HP, Dell, Asien und die Konjunktur Dax-Future im Minus
20.08.2010, 08:10 UhrNach den düsteren Konjunkturdaten aus den USA und einem schwachen Handelstag in New York rechnen die Beobachter am deutschen Aktienmarkt zum Start in den Freitag mit leichten Abschlägen. Stimmungsaufhellend wirken die Zahlen von Hewlett Packard und Dell.
Der Dax-Future ist am Freitag niedriger gestartet. Der Terminkontrakt verlor in den ersten Handelsminuten 8,5 Punkte auf 6075 Zähler. Daraufhin sagten Banken und Broker für die Dax-Eröffnung einen nahezu unveränderten Start voraus. Am Donnerstag hatte der Leitindex 1,8 Prozent tiefer bei 6075 Punkten geschlossen. Der Bund-Future ging fast unverändert mit 132,5 Punkten in den Handel. Der Euro kostete 1,2803 Dollar nach 1,2817 Dollar zum US-Vorabendschluss. Ein Barrel der US-Ölsorte WTI verbilligte sich um 0,2 Prozent auf 74,30 Dollar.
Ein Zeitungsbericht über einen Interessenten für die Anzag-Beteiligung gab Celesio vorbörslich Auftrieb. Die Titel des Pharmahändlers legten im Handel von Lang & Schwarz um 1,4 Prozent zu und waren damit der gefragteste Wert im MDax. Der britische Pharmahändler Alliance Boots zeigt der "Financial Times Deutschland" zufolge Interesse an der von Celesio zum Verkauf gestellten Anzag-Beteiligung. Die beiden Unternehmen sprächen über das Aktienpaket von 12,5 Prozent, hatte die Zeitung unter Berufung auf Branchenkreise berichtet. "Das wird eher positiv als negativ gesehen und die Celesio-Aktie könnte heute deshalb besser als der Gesamtmarkt abschneiden", sagte ein Händler. Ein nachhaltiger Effekt für die Papiere sei davon aber nicht zu erwarten.
Angesichts schwacher Vorgaben aus Asien und Amerika hatten die Beobachter in Banken und Brokerhäusern zunächst damit gerechnet, dass der Dax leicht unter seinem Vortagesniveau in den Handel starten dürfte. Die US-Börsen hatten ihre Verluste nach Handelsschluss in Europa zum Teil ausgeweitet: Der Nasdaq-Composite verlor 1,7 Prozent, nachdem er zuvor rund 1,4 Prozent im Minus notiert hatte. Der Dow-Jones-Index gab 1,4 Prozent, der S&P-500-Index 1,7 Prozent nach.
In Tokio lag der Nikkei am Freitag kurz vor Handelsschluss 1,8 Prozent im Minus. Die Sorgen um die weitere Entwicklung der US-amerikanischen Wirtschaft hatten den Yen zum Dollar laut Händlern erneut gestärkt und damit die japanischen Unternehmen mit hohem Exportanteil weiter unter Druck gesetzt. Der Shanghai-Composite verlor 1,1 Prozent.
An der Wall Street sei im späten Geschäft nicht mehr allzu viel passiert, und Asien preise vor allem die schwachen Vorgaben vom Vortag ein, hatte ein Marktbeobachter am Morgen festgestellt. Die Stimmung unter den Anlegern beschrieb ein Händler als leicht gedrückt. Mit dem Ende der Berichtssaison sei ein wichtiger positiver Impulsgeber ausgefallen.
"Der Markt konzentriert daher vermehrt auf Konjunkturdaten, und das sich dort ergebende Bild ist kein schönes", hieß es. Es gebe allerdings derzeit keine Hinweise darauf, dass der Dax aus der recht großzügig nach unten bemessenen Handelsspanne zwischen 5800 und 6300 Punkten ausbrechen werde. Im Gegenteil, der Seitwärtsmarkt könnte sich noch über Monate hinziehen, meinte ein charttechnisch orientierter Beobachter.
Nach Einschätzung von Staud Research ist der Blick im Dax zunächst einmal nach unten in Richtung der Tiefs von 6062 Punkten gerichtet. Kurse deutlich darunter dürften das Börsenklima eisiger werden und die absehbaren Chancen auf ein Minimum zusammenschmelzen lassen. Die in diesem Fall erste Anlaufstation wären die um rund 5800 Punkten gebildeten Unterstützungen. Für alles andere sei eine rasche Rückkehr über die aktuellen Erholungshochs von 6230 Punkten unabdingbar.
Als positiv für die Stimmung führte ein anderer Beobachter die anhaltenden M&A-Aktivitäten an. Abgesehen von dem Intel-Angebot für McAfee verfolgen Analysten vor allem das Übernahmeangebot von BHP Billiton für den Düngemittelriesen Potash mit großem Interesse. BHP bietet für den K+S-Rivalen Potash mindestens 39 Mrd. Dollar. Sollte es in den kommenden Wochen und Monaten zu weiteren größeren Deals kommen, sollte das auch die Notierungen an den weltweiten Börsen stützen. Auch erholten sich die Märkte immer wieder schnell von Schocks wie etwa den jüngsten Spekulationen über eine Herunterstufung des Länderratings von Frankreich.
Der Handel am Freitag dürfte zumindest nach Einschätzung einzelner Marktteilnehmer sehr ruhig verlaufen. Nach der Kursfindung zur Eröffnung dürfte bis zum Handelsstart an Wall Street nicht mehr viel passieren, hieß es. Der kleine Verfall am Berichtstag sollte nur eine untergeordnete Rolle spielen. Das Volumen an offenen Positionen erscheine überschaubar.
Nachbörsliches US-Geschehen
In New York hatten die Aktien von Dell und Hewlett-Packard (HP) im nachbörslichen Handel an der Nasdaq Kursverluste verbucht. Die Freude über die unerwartet starken Quartalszahlen der beiden Unternehmen schien schnell zu verfliegen. Dell drehten nach anfänglichen Gewinnen ins Minus und fielen bis 19.59 Uhr Ortszeit um 2,8 Prozent auf 11,70 Dollar. Der Computerhersteller hatte im zweiten Quartal ein Ergebnis je Aktie vor Sonderposten von 0,32 Dollar erzielt und den Umsatz auf 15,5 Mrd. Dollar von 12,8 Mrd. Dollar im vergleichbaren Vorjahreszeitraum gesteigert. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis je Aktie von 0,30 Dollar und einem Umsatz von 15,2 Mrd. Dollar gerechnet. Daneben bestätigte Dell frühere Prognosen für das dritte Quartal. Demnach strebt das Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr eine Umsatzsteigerung um 14 bis 19 Prozent an. Im dritten Quartal 2009 hatte Dell 12,9 Mrd. Dollar umgesetzt.
Hewlett-Packard büßten bis 19.59 Uhr Ortszeit gut ein Prozent auf 40,37 Dollar ein. HP hatte für das dritte Geschäftsquartal einen Gewinn je Aktie von 0,75 Dollar und einen Umsatz von 30,7 Mrd. Dollar gemeldet. Das bereinigte Ergebnis je Aktie betrug 1,08 Dollar. Die Zahlen waren insofern keine Überraschung, als das Unternehmen anlässlich des überraschenden Rücktritts seines Konzernchefs Mark Hurd am 6. August schon vorläufige Eckdaten veröffentlicht hatte.
Quelle: ntv.de, DJ/rts