Freundlich ins Schlussquartal Dax-Future steht auf grün
01.10.2010, 08:15 UhrAnders als zunächst erwartet zeichnet sich am deutschen Aktienmarkt ein freundlicher Auftakt ab. Der Future auf den Dax klettert zu Beginn des letzten Handelstag der Woche ins Plus. Der deutsche Leitindex wechselt damit wohl mit leichten Kursgewinnen ins dritte Börsenquartal 2010.
Der Dax-Future ist am Freitag etwas höher gestartet. Der Terminkontrakt gewann in den ersten Handelsminuten zehn Punkte auf 6251 Zähler. Daraufhin berechneten Banken und Broker den Dax zur Eröffnung 0,2 Prozent höher bei 6242 Stellen. Der Bund-Future stieg um zehn Ticks auf 131,53 Punkte. Der Euro kostete 1,3639 Dollar nach 1,3625 Dollar zum US-Vorabendschluss. Ein Barrel der US-Ölsorte WTI verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 80,39 Dollar.
Am frühen Morgen waren Beobachter noch davon ausgegangen, dass der deutsche Aktienhandel am Freitag etwas niedriger eröffnen dürfte. Marktexperten sahen den deutschen Leitindex wenige Punkte unter seinem Vortagessschluss von 6229 Zählern. Am Donnerstag hatte er in einem wechselvollen Handel um 0,3 Prozent nachgegeben.
Der Markt habe die deutlichen Kursgewinne nach überraschend nicht verteidigen können, meinten Händler mit Blick auf die Entwicklung am Donnerstagnachmittag. Mit Blick auf das Quartalsende sei das überraschend. "Ein bisschen mehr Kurspflege hätten wir heute schon erwartet", sagte ein Händler.
Abgesehen von den US-Daten sorge auch der Einkaufsmanager-Index aus China noch für Unterstützung, hieß es am Morgen. Der Index war von 51,7 Punkten auf 53,8 Zähler gestiegen . "Davon sollten exportorientierte deutsche Unternehmen profitieren", meinte ein Marktteilnehmer. Auf der anderen Seite weisen Händler darauf hin, dass die derzeitige Beanspruchung des Kapitalmarkts durch Platzierungen und Kapitalerhöhungen für Konsolidierungsbedarf spreche.
Neue Impulse dürften am Nachmittag aus den USA kommen, wenn der mit Spannung erwartete ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im September veröffentlicht wird. Im Vorfeld befragte Volkswirte rechnen mit einem Rückgang auf 54 Punkte nach 56,3 Punkten im Vormonat. Zudem werden die US-Bauausgaben im August und das Konsumentenvertrauen bekannt gegeben. Technische Analysten gehen davon aus, dass ein Bruch der 6200er Marke im Dax einen Rückschlag bis in den Bereich um 6150 Punke ermöglichen könnte. Auf Widerstand treffe der Dax demnach bei 6340 Punkten.
Bei den Einzelwerten dürften Investoren am Freitag mit dem Ende des Bezugsrechtehandel auf die Deutsche Bank schauen. "Normalerweise drücken nicht ausgeübte Rechte zum Abschluss des Handels auf den Kurs", so ein Händler. Allerdings könnte gerade die Spekulation auf fallende Kurse die Aktie stützen. Vorbörslich notierte das Papier 0,5 Prozent fester.
Mit Druck auf den Aktienkurs rechneten Händler bei der Commerzbank. Sie verwiesen auf einen Bericht der "FAZ", demzufolge die Commerzbank noch im laufenden Jahr ihr Kapital erhöhen könnte. Das sei zwar nicht neu, entsprechende Berichte habe es bereits gegeben, hieß es. "Die Aktien der Deutschen Bank sind mit der Kapitalerhöhung deutlich gefallen, das stimmt die Anleger mit Blick auf die Commerzbank vermutlich vorsichtig", so ein Händler. Vor Handelsbeginn lag die Aktie jedoch 0,3 Prozent fester.
Keine nachhaltige Stütze für den Aktienkurs erwarten Händler von einem Aktienrückkaufprogramm bei RWE. Das Unternehmen will bis spätestens 5. November bis zu 650.000 Stämme zurückkaufen und diese in Belegschaftsaktien umwandeln. "Der Rückkauf ist zu klein, um dem Kurs wirklich zu helfen", so ein Marktteilnehmer. Die Aktie sei zwar stark überverkauft, der Abwärtstrend sei aber in allen Zeitebenen intakt. Der Beschleunigungsabwärtstrend seit Mitte September erzeuge bei knapp 50 Euro einen ersten Widerstand, meinte ein chartechnisch orientierter Beobachter.
Keine Überraschung lag Händlern zufolge in der Platzierung von 11 Mio. Brenntag-Aktien durch die Deutsche Bank. "Die Lock-Up-Period ist am Mittwoch abgelaufen, und die Private-Equity-Gesellschaften bekommen auf andere Art und Weise derzeit kaum Geld", erklärte ein Marktteilnehmer. Die Aktien hätten seit März 13 Prozent gewonnen, da sei ein Verkauf lukrativ. Der Kurs dürfte erst einmal unter der Platzierung leiden, hieß es. "Möglicherweise ist der Parkett-Schlusskurs von 60 Euro ein Indiz, wo die Reise hingeht", so ein Marktteilnehmer.
Nach oben dürften Erholungsansätze bei Brenntag durch die Platzierung und mögliche Gewinnmitnahmen in der Folge erst einmal gedeckelt sein. Ein weiterer Marktteilnehmer ergänzt, weitere Platzierungen durch die gleichen Häuser seien in der Zukunft möglich. Die Stücke kommen von Bain Capital, BC Partners und Goldman Sachs. Die Deutsche Bank wollte die Platzierung am Donnerstag abgeschlossen haben.
Wie im Dax hatten die Anleger am Donnerstag auch an den New Yorker Börsen Gewinne mitgenommen. Die US-Indizes bewegten sich im Vergleich zum Handelsschluss in Europa aber kaum noch. Der Dow-Jones-Index verlor 0,4 Prozent, der S&P500 und der Nasdaq-Composite schlossen jeweils 0,3 Prozent tiefer. Der Nikkei-Index lag am Freitag kurz vor Handelsschluss 0,5 Prozent höher. Der Shanghai-Composite stieg sogar um 1,7 Prozent.
Die Dax-Futures waren am Vorabend von den am Nachmittag erreichten Hochs zurück gekommen. Das Tageshoch lag bei 6348 und das Tagestief bei 6193,5 Punkten. Der Future war gemeinsam mit dem S&P-500-Index zurück gekommen, nachdem dessen Ausbruch über 1150 Punkte keinen Bestand gehabt hatte. "Sollte er wieder nach unten durchbrechen, wäre das ein schlechtes Zeichen", hatte ein Händler bereits im Tagesverlauf gesagt.
Blick auf die Konjunkturseite
Der deutsche Einzelhandel hat seinen Aufwärtstrend im August fortgesetzt. Der Umsatz lag um 3,3 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, teilte das Statistische Bundesamt mit. Für den vierten Anstieg in Folge sorgte vor allem die starke Nachfrage nach Bekleidung, Möbeln und Drogeriewaren. Beide Monate zählten jeweils 26 Verkaufstage. Inflationsbereinigt (real) stieg der Umsatz um 2,2 Prozent. Von Reuters befragte Analysten hatten sogar ein Plus von 3,5 Prozent erwartet. Verglichen mit dem Vormonat legte der Umsatz saisonbereinigt um 0,1 Prozent zu, während er real um 0,2 Prozent schrumpfte.
Der Einzelhandelsverband HDE erwartet in diesem Jahr ein Plus von 1,5 Prozent. Von Januar bis August lagen die Einnahmen mit plus 2,0 Prozent deutlich über dieser Marke. Die Chancen für anhaltend gute Geschäfte stehen angesichts der stark gesunkenen Arbeitslosigkeit nicht schlecht. Die GfK-Forscher ermittelten für Oktober den höchsten Wert ihres Konsumklima-Barometers seit Mai 2008.
Quelle: ntv.de, mmo/DJ/rts