Chartprognose Dax auf Entscheidungslevel
10.05.2010, 06:00 UhrAnleger, die Kaufpositionen auf den Dax oder zugehörige Wertpapiere im Depot haben, sind in der vergangenen Woche kräftig ins Schwitzen geraten. Ausgehend vom Jahreshoch hat der Dax mehr als 600 Punkte und damit rund 10 Prozent an Wert verloren. Sorgen sollte dabei weniger das Ausmaß als die Geschwindigkeit, meint Chartanalyst Rüdiger Born von Avantus Traders.

Rüdiger Born
Daß beim Dax nach dem mehr als ein Jahr andauernden recht stabilen Kursanstieg eine Konsolidierung folgen muss, lag gleichermaßen auf der Hand wie in der Luft. Immerhin hat der Index nämlich mit seinem letzten Anstieg bis sogar jenseits der 6300er Marke im April ein längerfristiges Widerstandsgebiet durchwatet und war darin stecken geblieben. Das schrie förmlich nach einem Rücksetzer, wenngleich viele Marktteilnehmer bei all den Jubelrufen über neue Hochs die Warnsignale überhört zu haben schienen.
Jedenfalls hat der Dax mit seinem rasanten Ausverkauf die Unterstützungszone um etwa 5700 Punkte erreicht, die nun zumindest kurzzeitig gute Chancen auf eine Zwischen-Rally bietet. Dennoch sollte man sich nichts vormachen. Aktuell ist die Abwärtsrichtung Trumpf und jedwede Kursanstiege eher als kurzzeitiges Intermezzo einzustufen. Trotzdem kann der Anstieg durchaus bis 6000 Punkte, unter Umständen sogar nochmals darüber gehen. Im extremen Fall wäre sogar ein Anstieg bis jenseits des diesjährigen Jahreshochs denkbar. Doch Vorsicht! Man sollte sich nicht von einer vermeintlich tollen Erholung am Markt einlullen lassen. Die Risiken auf der Abwärtsseite bleiben hoch und haben sich angesichts der gegenwärtigen Situation sogar noch verschärft.
Wer also kurzfristig reagieren kann, freut sich über die aktuelle Marktsituation, bietet sie doch wieder gute Einstiegsmöglichkeiten. Allerdings erfordert das aktuelle Marktumfeld auch schnelle Reaktionsmöglichkeit und ein aktives Managen der Stops. Diese sollten nämlich regelmäßig nachgezogen werden, sobald der Kurs sich in die richtige Richtung bewegt hat. Es ist nämlich deutlich besser, ohne Gewinn mit +/- Null ausgestoppt zu werden, als nach einer anfänglich richtigen Kursbewegung doch noch voll ins Minus zu laufen. Kapitalschutz bleibt oberstes Gebot! Wer letzte Woche aktiv auf der falschen Seite im Markt dabei war, würde dies blind unterschreiben.
Für denjenigen, der auch die Abwärtsrichtung spielen kann, wären Shorts an den nun etwas oberhalb liegenden Widerstandsmarken eine lukrative Einnahmemöglichkeit, denn vermutlich zunächst bei 5900, sicherer allerdings bei 6000 Punkten ist mit Widerständen zu rechnen, die perfekte Short-Gelegenheiten böten. Gleiches übrigens an der 6100er Marke, wenn der Kurs doch überschießen sollte.
Ein elementarer Tipp zum Abschluss: dynamische Märkte wie diese eignen sich nicht für zu enge Stopps. Daher lieber den Stopp in die zweite Reihe setzen, aber dafür die Positionsgröße anpassen, sprich deutlich verringern. Ihr Handelskonto wird es Ihnen danken.
Euro - Unterstützung naht
Der Euro hat gleichermaßen im internationalen Vergleich wie auch im Verhältnis zum US Dollar deutlich an Höhe verloren. Manch ein Euro-Halter hat sich beim Blick auf den Chart die Augen gerieben, nachdem der Kurs binnen eines halben Jahres rund 25 Cent verloren hat. Über lange Zeit waren die Unterstützungen beim weltweit wohl wichtigsten Währungspaar sehr dünn gesät und entsprechend wirkungslos. Auch der charttechnische Support bei rund 1,29 hatte keinerlei Effekt gezeigt, der Kurs war einfach durchgerutscht.
Doch nun steht im Bereich der 1,25 eine neuerliche Marke an, die auch verlaufstechnisch gute Chancen auf einen Abpraller bietet. Dieses Szenario muss zwar längst nicht zu neuen Hochs führen, doch so mancher Marktteilnehmer würde sich schon über Kurse oberhalb der 1,30 riesig freuen.
Bis rund 1,31 hat die europäische Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback Platz, dann erst fangen die nächsten charttechnischen Widerstände aus der Abwärtsbewegung an. Dies soll aber nicht hießen, dass es in der Folge nicht sogar noch höher klettern kann, doch soweit sollte es - wenn überhaupt - erst in einer späteren Teilbewegung der anstehenden Aufwärtskorrektur kommen.
Doch eins nach dem anderen. Irgendwann jetzt sollte es demnach für den Euro nach oben gehen, wobei der Startpunkt auch nochmals etwas tiefer liegen kann. Handelstechnisch ist das genau die Crux: denn ein sofortiger Kaufeinstieg könnte gut und gerne noch mal ausgestoppt werden, wenn der Kurs sich auf die untere Unterstützung aus den Herbsttiefs aus dem Jahr 2008 herablässt. Daher sollten Positionen so dimensioniert sein, dass man ggf. mehrmals ausgestoppt werden darf, bevor es nach oben geht und trotzdem keinen schwerwiegenden Verlust im eigenen Kapital erleidet. Entsprechende mentale Stärke natürlich vorausgesetzt. Dabei sollte die 1,31er Marke als erstes Ziel im Auge behalten werden. Da die Chancen dann für einen Rücksetzer wieder steigen, wäre dieses Niveau ein guter Punkt für Gewinn- oder zumindest erste Teilgewinnmitnahmen.
Quelle: ntv.de