühbirne wird wohl später von unseren Enkeln als weiterer Meilenstein für die Gängelung Europas Bürger in die Geschichtsbücher eingehen. Energiesparen gegen Klimakollaps. Meinungsumfragen zufolge glauben immer weniger Leute diese These, wurden doch unlängst eine ganze Reihe von Mauscheleien bei Klimadaten bekannt, nebst Interessenkonflikte agierender Protagonisten. Doch da kommt noch mehr, wäre zu vermuten. 2012 wird ein spannendes Jahr, denn dann will die EU-Kommission darüber befinden, ob alle Produkte mit Energiestandards genormt werden – vom Pantoffel bis hin zum Knäckebrot. Zu stoppen ist die ganze Angelegenheit mit eingebautem Wahnsinn wohl nicht mehr. Wir schützen die Umwelt. Fein. Und wer schützt uns vor diesen Leuten? Willkommen in der Öko-Diktatur
Quelle: ntv.de