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Vor dem Zinsentscheid der EZB Dax im Plus erwartet

Trend zur Gleitsichtbrille: Händler erkennen "gemischte" Zahlen.

Trend zur Gleitsichtbrille: Händler erkennen "gemischte" Zahlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Vor der geldpolitischen Weichenstellung in Frankfurt rechnen Händler am deutschen Aktienmarkt mit einem vorsichtig-freundlichen Einstieg in den Donnerstagshandel. Die Vorgaben aus Asien und Übersee sind vielversprechend. Im Blick der Anleger stehen Titel wie Deutsche Bank, ThyssenKrupp und Fielmann.

Ein ordentliches spätes Geschäft an Wall Street und die Widerstandsfähigkeit, mit der die asiatischen Börsen die Zinsanhebung in China weggesteckt haben, dürften den deutschen Aktienmarkt freundlich in den Donnerstag starten lassen. Vor neuen US-Konjunkturdaten und der Zinsentscheidung der EZB rechnen Beobachter allerdings am deutschen Aktienmarkt mit einem vorsichtigen Handel. Banken und Broker sagten für den Dax zur Eröffnung ein leichtes Plus von 0,5 Prozent auf 7467 Zähler voraus. Aus dem Lager der charttechnisch orientierten Beobachter hieß es, der Dax sei "nach unten bei 7320 und 7260 Punkten unterstützt". Den nächsten Widerstand auf dem Weg nach oben erkannten die Experten bei etwa 7450 Punkten.

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Angesichts der für den frühen Nachmittag abstehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) rechnen Händler zunächst nicht mit größeren Sprüngen. Beobachtern gilt es als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter um Präsident Jean-Claude Trichet zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Geldpolitik straffen und den Leitzins um 25 Basispunkte auf dann 1,50 Prozent anheben werden. Bis Ende 2011 dürfte dann noch ein weiterer Schritt in dieser Größenordnung folgen.

Was wird Trichet sagen?

Daneben dürfte sich Trichet wohl auch zur Schuldenkrise in der Eurozone äußern. Interessant für die Finanzmärkte dürfte hier vor allem die Frage sein, ob die Notenbank auch im Fall einer Herunterstufung griechischer Anleihen auf einen sogenannten "Teilausfall" (Selected Default) durch die Ratingagenturen die betroffenen Staatsanleihen weiter als Sicherheit akzeptieren wird. Die Ratingagenturen haben zuletzt mehrfach davor gewarnt, dass sie die Umsetzung eines Plans zur Laufzeitverlängerung griechischer Anleihen unter Einbeziehung privater Gläubiger als Zahlungsausfall werten werden. Für Banken spielt die Hinterlegung von Staatsanleihen eine wichtige Rolle bei der Refinanzierung.

"Auf der anschließenden Pressekonferenz wird Trichet wohl einen eher 'dovishen' Tonfall anschlagen und damit wenig Raum für darüber hinaus gehende Zinserhöhungsfantasien schaffen", sagte Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen. Allerdings werde es der Franzose vermeiden, das Ende des Straffungskurses zu proklamieren. "Sollte Trichet zudem durchblicken lassen, dass sich die EZB-Politik von der Schuldenkrise im Euroraum weniger beeinflussen lässt als allgemein erwartet, könnten Zweifel bei denjenigen Marktteilnehmern aufkommen, die nicht mehr mit einer weiteren Zinserhöhungen rechnen."

Auch in Großbritannien steht eine geldpolitische Entscheidung auf der Agenda. Allerdings dürften die Währungshüter um Bank-of-England-Governor Mervyn King trotz hoher Teuerungsraten den Leitzins zunächst weiter unverändert lassen. Zu schwach ist die konjunkturelle Lage im Vereinigten Königreich noch immer. Auch das Volumen des Kaufprogramms für Wertpapiere sollte mit 200 Mrd. britischen Pfund bestätigt werden.

Aus den USA steht am Nachmittag der ADP-Arbeitsmarktbericht an. Ökonomen erwarten, dass die Zahlen des Abrechnungsdienstleisters für Juni die Schaffung von 95.000 Stellen im privaten Sektor der größten Volkswirtschaft der Welt zeigen werden. Er gilt als wichtiger Vorläufer des für Freitag angekündigten offiziellen US-Arbeitsmarktberichts.

Blick auf die Einzelwerte

Die Deutsche Bank hat eigenen Angaben zufolge einen neuen Kaufinteressenten für die BHF-Bank gefunden. Nun werde exklusiv mit Kleinwort Benson, der Banktochter des Brüsseler Finanzinvestors RHJ International, verhandelt, teilte die Deutsche Bank mit. RHJ wird von dem früheren Dresdner-Bank-Investmentbanker Leonhard Fischer geleitet. Die Private-Equity-Gesellschaft will sich künftig auf Beteiligungen an Banken konzentrieren und hatte dazu im vergangenen Jahr von der Commerzbank den britischen Vermögensverwalter Kleinwort Benson gekauft. RHJ erklärte, die BHF solle als eigene Marke erhalten bleiben. Der Verkauf der mit Sal. Oppenheim übernommenen BHF-Bank an die liechtensteinische Fürstenbank LGT war im Frühjahr überraschend am Widerstand der Bankenaufsicht BaFin gescheitert. An der ersten Bieterrunde hatte sich RHJ Kreisen zufolge nicht beteiligt.

Im vorbörslichen Geschäft drückte der Verkauf eigener Aktien ThyssenKrupp ins Minus. Bei Lang & Schwarz lagen die Aktien 3 Prozent im Minus. Am Mittwoch waren die Titel mit einem Abschlag von 0,5 Prozent auf 34,75 Euro aus dem Handel gegangen. "Das wird die Aktie nur kurzfristig unter Druck bringen", sagte ein Händler. Dauerhaft sei das aber keine Belastung. ThyssenKrupp will durch den Verkauf seine Schulden reduzieren. Händler verwiesen auf Medienmeldungen, wonach die Spanne von 32,95 bis 33,95 Euro reicht.

Hinter der ersten Reihe befassten sich Händler mit der Optiker-Kette Fielmann: Die Geschäftszahlen aus dem ersten Quartal wurden parallel zur anstehenden Hauptversammlung in einer ersten Einschätzung aus dem Handel als "gemischt" eingestuft. Während der Umsatz gegenüber dem ersten Quartal zugelegt habe, hinke das Ergebnis nach Steuern leicht hinterher, hieß es. Mittelfristig sei die "Wachstumsstory" jedoch "intakt". Charttechnisch befinde sich die Aktie in einem intakten Aufwärtstrend, fügte ein Beobachter hinzu. Nach einem Allzeithoch am Dienstag bei 80,24 Euro habe die Aktie leicht konsolidiert, eine Unterstützung sei charttechnisch bei 75,50 Euro zu erkennen. Vorbörslich ging es für Fielmann um 0,3 Prozent nach unten.

An der Wall Street hatten die großen Indizes im Schlussgeschäft nach Handelsschluss in Europa am Mittwoch durchweg zugelegt: Der Dow-Jones-Index stieg um 0,5 Prozent, der S&P500 um 0,1 Prozent und der Nasdaq-Composite um 0,3 Prozent. Zum Frankfurter Xetra-Schluss hatten sie kaum verändert notiert.

In Tokio und Shanghai tendierten die Börsen am Donnerstag freundlich: der Nikkei-Index lag kurz vor Schluss 0,2 Prozent höher, der Shanghai-Composite 0,4 Prozent.

Quelle: ntv.de, DJ/rts

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